Berlin. Die von Filialschließungen bedrohten Beschäftigten von Galeria Karstadt Kaufhof haben nach Einschätzung des Arbeitsmarktökonomen Enzo Weber bessere Aussichten auf neue Jobs als Betroffene früherer Massenentlassungen. "In den Verkaufsberufen hat die Lage zum Glück nicht nachhaltig unter der Coronakrise gelitten", sagte der Forschungsbereichsleiter am Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) dem "Spiegel".
Derzeit seien 56.000 freie Stellen in dem Bereich gemeldet. Der Warenhauskonzern will 47 seiner aktuell noch 129 Filialen schließen, der Gewerkschaft Verdi zufolge könnten rund 5.000 Beschäftigte davon betroffen sein. Dass dies nahezu gleichzeitig geschehe, sei sicher ein Problem, sagte Weber. "Im Fall Galeria aber nicht an einem Ort, sondern verteilt über viele Städte." Allerdings würden einige der Galeria-Beschäftigten, die bereits älter sind und vergleichsweise hohe Gehälter beziehen, für einen neuen Job Abstriche hinnehmen müssen. "Das ist leider so", sagte Weber. "Aber auch für ältere Arbeitslose haben sich die Chancen deutlich verbessert - sie sind jetzt viermal so hoch wie noch Ende der Neunzigerjahre." Entscheidend sei nun, dass sie in der geplanten Transfergesellschaft möglichst schnell passend weitergebildet, beraten und vermittelt würden. Der IAB-Ökonom rät zu Offenheit auch für andere Branchen und Berufe: "Es ist wichtig, nach vorn zu schauen, der Arbeitsmarkt nach Corona bietet neue Chancen."
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