Erster Asylbewerber in der Feuerwehr Flechtorf aktiv


Flechtorfs Ortsbrandmeister Ralf Sprang beim Rundgang mit Jalal Daoud im Feuerwehrhaus. Foto: Privat
Flechtorfs Ortsbrandmeister Ralf Sprang beim Rundgang mit Jalal Daoud im Feuerwehrhaus. Foto: Privat | Foto: Feuerwehr Flechtorf/privat



Flechtorf. Jalal Daoud ist Asylbewerber in der Gemeinde Lehre und wohnt seit über sechs Monaten in Flechtorf. Seit Daouds Ankunft in Flechtorf faszinierte den Mann die Feuerwehr. Jetzt hat der 30Jährige einen weiteren Schritt zur Integration gemacht und ist aktiv in die Feuerwehr Flechtorf eingetreten.

Als der arabisch sprechende Jalal Daoud vor mehr als zehn Jahren sein Heimatland verließ, war die Zukunft ungewiss. Seine jahrelange, teilweise von Angst geprägte Reise führte den Sudanesen 800 Kilometer zu Fuß durch den Sudan in Richtung Libyen. Von dort aus ging es weiter nach Italien, Frankreich und über Belgien nach Deutschland. Nach einer Zwischenstation in Lehre endete die Reise des Nordost-Afrikaners letztendlich in Flechtorf, wo er auch gerne bleiben möchte. Hier lebt Daoud seit dem Sommer des letzten Jahres als Mitbewohner in einer Flechtorfer Familie.
Sein Freund Hassan, der mittlerweile in Hannover heimisch geworden ist, begleite Daoud auf der gesamten Flucht und war in dieser Zeit ein starker Rückhalt für ihn. Gemeinsam haben sie in Libyen Schafe gehütet und sich das Geld für die weitere Flucht als Köche verdient.

Drei Stunden täglich „drückt“ Jalal Daoud zurzeit die Schulbank, um Deutsch zu lernen. „Das ist eine große Herausforderung“, sagt der Mann, der im Sudan keine Schulausbildung genießen durfte. Ein Bildungssystem wie wir es kennen gibt es in Daouds Heimatland nicht. Im Sudan muss sich jeder das Lesen und Schreiben selbst beibringen, die Lehrer ersetzen in diesem Fall die Familie, berichtet Daoud, dessen Familie (Mutter und Geschwister) er leider in seinem Heimatland zurück lassen musste, sein Vater fiel der Willkür der Militärpolizei zum Opfer.

„Jalal Daoud ist ein talentierter, motivierter, lebenslustiger und kräftiger, junger Mann. Er hilft uns zu Hause, wo er nur kann und ist immer hilfsbereit und aufmerksam. Wir haben lange nach einer zu ihm passenden Aktivität hier im Ort gesucht“, sagt Ursula Spauschus, die den jungen Mann in Flechtorf betreut. Da Daoud von der Feuerwehr fasziniert war und er ein sehr gutes technisches Verständnis hat, welches er schon mehrfach bei handwerklichen Tätigkeiten im Haushalt gezeigt hat, stellte Spauschus den Kontakt mit der Feuerwehr her. Bei einem Besichtigungstermin informierte sich Daoud auch gleich über mögliche Tätigkeitsbereiche in der Flechtorfer Feuerwehr.

Ralf Sprang, Ortsbrandmeister der Feuerwehr Flechtorf, betont: „Wir haben uns über das Interesse sehr gefreut.“ Sprang und seinem Team sei es wichtig, sich an der Integration von Menschen zu beteiligen. „Wir sehen hier eine Chance zur Chance. In Zeiten von rückläufigen Mitgliederzahlen in den Freiwilligen Feuerwehren und des demografischen Wandels haben wir zudem hier eine Möglichkeit, neue, junge und aktive Mitglieder zu gewinnen.“ Sicherlich sei dies auch eine Herausforderung für die Feuerwehren. Dies beginne mit sprachlichen Barrieren und gehe mit kulturellen Unterschieden weiter, ergänzte der Ortsbrandmeister. „Sich gemeinsam aufeinander einzulassen, ist wichtig. Wenn man aufeinander zugeht, lassen sich meist auch individuelle Lösungsansätze finden“, erklärt Sprang.

Daoud spricht schon gut Deutsch, das ist die wichtigste Voraussetzung – so Sprang. Schließlich sei auch bei der feuerwehrtechnischen Ausbildung die Sprache unabdingbar. Ralf Sprang: „Jalal Daoud wird jetzt mit den Grundkenntnissen des Feuerwehrwesens vertraut gemacht, damit er auf die Grundausbildung vorbereitet ist. Wir freuen uns darauf, mit Jalal zukünftig zusammen arbeiten zu dürfen“, sagt Sprang und verweist auf die Kommunikationskampagne des Deutschen Feuerwehrverbandes unter dem Motto "112 Feuerwehr - Willkommen bei uns!". Bereits 2013 wurde die Aktion gestartet, um den interkulturellen Dialog der Feuerwehren mit Menschen mit Migrationshintergrund zu vertiefen. Mehr auch unter: www.112-willkommen.de.

Die Feuerwehr ist eine große Gemeinschaft. Man kennt sich, man vertraut sich und man hilft sich gegenseitig. Die Feuerwehr ist eine tolle Möglichkeit andere Leute zu treffen, woraus langfristige Freundschaften entstehen können.
Egal ob mit 16 oder über 60 Jahren, Frau oder Mann, egal welcher Herkunft oder Religion und egal welche Berufsgruppe! Die Feuerwehren haben Aufgaben und Ziele, die nur durch Teamwork gemeinsam erreicht werden können.
Das Team der Feuerwehr Flechtorf ist stolz darauf, dass es als erste Feuerwehr in der Gemeinde Lehre, mit gutem Beispiel voran gehen kann und das Thema „Integration“ vormachen darf!
Wir hoffen, dass sich noch weitere Feuerwehren dieser spannenden Aufgabe stellen werden, sagt Sprang abschließend.


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