Streik bei Zigarrenhersteller: Höhere Löhne gefordert

Die Arnold André GmbH in Königslutter gelte als einer der größten Player der deutschen Zigarrenindustrie. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten fordert, die Arbeiter mehr an den guten Umsätzen zu beteiligen.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Königslutter. Zigarrendreher im Ausstand: Die Beschäftigten beim Zigarrenhersteller Arnold André in Königslutter legen am Freitagmorgen ihre Arbeit nieder. Mit dem Warnstreik, der zunächst bis Nachmittag geplant ist, will die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) den Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen für die Branche erhöhen. Das teilt die NGG in einer Pressemitteilung mit.


„Das Geschäft mit Zigarren und Zigarillos läuft auch in der Pandemie glänzend. Von den steigenden Umsätzen sollen jetzt die rund 200 Beschäftigten bei Arnold André profitieren“, sagt Anke Siedentop von der NGG-Region Süd-Ost-Niedersachsen-Harz. Bereits Anfang Mai hatte die Belegschaft am niedersächsischen Standort des Unternehmens für höhere Löhne gestreikt (regionalHeute.de berichtete).

Einkommensplus von 5,5 Prozent gefordert


Die Arnold André GmbH gilt als einer der größten Player der deutschen Zigarrenindustrie, so die NGG. Die Branche beschäftigt bundesweit rund 1.500 Menschen. Für sie fordert die Gewerkschaft ein Einkommensplus von 5,5 Prozent. In den unteren Lohngruppen soll es mindestens 75 Cent mehr pro Stunde geben. Kein Stundenlohn dürfe die Marke von 12 Euro unterschreiten. Nach Angaben des Statistischen Bundesamts wurden im vergangenen Jahr Zigarren und Zigarillos im Wert von 737 Millionen Euro verkauft – 11,6 Prozent mehr als im Vorjahr. „Die Unternehmen geben selber zu, dass sie sehr gut durch die Krise gekommen sind. Aber sie weigern sich, den Beschäftigten ihren fairen Anteil am Erfolg zu geben“, moniert NGG-Verhandlungsführer Marcel Mansouri. Solche Einkommen reichten nicht zum Leben und führten direkt in die Altersarmut.


In bislang zwei Tarifverhandlungen hätten die Arbeitgeber lediglich ein minimales Plus angeboten, das unterhalb der aktuellen Inflationsrate von 2,4 Prozent liege, kritisiert Mansouri. „Am Ende hätten die Beschäftigten also sogar weniger Geld im Portemonnaie – und das, obwohl sie durch Überstunden und Sonderschichten entscheidend zum Erfolg der Firmen beigetragen haben.“ Die Gewerkschaft ruft die Geschäftsleitung von Arnold André dazu auf, sich im Bundesverband der Zigarrenindustrie für ein angemessenes Lohn-Plus einzusetzen. Eine bessere Bezahlung sei zugleich ein wichtiges Mittel gegen den Fachkräftemangel, den die Branche beklage. Die Tarifverhandlungen gehen am 17. Juni in Melle in die dritte Runde. Sollte es zu keiner Einigung kommen, könnte es zu weiteren Arbeitsniederlegungen auch in Königslutter kommen, so die NGG.