Region. Immer wieder meldet die Polizei, dass Bürger von ihren Schusswaffen Gebrauch machen und Probleme "auf ihre Weise selber lösen". regionalHeute.de hat bei der Polizeidirektion nachgefragt, ob es in den vergangenen zwei Jahren tatsächlich zu einem vermehrten Schusswaffengebrauch von Bürgern kam.
Ob Schreckschuss, Luftdruck oder größeres Kaliber - immer wieder ziehen Bürger der Region eine Waffe und bedrohen damit Familienmitglieder, Nachbarn, Freunde, Bekannte oder auch Unbekannte und selbst Polizisten. Dabei ist im ersten Moment für den Bedrohten gar nicht auszumachen, ob es sich tatsächlich um eine tödliche Waffe handelt. Das wurde auch im Oktober 2018 einem Braunschweiger zum Verhängnis. Der Mann war von Polizisten erschossen worden, weil er mit einer Waffe auf diese zuging - einer Schreckschusspistole, wie sich später herausstellte.
Erst in der vergangenen Woche wurde am helllichten Tag in Gifhorn auf einen Mann geschossen. Der Täter konnte kurze Zeit später gefasst werden, das Opfer wurde schwer verletzt. Im April wurde in Braunschweig auf offener Straße das Feuer eröffnet und mehrere Schüsse auf ein Auto abgefeuert. Im Januar wurden in Peine sogar Schüsse auf einen Streifenwagen abgegeben und im Januar 2019 wurde in Salzgitter ein 25-Jähriger erschossen. Im Dezember des vergangenen Jahres hatte ein Wolfsburger die Waffe gezogen und auf die Schwester seiner Ex-Frau geschossen. Und nicht zu vergessen: Die Hinrichtung einer jungen Frau im Mai 2018. Ein 38-Jähriger - inzwischen verurteilte - Mann hatte seiner Ex-Freundin auf offener Straße in den Kopf geschossen.
Kein Anstieg der Fälle
Die Beispiele, die man aufführen könnte, sind endlos. Und doch sagt Thorsten Ehlers, Sprecher der Polizeidirektion Braunschweig, dass es in den vergangenen zwei Jahren keinen Anstieg der Fälle gab, bei denen Bürger eine Waffe einsetzten. Genaue Zahlen liefert Ehlers jedoch nicht. "Im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Braunschweig sind die Fälle, bei denen Bürger Schusswaffen mitgeführt haben, rückläufig. Ereignisse mit Schusswaffengebrauch - gedroht beziehungsweise geschossen - durch Bürger im Zeitraum 2018 bis 2020 verzeichnen jeweils leichte Schwankungen im mittleren, beziehungsweise oberen zweistelligen Bereich. Die durch Schusswaffen verletzten Menschen würden im unteren zweistelligen Bereich liegen, sagt Ehlers. Auf die Frage, wie viele Menschen durch eine Schusswaffe getötet worden sind, gibt es ebenfalls nur vage aussagen. " Zur Frage, in wie vielen Fällen der (Schusswaffen-) Einsatz tödlich endete, können wir Ihnen keine Zahlen nennen, da hier teils laufende Ermittlungsverfahren tangiert werden bzw. schutzwürdige Interessen einzelner Personen", so Ehlers.
Auszug unserer Berichterstattungen, bei denen Bürger Schusswaffen eingesetzt haben
In der Silvesternacht 2017/2018 wurde ein 12-jähriges Mädchen durch einen Schuss schwer verletzt.
Am 28. Mai 2018 wurde in Salzgitter eine vierfache Mutter durch einen Kopfschuss auf offener Straße hingerichtet.
Am 9. September 2018 richtete ein Mann in Schöppenstedt seine Waffe auf zwei Polizisten. Später wurde er zu fünf Jahren Haft verurteilt.
Am 11. November 2019 wurde ein Paar in seiner Braunschweiger Wohnung überfallen und mit einer Pistole bedroht. Der Fall löste einen Großeinsatz in Salzgitter und Braunschweig aus.
Am 26. Januar 2019 wurde ein 25-Jähriger in Salzgitter bei einer Schießerei getötet.
Am 11.April 2019 wurde ein Mann in Salzgitter Fredenberg von Polizisten erschossen. Zuvor soll der Mann selbst einen 22-Jährigen erschossen haben.
Am 13. Dezember 2020 schoss ein Mann aus Wolfsburg in Uetze auf die Schwester seiner Ex-Partnerin, er wurde später in Peine festgenommen und verurteilt.
Ebenfalls im Dezember 2020 wurden in Vechelde mehrere Schüsse auf Autos abgefeuert- darunter auch ein Streifenwagen.
Am 17. März 2021 zog ein Mann seine Waffe, nachdem er mit einem LKW-Fahrer in Streit geraten war.
Am 17. April 2021 kam es im westlichen Ringgebiet in Braunschweig zu einer Schießerei auf offener Straße. Die mutmaßlichen Täter müssen sich derzeit vor Gericht verantworten.
Am 7. Juni 2021 stürmte ein 23-Jähriger in eine Reha-Einrichtung in Königslutter und drohte, seiner Ex-Freundin mit einer Schusswaffe etwas anzutun.
In der Nacht auf den 18. Juli 2021 wurden Polizisten in Mascherode mit einer Schusswaffe bedroht.
Am 22. August 2021 hatte ein Mann in Salzgitter Jugendliche mit einer scharfen Waffe bedroht.
Am 4. Oktober 2021 schoss ein 47-jähriger in Peine von seinem Balkon aus um sich.
Am 20. Oktober 2021 wurde ein Mann in Gifhorn durch einen Schuss schwer verletzt.
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