Laufvogel-Suche geht weiter: Das „schnelle" Emu-Einmaleins

von Jan Weber


Emus sind verdammt schnelle Vögel. Symbolfoto: Pixabay
Emus sind verdammt schnelle Vögel. Symbolfoto: Pixabay | Foto: Pixabay

Helmstedt. Ein tierischer Fall beschäftigt seit Wochen die Polizei Velpke. Die Beamten sind einem gefederten „Flüchtling" auf der Spur; allerdings ohne Erfolg. Nun suchen sie nach dem Besitzer des Emus, das sich seit einiger Zeit in der Region aufhalte. Doch mit was für einem „Vogel" haben es die Behörden da eigentlich zu tun? regionalHeute.de fragte nach.


Viele unserer Leser sind sicherlich schon einmal einem Emu im Zoo oder einem Tierpark begegnet. Vielleicht haben junge Backpacker aus der Region sogar schon einmal ein Emu in der freien Wildbahn in „Down Under" gesehen. Von dort kommt der Laufvogel nämlich her. Doch wie verhält man sich, wenn man sich ein „Wettrennen" mit einem Emu ersparen will? regionalHeute.de fragte bei Werner Kolitsch, Tierpfleger beim Tierpark Essehof, nach, um ein „schnelles" Emu-Einmaleins zusammen zustellen.

Was frisst ein Emu?


Ein Emu könne sich von allem Grünen ernähren: Eicheln, Gräser, Beeren. Alles was er jetzt noch finden könne, denn im Winter werde es schon ein bisschen eng für ihn. Ein Emu sei aber prinzipiell überlebensfähig. Sie seien nicht frostempfindlich, da aus einem Federkiel zwei Federn wachsen. Und das ganze füge sich zusammen wie ein Reetdach, sodass er nicht nass werde, wenn es regne. Auf diese Weise könne er auch ohne Weiteres Minustemperaturen vertragen.

Wie verhält sich ein Emu?


„Das kommt auf das Tier an. Das kommt auf die Haltung an. Das kann man schwer sagen.", antwortet Kolitsch auf diese Frage. Man könne nicht alle Tiere über einen Kamm scheren, da sie charakterlich, wie wir Menschen auch, sehr unterschiedlich seien. Von daher könne man nur allgemeine Aussagen treffen und nicht auf ein Tier im Speziellen oder auf das Verhalten eines Tieres in einer gewissen Situation verweisen. Weiterhin sagte er aber, dass „wenn es einen Menschen in der Natur trifft, dann wird es sich normalerweise, wenn es normal geartet ist, versuchen sich vor dem Menschen zurückzuziehen." Die Distanz, die ein Emu dabei zum Menschen einhält, komme jedoch immer darauf an, wie zahm es sei. Auf jeden Fall sei es nicht auf die Welt gekommen, um Menschen anzugreifen.

Wie würde ein Emu angreifen?


„Der würde sich erstmal vor Ihnen aufbauen, das heißt, er würde sich groß machen. Normalerweise ist der Körper gerade, wenn er im Normalzustand rumläuft. Also Beine gerade nach oben, Körper waagerecht, Kopf wiederum senkrecht nach oben.", erläuterte Kolitsch weiterhin. Wenn er in Erregung komme, dann richte er sich auf. Das Hinterteil gehe dabei nach unten und der Oberkörper nach oben. Er mache sich also größer. Dazu mache er Drohgebärden, indem er sich aufplustere und „fauchähnliche" Laute von sich gebe. Wenn diese Warnsignale nicht beachtet werden, dann würde er zutreten. Kolitsch fügte diesbezüglich hinzu: „Die normale Waffe sind die Beine und die sind auch am kräftigsten."

Gibt es hierzulande natürliche Feinde?


Da er hier nicht hin gehöre, habe er eigentlich auch keine natürlichen Feinde. „Ich denke nicht, dass ein Lux an ihn ran geht.", formulierte er. Auch Füchse gingen nicht an ein Emu heran. Ein Emu sei so schnell, dass Lux, Füchse und Wölfe gar nicht hinter ihm her kämen. Das Einzige, was sich Kolitsch vorstellen könnte, das wäre ein Rudel Wölfe, das ein Emu einkreise und dann zuschlage.

Was sollte man machen, wenn man einem Emu über den Weg läuft?


„Ihn in Ruhe lassen.", empfahl Kolitsch. Wenn man einen Hund dabei habe, dann sollte man ihn an die Leine nehmen, sodass der Hund ihn nicht belästige, weil er sonst mit Sicherheit austreten würde. „Stehen bleiben und warten bis das Tier weitergeht oder in einem großen Bogen daran vorbei gehen." In der Tierpflege spreche man von „Fluchtdistanz" und „Angriffsdistanz". Die Fluchtdistanz sei immer die Distanz, die das Tier dulde, ohne sich aufzuregen. Wenn man eine gewisse Distanz zum Tier unterschreite, dann sei man in der Angriffsdistanz und dann sei das Tier angriffsbereit oder mache dieses dann auch.

Wie fängt man ein Emu ein? Tipps für die Polizei und Feuerwehr:


„Das ist sehr schwer. Also wenn wir unsere Emus fangen müssen, dann treiben wir sie irgendwohin, wo wir sie haben wollen.", so Kolitsch. Emus seien sehr kräftig. Ein Mann, der 110 Kilogramm wiegt, könne kein Emu am Boden halten. Auch ein Netzfang würde sich als sehr schwierig erweisen. Am besten sei es, ein Emu in ein Gebäude oder einen Pferdeanhänger reinzutreiben. Auf die Frage nach Betäubungsmitteln erklärte Kolitsch, dass Laufvögel sehr schwierig zu betäuben seien. Laufvögel schlafen nicht ganz ein: „Da ist immer ganz viel Leben drin, auch wenn sie die volle Dröhnung gekriegt haben."

Warum könnte das Emu abgehauen sein?


„Ich weiß auch gar nicht, warum der Emu abgehauen ist, weil sie eigentlich in ihrer Gruppe bleiben. Ich weiß nicht, wo er her kommt, wie er abgehauen ist und wie das zustande gekommen ist, da habe ich keine Aussagen zu treffen.", so Kolitsch. Nur Tiere, die unter großem Stress stehen, würden sich von ihrer Gruppe entfernen.

regionalHeute.de hofft, dass der Emu wieder schnell zu seiner Gruppe zurückfindet.

Lesen Sie dazu:


https://regionalhelmstedt.de/noch-immer-keine-heisse-spur-polizei-sucht-jetzt-emu-besitzer/


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