Bad Harzburg. Die Kosten für die Baumaßnahmen am Werner-von-Siemens-Gymnasium in Bad Harzburg entwickeln sich in schwindelerregende Höhen. Von den ursprünglich eingeplanten neun Millionen Euro sei der Landkreis Goslar inzwischen weit entfernt. Aktuell werde für die Sanierungs- und Anbauarbeiten mit einer Summe von 17.3 Millionen Euro kalkuliert, was fast einer Verdoppelung entspricht, heißt es in einer Pressemitteilung des Landkreises am heutigen Donnerstag.
Landrat Dr. Alexander Saipa sei ob dieser Nachricht wenig amüsiert und spricht von einer fatalen Entwicklung: „Unsere Haushaltslage ist ausgesprochen ernüchternd, da sind Preissteigerungen in dieser Größenordnung ein schlimmes Signal. Vom beauftragten Planungsbüro, das nach den bisherigen Erkenntnissen eine lückenlose und permanente Verfolgung der Kosten nicht sicherstellte, erwarte ich daher eine sehr gute Begründung und profunde Nachweise, wie es vor allem auch so kurzfristig zu einer derart erheblichen Kostenerhöhung kommen konnte.“
Mehrbedarf von 6 Millionen Euro
Denn noch vor zwei Monaten habe besagtes Planungsbüro gegenüber der Kreisverwaltung bestätigt, dass der Kostenrahmen in Höhe von bislang 11,3 Millionen Euro eingehalten werde. Bereits im Dezember seien Mitarbeiter des Gebäudemanagements indes auf nicht unwesentliche Abweichungen in Ausschreibungsunterlagen gestoßen. Auf gezielte Nachfrage habe das Büro nun eine neue Kostenprognose vorgelegt, die einen Mehrbedarf von sechs Millionen Euro aufweise, berichtet die Kreisverwaltung weiter.
Die bislang genannten Ursachen für den enormen Preissprung seien vielfältig. Neben der anhaltend schwierigen Marktlage mit deutlich gestiegenen Bau- und Materialkosten würden die Landkreis-Gebäudemanager in einer langen Liste unter anderem den maroden Zustand des Aula-Daches als Standort für die neue Lüftungsanlage, die Umplanung der Fassadenkonstruktion aufgrund von Brandschutzvorgaben, Fehlplanungen bei den Freianlagen, nicht eingeplante Anbindung der Sprachalarmierungsanlage an die bestehenden Systeme, Bauzeitverzögerungen, fehlende Berücksichtigung der digitalen Medienausstattung sowie fachliche Fehleinschätzungen bei der Wahl des Innenputzes als Kostentreiber anführen.
"Sind entsprechend bedient“
Thomas Kruckow, Leiter des Fachdienstes Gebäudemanagement, erklärt, dass eine derartige Baukostenerhöhung nicht erwartbar gewesen sei und ihn und sein Team kalt erwischt habe. „Preissteigerungen bei Baumaßnahmen sind für uns sicherlich kein Novum, auch beim Werner-von-Siemens-Gymnasium mussten wir in Abweichung zur bisherigen Kostenplanung bereits Mehrkosten in Höhe von rund zwei Millionen Euro einplanen. Mit weiteren sechs Millionen haben wir auf Grundlage der Informationen, die uns von Seiten des beauftragten Planungsbüros zur Verfügung gestellt wurden, wirklich nicht gerechnet und sind entsprechend bedient“, so Kruckow.
Landkreis behält sich rechtliche Schritte vor
Landrat Dr. Alexander Saipa betont, dass er nachvollziehen könne, wenn Politik und Bevölkerung nun Fragen stellt: „Angesichts dieser Entwicklung ist es nur allzu verständlich, wenn wir kritisch hinterfragt werden, denn wieder Mal bestätigt sich das Bild, dass die öffentliche Hand Bauprojekte nicht im anfangs kalkulierten Kostenrahmen zu Ende bringen kann. Ich stelle mich an diesem Punkt jedoch ganz deutlich vor die Mitarbeitenden meiner Verwaltung, denn die Ausführungsplanung ist branchenüblich an ein Planungsunternehmen vergeben worden. Selbstverständlich werden wir unseren Teil zur erforderlichen Transparenz beitragen, behalten uns aber auch rechtliche Schritte vor.“
Eine Trennung vom zuständigen Planungsbüro werte das Gebäudemanagement des Landkreises als schwierig. Dieser Schritt hätte weitere zeitliche Verzögerungen und Kostensteigerungen zur Folge.
Schulbetrieb sichergestellt
Der anvisierte Fertigstellungstermin im Sommer diesen Jahren könne nicht gehalten werden. Glücklicherweise sei es dem Gebäudemanagement gelungen, die Nutzungsdauer der Mietcontainer zu verlängern, so dass der Schulbetrieb sichergestellt ist.
Das Bauvorhaben, das in zwei Abschnitte unterteilt wurde, laufe derweil weiter. Der erste Bauabschnitt mit dem Neubau und der Verlagerung der Heizzentrale sowie dem Neubau der Umkleideräume für die kleine Sporthalle wurde bereits Ende 2023 fertiggestellt. Die Kosten dafür beliefen sich auf 4,4 Millionen Euro.
Der zweite Bauabschnitt mit Abriss der alten Heizzentrale und des ehemaligen Umkleidetraktes sowie der Errichtung des dreigeschossigen Schulneubaus werde aktuell umgesetzt.