Region. Experten fordern Stadtentwickler zu aktiver Maßnahmenentwicklung zu UV- und Wärmeschutz auf. Der Klimawandel beeinflusst die Gesundheit von Menschen in Städten. Hitzebelastungen nehmen zu und Experten rechnen mit einem steigenden Hautkrebsrisiko, denn: An häufigeren sonnenreichen Tagen werden sich die Menschen vermehrt im Freien aufhalten.
Um Bürgerinnen und Bürgern in ihrem Alltag die Möglichkeit zu geben, sich vor übermäßiger UV- und Wärmestrahlung der Sonne zu schützen, fordern Präventionsexperten eine aktive Auseinandersetzung der Stadtentwicklungspolitik mit diesem Szenario. Zu diesem Ergebnis kam ein Experten-Workshop in Hamburg, der Ende April von der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention e.V. (ADP), der Deutschen Krebshilfe und des Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) durchgeführt wurde.
Klimawandel auch in unserer Region
Die Vorboten des Klimawandels sind bereits heute in Deutschland spürbar. Mit dem anhaltenden Anstieg des CO2-Gehalts der Luft erhöht sich auch die Durchschnittstemperatur der erdnahen Atmosphäre. Insgesamt 16 der 17 wärmsten Jahre seit Beginn der Wetteraufzeichnung fallen allein in den kurzen Zeitraum seit 2001.
Extremwetterereignisse wie Hitzewellen, Trockenperioden und Extremniederschläge nehmen zu. „Beim Klimawandel ist derzeit keine Trendwende in Sicht. Ohne einen ambitionierten Klimaschutz werden die gesundheitlichen Folgen für Mensch und Tier verheerend sein“, so Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaexperte am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel.
Häufigere wärmere Tage verleiten viele Menschen auch zu längeren Aufenthalten im Freien, wodurch sie der UV-Strahlung der Sonne stärker ausgesetzt sind. Außerdem geht der Klimawandel mit sogenannten Niedrig-Ozon-Ereignissen in der nördlichen Hemisphäre einher, welche auch hierzulande im Frühjahr zu ungewöhnlich hohen UV-Werten führen können.
Unsichtbare Gefährdung
„UV-Strahlung können wir nicht wahrnehmen. Das Wärmeempfinden kann bei bewölktem Himmel oder einer kühlen Sommerbrise schnell zu einer Fehleinschätzung der UV-Intensität führen“, betont Prof. Dr. Eckhard Breitbart, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Dermatologische Prävention. Rund 290.000 Menschen erkranken in Deutschland jährlich neu an Hautkrebs, etwa 36.000 davon am gefährlichen malignen Melanom.
Jede hohe UV-Belastung von Kindheitstagen an erhöht das Risiko, im späteren Alter an Hautkrebs zu erkranken. „Vermeiden Sie intensive Sonne, vor allem in der Kindheit“, heißt es daher im Europäischen Kodex zur Krebsbekämpfung der Internationalen Agentur für Krebsforschung (IARC), welcher sich direkt an die Bevölkerung richtet.
UV-Belastung auch auf der Arbeit und in der Schule
Intensive Sonne kann an vielen Orten des Alltags auftreten, wie beispielsweise am Arbeitsplatz, auf dem Schulhof, dem Kita-Außengelände, im Park oder auf dem Fußballplatz. Das UV-Schutz-Bündnis, ein vom Bundesamt für Strahlenschutz initiiertes Expertengremium, fordert darum die deutschlandweite Etablierung verhältnispräventiver Maßnahmen: „Das Lebens- und Arbeitsumfeld der Menschen sollte so gestaltet sein, dass alle, die sich im Freien aufhalten, starker UV-Strahlung ausweichen können. Das ist die Aufgabe der Verhältnisprävention von Hautkrebs“, so Dr. Cornelia Baldermann, Koordinatorin des UV-Schutz-Bündnisses des BfS.
Wichtig für die Stadtentwicklung
In modernen Stadtentwicklungskonzepten spielt die UV-Belastung bisher jedoch kaum eine Rolle. „Erklärtes Ziel der Architektur und Stadtplanung ist es, qualitätsvolle Gebäude und Außenräume zu schaffen. Vor dem Hintergrund extremer werdender Umweltbedingungen im urbanen Kontext wird zukünftig bei der baulichen Gestaltung unserer Städte die Verhältnisprävention eine stärkere Rolle spielen müssen. Um zum Beispiel einer gesundheitsschädlichen UV-Einstrahlung entgegenzuwirken, ist der Einsatz von Verschattungselementen bei der Außenraumplanung ein Baustein zur Schaffung von Lebensqualität in der Stadt.“, betont Dr. Anke Jurleit, Planerin bei Drees & Sommer Infra Consult und Entwicklungsmanagement GmbH.
Über die Gestaltung geeigneter Stadtentwicklungskonzepte, die auch Möglichkeiten zum Schutz vor UV-Strahlung im Alltag berücksichtigen, kann somit langfristig ein wichtiger Beitrag zur Reduktion des Hautkrebsrisikos geleistet werden. Informationen und Empfehlungen hierzu bietet das UV-Schutz-Bündnis unter www.bfs.de/uv-schutz-buendnis sowie das Ergebnispapier des wissenschaftlichen Workshops „Verhältnisprävention von Hautkrebs in urbanen Lebenswelten (Hamburg)“: www.unserehaut.de/de/Lebenswelten/Verhaeltnispraevention/Experten-Workshop.php.
Wichtige Themen dabei sind:
• Kleinräumige Modellierungs- und Visualisierungsmöglichkeiten von UV-Belastungen
• Ganzheitliche baugestalterische Außenraumplanung und Entwicklung von Indikatoren
• Begrünung von Städten
• Sensibilisierung von Akteuren
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