Grüne oder Weiße Weihnachten? Ein erster Ausblick

Sechs Wochen vor dem Fest bat regionalHeute.de die Experten vom Weather Channel Germany um eine Prognose.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Region. In sechs Wochen ist Weihnachten. Auch wenn es aktuell etwas kälter geworden ist, so hat der Schnee bislang unsere Region weitgehend ausgespart. Doch viele Menschen fragen sich schon jetzt: Wie wird die Situation zu den Feiertagen aussehen? Gibt es Weiße Weihnachten oder bleibt es doch eher grün beziehungsweise vermutlich eher grau? regionalHeute.de bat die Experten vom Weather Channel Germany um einen ersten Ausblick.



"Leider stehen die Zeichen für Weiße Weihnachten alles andere als gut. Denn nicht nur haben wir ein starkes El Niño*, nein, die Monatsmodelle lassen sehr wenig Spielraum für ein Winterwunderland in ganz Norddeutschland", verkündet Jan Schenk, Head of The Weather Channel Germany, die für viele enttäuschende Botschaft. Ein bisschen Hoffnung bleibe aber, wenn man auf das US-amerikanische Wettermodell schaue.

Westwindströmung mit viel Regen und Wind


Die Monatsprognosen sprächen für Grüne Weihnachten in nahezu ganz Deutschland. "Egal welche Monatsprognose man hernimmt, alle zeigen ein starkes Signal über dem Nordatlantik mit Westwinden und milder Luft über Deutschland. Selten waren sich Monatsprognosen so einig, wie in diesem Jahr. Vom Met-Office über den DWD, MeteoFrance oder gar dem japanischen Wetterdienst – dieses Jahr gibt es keine Ausnahme. Alle Modelle zeigen einen milden Dezember an", erläutert Schenk die Prognose.

Die Grafik zeigt die Temperaturabweichung der Luftmassen. In ganz Deutschland muss man sich auf einen warmen Dezember einrichten.
Die Grafik zeigt die Temperaturabweichung der Luftmassen. In ganz Deutschland muss man sich auf einen warmen Dezember einrichten. Foto: Copernicus C3 service


Die Konsequenz: An Weihnachten werde man wohl eher mit Regen und Sturm zu kämpfen haben als mit Schnee. Und das sei auch plausibel, wie der Wetterexperte weiter ausführt. Das starke El Niño im Pazifik sorge in der Regel für starke Westwinde auf dem Nordatlantik bis in den frühen Winter, also auf jeden Fall bis einschließlich Dezember. Es gebe allerdings noch Hoffnung auf einen echten Winter. Und das habe ebenfalls mit El Niño zu tun.

Auf El Niño kommt es an


Wenn man sich das Jahr 2016 anschaue, also das letzte Jahr mit einem ähnlich starken El Niño im Pazifik, so deute alles auf Grüne Weihnachten hin. Aber im Moment sehe es so aus, dass das El Niño eher dem von 2009 ähnele. Und damals sei der Winter deutlich kälter gewesen. "Es könnte also sein, dass es entgegen allen Prognosen doch noch kälter wird. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist eher gering, aber es ist nicht ganz unmöglich", so die Einschätzung von Jan Schenk.

Zwei Faktoren sprächen dafür. Das aktuelle El Niño sei noch eher ein sogenanntes Modoki-El Niño. Das heißt, dass die höchsten Temperaturabweichungen nicht vor Südamerika zu finden sind, sondern mitten im Pazifik. Das verändere die Fernwirkungen auf Deutschland deutlich. Zum anderen gebe es noch einen Stratosphärenwind der Quasi-Zweijährigen-Schwingung, die sich, anders als 2016, in der östlichen Phase befinde. "Das wiederum heißt, dass der Polarwirbel geschwächt wird und sich eher Hochdruckgebiete im Nordatlantik bilden können. Das bedeutet für Deutschland in der Regel Nordanströmung und polare Kaltluft", so der Mann vom Weather Channel.

Kommt die Kälte zu früh?


Tatsächlich deute das US-Wettermodell in den mittelfristigen Wetterprognosen stärkeren Hochdruck ab Mitte Dezember an. "Allerdings auch nur für die Woche vor Weihnachten", schmälert Schenk die Hoffnung für Fans von Weißen Weihnachten gleich wieder. Es könne also sein, dass es kurz vor Weihnachten kalt werde, vielleicht sogar mit Schnee im Tiefland und nicht nur im Harz. Aber es sehe gleichzeitig nach Weihnachtstauwetter aus.

Und so bleibe es bei der Prognose von 80 Prozent für Grüne Weihnachten in ganz Norddeutschland. Ein Funken Hoffnung bleibe allerdings. "Vielleicht ändert sich in den kommenden Wochen ja auch noch was in den Prognosen – es wäre nicht das erste Mal", so das Fazit von Jan Schenk.

* Das Wetterphänomen El Niño ist laut Deutschem Wetterdienst eine „Zirkulationsanomalie“, die durch Veränderungen im Wettersystem ausgelöst wird. Wie genau ist aber noch nicht erforscht. Die Folge sind überdurchschnittlich warme Meeresoberflächentemperaturen im zentralen und östlichen Pazifik in der Nähe des Äquators. Dies kann auch Einfluss auf das Wetter in Deutschland haben.


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