Berlin. Die Vorsitzende der Gewerkschaft IG Metall, Christiane Benner, warnt die deutschen Automobilhersteller vor einem größeren Stellenabbau. Beschäftigte seien massiv verunsichert, sagte Benner den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Mittwochausgaben).
"Auf die Multikrise aus Covid, Energiekrise, Produktionseinbruch und verschärftem internationalen Wettbewerb in der Transformation haben Politik und Unternehmen zum Teil krisenverschärfend reagiert. Statt kurzfristiger Margenoptimierung und Standortverlagerung müssen die Unternehmen jetzt mit langem Atem weiter in die Zukunft investieren", so Benner weiter.
In der vergangenen Woche hatte der Zulieferer ZF ein großes Sparprogramm angekündigt. Auch die großen Hersteller beginnen bereits damit, Personal abzubauen. Volkswagen bietet einem Teil seiner Angestellten dafür umfangreiche Abfindungen an. Wegen gesunkener Nachfrage im Inland, aber auch im wichtigsten Markt China, sehen Auto-Experten Überkapazitäten bei den deutschen Autobauern. Versäumnisse bei der E-Mobilität verschärfen die Krise der Konzerne. Im Inland beschäftigen Volkswagen, BMW & Co. derzeit rund 780.000 Menschen.
"Zu viele Menschen bauen zu wenige Automobile", sagte der Auto-Experte Stefan Reindl den Zeitungen der Funke-Mediengruppe. Er geht kurz- und mittelfristig von einem weiteren Personalabbau von bis zu einem Fünftel der Stellen in der Automobilwirtschaft aus.
Die IG Metall und auch der Verband der Deutschen Automobilindustrie (VDA) forderten die Bundesregierung auf, die Standortbedingungen zu verbessern. "Dass immer mehr Unternehmen Investitionen ins Ausland verlagern, muss für Berlin gleichermaßen Warnsignal wie Weckruf sein: Die Bundesregierung muss aufpassen, dass das industrielle Netzwerk, das den Wirtschaftsstandort Deutschland ausmacht, keinen Schaden nimmt", sagte VDA-Präsidentin Hildegard Müller gegenüber den Funke-Zeitungen.
Leider sei die Politik in vielen Punkte nicht weitergekommen. "Weder in puncto wettbewerbsfähige Energiepreise noch beim Thema wettbewerbsfähiges Steuersystem und leider auch nicht ausreichend beim Thema Bürokratieabbau", bemängelte Müller.
Die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD im Bundestag, Verena Hubertz, sagte den Funke-Zeitungen hingegen, die Autoindustrie sei jahrelang unterstützt worden, auch, als noch hohe Gewinne erwirtschaftet wurden. "Wir werden auch weiterhin unterstützen, aber wenn es zwischendurch mal nicht so gut läuft wie sonst, ist das eben auch Teil der Marktwirtschaft", so Hubertz. Nun seien mehr Innovationen nötig. Die Ankündigung von VW ein E-Auto zum Marktpreis unter 20.000 Euro zu entwickeln, bezeichnete sie als "wichtigen Schritt zum Markthochlauf in einem preisgünstigeren Segment".
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