Sheffield. Der britische Historiker Ian Kershaw rechnet damit, dass der Westen die Ukraine unter Druck setzen wird, damit diese Zugeständnisse an Russland macht. Die Ukraine werde es kaum schaffen, die russischen Truppen von ihrem Territorium vollständig zu verdrängen, sagte Kershaw dem Magazin "Stern".
Zugleich stehe der Westen vor einer Energiekrise. "Wollen wir eine dauerhafte Energiekrise?", so der Wissenschaftler. "Oder kommt der Moment, wo wir Druck auf die Ukraine machen, Kompromisse einzugehen? Das scheint mir - leider - am realistischsten." Kershaw, der insbesondere mit seiner Hitler-Biografie bekannt geworden ist, warnte vor einer nuklearen Eskalation des Kriegs.
"Es ist möglich, dass Putin taktische Atomwaffen einsetzt - das wäre ein Sprung in eine neue Zeit", sagte der emeritierte Professor der Universität Sheffield. Er erinnerte an die Konfrontation zwischen den USA und der Sowjetunion wegen der Stationierung von Raketen auf Kuba, die er als junger Mann erlebt hat. Der 79-Jährige sagte dazu: "Ich hatte seit 1962, seit der Kubakrise, nie wieder Angst vor einem Atomkrieg - bis jetzt."
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