Zwei Jahre Mindestlohn: Mehr Gastro-Jobs im Kreis Goslar


Der Mindestlohn ist auf 8,84 Euro geklettert. Foto: NGG
Der Mindestlohn ist auf 8,84 Euro geklettert. Foto: NGG | Foto: NGG

Goslar. Ein „Cent-Lohn-Plus“ quer durch alle Jobs und Branchen, das einer Vollzeitkraft aber weit über 50 Euro pro Monat bringt. Ob Küchenhilfe oder Verkäuferin: Wer im Landkreis Goslar nur den gesetzlichen Mindestlohn bekommt, verdient mehr Geld – und zwar 34 Cent pro Stunde.


„Genau zwei Jahre gibt es den gesetzlichen Mindestlohn. Und jetzt ist er zum ersten Mal geklettert – auf 8,84 Euro“, sagt Manfred Tessmann von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG). Die NGG Süd-Ost-Niedersachsen ruft alle Mindestlohn-Beschäftigten im Kreis Goslar auf, einen „Januar-Lohn-Check“ zu machen. „Sobald die Lohnabrechnung vorliegt, sollte jeder seinen Stundenlohn bis auf den letzten Cent nachrechnen. Die tatsächlich geleisteten Stunden und das Geld müssen dabei am Ende passen“, so Tessmann. Der NGG-Geschäftsführer warnt zudem vor „Lohn-Tricksereien durch die Hintertür“: „Es ist eine beliebte Chef-Masche, die Menschen länger arbeiten zu lassen, die Überstunden dabei aber nicht zu bezahlen. Das ist illegal.“

Rund 460 Frauen weniger sind arbeitslos gemeldet als bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns


Vom „Schreckgespenst Mindestlohn“ spricht keiner mehr, so die NGG Süd-Ost-Niedersachsen. „Auch Arbeitgeber, die vor dem gesetzlichen Mindestlohn als ‚Job-Killer‘ und ‚Konjunktur-Bremse‘ gewarnt haben, sind in der Realität angekommen und kleinlaut geworden. Der absolute ‚Pflichtlohn für den Chef‘ ist auch von den Arbeitgebern akzeptiert. Mehr noch: Er hat sich bewährt und dazu beigetragen, die ruinöse Dumpinglohnspirale nach unten zu stoppen“, sagt Manfred Tessmann. Als Zwei-Jahres-Bilanz zum Mindestlohn hat die NGG jetzt eine Beschäftigungsanalyse vorgelegt. Dazu hat das Pestel-Institut in Hannover Arbeitsmarktdaten der Bundesagentur für Arbeit im Auftrag der Gewerkschaft untersucht. Im Fokus dabei steht auch die Job-Entwicklung im Kreis Goslar.


Gerade Hotels, Pensionen, Restaurants und Gaststätten im Kreis Goslar haben, so die NGG Süd-Ost-Niedersachsen, in der Mindestlohn-Phase mehr Personal eingestellt: Hier arbeiteten vor einem halben Jahr rund 2.590 Menschen mit einem sozialversicherungspflichtigen Job. Im Vergleich zu 2014 macht das ein Plus von 3,3 Prozent. Die NGG Süd-Ost-Niedersachsen hatte sich für den gesetzlichen Mindestlohn stark gemacht. Der Gewerkschaft ging es dabei insbesondere auch um die Situation der Frauen. „Denn viele von ihnen wurden mit Niedrigstlöhnen abgespeist. Jetzt profitieren gerade sie von einem steigenden Mindestlohn“, sagt Manfred Tessmann. So seien im Landkreis derzeit rund 460 Frauen weniger arbeitslos gemeldet als bei der Einführung des gesetzlichen Mindestlohns vor zwei Jahren. Doch für Manfred Tessmann ist beim Mindestlohn noch „deutlich Luft nach oben“. Der NGG-Geschäftsführer spricht sich für eine rasche Anhebung des untersten Lohnsockels aus: „Wir müssen Richtung 10 Euro pro Stunde – und dann weiter. Da werden wir dranbleiben. Denn alles unter einem Stundenlohn von 11,50 Euro ist Niedriglohnbereich. Und der bedeutet später Altersarmut.“


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