Königslutter. 1,5 Kilometer Gewässer in nur drei Wochen: In rekordverdächtiger Zeit konnte die Renaturierung der Scheppau zwischen Rieseberg und Autobahn A2 im Landkreis Helmstedt in diesem Sommer abgeschlossen werden. Neben idealen Bedingungen profitierte das im Auftrag des Niedersächsischen Landesbetriebs für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) durchgeführte Projekt dabei auch von den Erfahrungen, die bereits andernorts an der Scheppau gemacht wurden. Am gestrigen Mittwoch erfolgte die wasserbauliche Abnahme. Das teilt der NLWKN in einer Pressemeldung mit.
„Insbesondere aus den Erkenntnissen von der Entwicklung des Bachs in den beiden vorrangegangenen Projektabschnitten konnten wir für die jetzt im aktuellen Abschnitt durchgeführten Arbeiten viel Nutzen ziehen“, berichtet Edith Büscher-Wenst vom NLWKN in Braunschweig. Die Projektverantwortliche hebt am Rande der Abnahme zudem eine bewährt gute Zusammenarbeit mit dem Unterhaltungsverband Schunter und die fachlich versierte Arbeit der ausführenden Baufirma Mittelweser Tiefbau GmbH hervor. Auch die Bereitstellung von Flächen durch die Niedersächsischen Landesforsten und die Stadt Königslutter sei ein Garant für eine optimale Lösung in diesem Abschnitt gewesen, so Büscher-Wenst.
Zurück zum naturnahen Zustand
Wie Untersuchungen belegen, ist die Scheppau – wie die meisten Bäche des Flachlandes – durch den historischen Ausbau, die Begradigung und Unterhaltung an Strukturen und Arten zwischenzeitlich stark verarmt. „Durch die jetzt durchgeführten Renaturierungen werden nun wieder günstige Voraussetzungen für eine naturnahe Besiedlung des Baches mit Fischen und Kleinstlebewesen, dem sogenannten Makrozoobenthos, geschaffen“, betont Büscher-Wenst. Außerdem werde eine größere Resilienz des Gewässers gegen Klimaveränderungen erreicht.
Bei der Abnahme am renaturierten Gewässer überzeugten sich Edith Büscher-Wenst (NLWKN), Elke Eckert, Udo Herbst (Landkreis Helmstedt), Sven Kohls (Mittelweser Tiefbau GmbH) und Kristina Miller (NLWKN) vom Ergebnis (v. li.). Foto: Bastian Zimmermann/NLWKN
Vorbild für die Arbeiten war die Natur selbst: So wurde etwa der natürliche Bachlauf durch die Anlage von Mäandern (Bachschlaufen) weitgehend nachempfunden. Im Bereich des Forstes Sundern konnte durch die Wiederherstellung des historischen Verlaufs der Scheppau ein strukturreicher neuer Verlauf im Wald geschaffen werden. Im Rahmen des Projektes wurden außerdem viel Totholz in Form von Stubben und Buhnen und rund 140 Tonnen Kiesgemisch in die Scheppau eingebaut. Ergänzend wurden verschiedene Profilanpassungen vorgenommen. „Der Bach bekommt auf diese Weise seine durch Begradigung und Ausbau verlorengegangenen natürlichen Strukturen zurück“, so Büscher-Wenst. Neu angelegte Senken im Grünland und Grabenaufweitungen beziehen auch die Aue der Scheppau in das Vorhaben ein. Sie sollen eine Wasserrückhaltung im Gebiet begünstigen. Vollständig abgeschlossen wird die Maßnahme voraussichtlich im Herbst durch eine Initialbepflanzung mit Gehölzen.
Vierte Projektstufe in Vorbereitung
„Mit der in dieser Woche durchgeführten Bauabnahme ist wieder ein kleiner Schritt zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie in der Region erreicht“, erläutert NLWKN-Projektleiterin Silke Seemann. Gemäß der von der EU verabschiedeten Richtlinie gilt die Scheppau als eines der Prioritätsgewässer in der Region. Sie wird deshalb im Zuge des niedersächsischen Aktionsprogramms Gewässerlandschaften in insgesamt vier Abschnitten ökologisch aufgewertet. Der abschließende vierte Abschnitt zwischen der Autobahn und Mündung in der Schunter befindet sich planerisch in Vorbereitung. Das Vorhaben wird vollständig über das Programm zur Förderung der Entwicklung im ländlichen Raum Niedersachsen und Bremen 2014 bis 2020 (PFEIL) finanziert.
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