Königslutter. Am gestrigen Mittwoch jährten sich die „Reiseberg-Morde“ zum 85. Mal. Anlässlich der vom DGB-Region Südostniedersachsen veranstalteten Gedenkveranstaltung sprach Dr. Christos Pantazis, stv. Vorsitzender der SPD-Landtagsfraktion und Vorsitzender der SPD Braunschweig, die Gedenkrede und richtete dabei einen deutlichen Appell gegen den Rechtsruck in unserer Gesellschaft.
„Volksverräter, Lügenpresse, Altparteien oder Volksgemeinschaft. Wer solche, eindeutig durch den Nationalsozialismus belegte Begriffe verwendet, kann sich nicht auf den Standpunkt historischer Naivität zurückziehen. Wir können es nicht taten- und widerspruchslos hinnehmen, wenn Politiker heute unwidersprochen das sprachliche Diktum der NS-Rhetorik pflegen und sich das politische Koordinatensystem nach rechts verschiebt. Wehret den Anfängen!“
Pantazis hatte auf Einladung der DGB-Region Südostniedersachsen zum alljährlichen Rieseberg-Gedenken die Hauptrede gehalten. Am 4. Juli 1933 waren in dem Ort bei Königslutter zehn politische Aktivisten aus KPD, SPD, Gewerkschaft und sozialistischen Studentenbunden von Schergen des NS-Regimes brutal ermordet worden: „Diese Morde folgten einem teuflischen Kalkül – dem der Einschüchterung von Menschen, die sich gegen die aufkommende NS-Diktatur gewehrt haben“, erläuterte Pantazis. „Die gute Nachricht ist: Dieses Kalkül der Nationalsozialisten ist nicht aufgegangen. Sie haben vielmehr durch ihre Taten einen Ort geschaffen, der zum Mahnmal für all die Schreckenstaten geworden ist, die das NS-Regime verübt hat.“ Dies sei, wie Pantazis deutlich hervorhob, „beileibe kein ‚Vogelschiss‘ in der deutschen Geschichte, wie es mancher Politiker heute weißmachen möchte“.
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Als Sprecher für Europapolitik der SPD-Landtagsfraktion nutzte Pantazis das Gedenken zugleich für einen Appell zur aktuellen Weltpolitik: „Noch heute werden Menschen wegen ihrer politischen Meinung oder ihres Glaubens von brutalen Regimen verfolgt. In Kenntnis unserer eigenen Geschichte haben gerade wir Deutschen die Verantwortung, auf weltweitere Probleme und unseren Umgang mit ihnen zu achten.“ So sei es nicht nachvollziehbar, in der derzeitigen Asyl-Debatte Flüchtlinge nur als Objekte und Zahlen, nicht jedoch als Subjekte und damit als Menschen zu betrachten: „Wir dürfen hier nicht die Augen verschließen. Es kann
nicht sein, dass die Fluchtursachen in der aktuellen Debatte völlig an den Rand gedrängt werden und nur nach einfachen Lösungen gerufen wird“, so Pantazis.
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