Düsseldorf. Das "Handelsblatt Research Institute" (HRI) hat seine Konjunkturerwartungen für Deutschland gesenkt. Anders als die meisten anderen Institute erwartet des HRI, dass die Wirtschaftsleistung nach dem Rückgang im Jahr 2023 auch 2024 und 2025 jeweils um 0,3 Prozent sinken wird. Drei Minus-Jahre in Folge hat es in der deutschen Nachkriegsgeschichte noch nicht gegeben.
"Ein erneuter Rückgang der wirtschaftlichen Gesamtleistung würde zwangsläufig auch zu weniger Steuereinnahmen als bislang erwartet führen. Selbst wenn die Regierung vor der Bundestagswahl mit einem Konjunkturprogramm beim Wähler punkten wollte, fehlte ihr schlichtweg das Geld dazu", sagte "Handelsblatt"-Chefökonom Bert Rürup.
Laut der HRI-Prognose wird die reale Wirtschaftsleistung 2025 knapp unter dem Vorkrisenniveau des Jahres 2019 liegen. Deutschland fehlten dann also sechs Jahre Wirtschaftswachstum, vor allem wegen der schwachen Industrie. Derzeit liegt die Industrieproduktion kalender- und saisonbereinigt auf dem Niveau vom Frühjahr 2010.
Das ausbleibende Wirtschaftswachstum strahlt zunehmend auf den Arbeitsmarkt aus. Im laufenden Jahr dürfte die Zahl der Arbeitslosen um 180.000 Personen auf jahresdurchschnittlich 2,79 Millionen wachsen, so die HRI-Prognose. Im Wahljahr 2025 wird die Marke von drei Millionen dann durchbrochen - erstmalig wieder seit Anfang des Jahres 2015. Im Jahresmittel erwartet das HRI dann 3,01 Millionen Arbeitslose.
Im Gegensatz zu anderen Wirtschaftsforschungsinstituten sieht das HRI daher keinen kräftigen Konsumschub in naher Zukunft. Dieses und kommendes Jahr dürfte der private Konsum lediglich um je 0,2 Prozent zulegen - und damit gerade einmal den Rückgang aus 2023 ausgleichen. Im Jahr 2025 wird der private Konsum kaum höher sein als im Vorkrisenjahr 2019. Der private Konsum, der etwa die Hälfte zur Wirtschaftsleistung beisteuert, fällt als Wachstumstreiber somit aus.
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