Region. Durch die Corona-Krise wurde das Leben in vielen Dingen eingeschränkt. Durch die Schließung vieler Geschäfte mussten auch die Arbeitnehmer oftmals zuhause bleiben. Für manch einen bot sich dies an um endlich etwas im Haus oder im Garten zu schaffen. Nicht die beste Idee, da auch einige Deponien eine Zeit lang geschlossen waren. Wohin also mit dem Müll, den man nun nicht so leicht loswerden konnte? Doch hat die illegale Müllentsorgung nun durch die Corona-Pandemie wirklich zugenommen? regionalHeute.de fragte nach.
Wie die Stadt Braunschweig berichtet, habe die illegale Müllentsorgung in diesem Jahr im Zeitraum von März bis April um rund 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr zugenommen. Auch jetzt, da die Entsorgungszentren wieder geöffnet haben ist die abgelagerte Menge weiterhin höher als vor der Pandemie. So werden zum Beispiel die Bereiche an den Wertstoffcontainern, in Gräben, an Hecken, an Baumscheiben und im Wald genutzt, um Rest- und Sperrmüll aber auch Grünabfälle bis hin zu Bauabfälle und Sondermüll dort zu entsorgen.
Dagegen könne der Landkreis Goslar eine Zunahme an illegaler Müllablagerung im Zuge der Corona-Krise bisher nicht feststellen. Dies bestätige auch ein Vergleich der Vorgänge der letzten drei Jahre zum Stichtag 27. Mai. Jedoch würden die Fälle der illegalen Entsorgung in der Landschaft seit Jahren grundsätzlich ansteigen, unabhängig von der derzeitigen Situation. Wurden im Jahr 2015 noch zirka 140 erfasst, so lag die Zahl im Jahr 2019 bereits bei 288. In der freien Landschaft, in der Feldmark und im Wald werden vor allem Haushaltsabfälle, Restmüll in Plastiktüten, Abfälle aus Renovierungsarbeiten in Plastiksäcken, aber auch Baum-, Strauch- und Grünschnitt, Sperrmüll sowie Altreifen mit und ohne Felgen entsorgt. Da im Landkreis Goslar die KreisWirtschaftsBetriebe nicht geschlossen waren, bestehe hier kein Zusammenhang.
Mehr Freizeit - Mehr Spaziergänger finden mehr Müll
Auch im Landkreis Helmstedt finde die illegale Müllentsorgung in der freien Landschaft, als auch an Wertstoffcontainern immer statt, wie der Landkreis mitteilt. Ob das geänderte Freizeitverhalten (Spaziergänge im Wald) zu mehr Aufmerksamkeit und Anzeigen geführt haben oder ob tatsächlich mehr Abfälle illegal entsorgt wurden, sei nicht empirisch ermittelbar, heißt es weiter. Dennoch sei davon auszugehen, dass die vorübergehende Schließung der Annahme von Restmüll an der Müllverbrennungsanlage und Bioabfall am Kompostwerk zu einer Zwischenlagerung auf den Grundstücken geführt haben könnte. "Ob überhaupt mehr illegale Entsorgungen stattgefunden haben und dies eventuell auf die vorübergehende Schließung zurückzuführen sei, ist reine Spekulation“, so der Landkreis weiter.
In der Stadt Helmstedt selbst sei die illegale Müllentsorgung lediglich gering angestiegen, wie die Stadt berichtet. Hier werden die Abfälle, vor allem Hausmüll, Grünabfälle und Sperrmüll auf Grünflächen, auf Friedhöfen (in Friedhofscontainern) und an Altglascontainern abgestellt.
Wie auch in Helmstedt, so kam es auch im Landkreis Wolfenbüttel bereits vor Corona zu illegaler Müllablagerung. Gerne würden die Abfälle dort abgelegt werden, wo gut mit dem Auto hingefahren werden könne, um Sperrmüll, Autoreifen, Gelbe Säcke, Grünschnitt oder Farbeimer zu entsorgen. Gerade, da dies auch vor der vorübergehenden Schließung der Wertstoffhöfe praktiziert wurde, sei es umso unverständlicher, da Privathaushalte viele Abfälle auf den Recyclinghöfen abgeben können, erklärt Pressesprecher Andree Wilhelm. So würden Wertstoffe kostenlos angenommen werden. Für Abfälle wie Bauschutt/Bauabfälle (11 beziehungsweise 15 Euro für den angefangenen Kubikmeter), Garten- (1,60 Euro pro 60 Liter-Sack) oder Restabfälle (4 Euro für 60 Liter-Sack) werden bei Abgabe auf den Höfen bezahlbare Gebühren fällig.
Darüber hinaus gäbe es zweimal im Jahr eine kostenlose Schadstoffsammlung. Hierbei sei lediglich die Altölentsorgung kostenpflichtig. Außerdem werde zweimal im Jahr, nach Anmeldung, der Sperrmüll kostenlos abgeholt und neben den Abfallbehältern an den Haushalten gebe es rund 250 Sammelstellen mit Containern für Altglas und Altpapier.
Eine seit Jahren stetige Zunahme an wilder Müllentsorgung kann auch der Landkreis Gifhorn verzeichnen. Dabei sei jedoch vermehrt Müll aus dem gewerblichen Bereich zu beobachten. "Da die Bürger mangels anderer Alternativen durch Corona vermehrt in der Natur unterwegs waren, geraten diese Ablagerungen jetzt verstärkt in den Fokus", so der Landkreis weiter. So werden dort vor allem Hausmüll, Bauabfälle, Autoteile, Asbestdachplatten, Papier, Farben und Lacke entsorgt.
Ob und welchen Einfluss die Zentrale Entsorgungsanlage in Wesendorf auf dieses Verhalten hat, sei nicht feststellbar. Diese war und ist durchgängig für Privatanlieferungen mit Terminabsprache zugänglich.
Von Tierkadavern und Exkrementen
Eine Vielzahl der illegalen Müllentsorgung kann auch der Landkreis Peine verzeichnen. Auch hier habe diese bereits vor der Corona-Pandemie stattgefunden, sei jedoch aufgrund der im Zuge des Lockdowns geschlossenen Werstoffhöfe und Entsorgungszentren noch um 20 bis 25 Prozent gestiegen. "Der Landkreis Peine geht diesen Entsorgungen als Untere Abfallbehörde nach und ermittelt in jedem Fall. Wird ein Verursacher gefunden, werden entsprechende Bußgelder verhängt. Die Kosten für die Beseitigung des illegal entsorgten Mülls müssen über die Müllgebühren ausgeglichen werden. Mit den nun wieder geöffneten Entsorgungszentren hoffen wir auf einen erheblichen Rückgang der illegalen Müllentsorgung", so Pressesprecher Fabian Laaß.
Der gefundene Müll werde von der Abfallwirtschaft entsorgt. Dabei handele es sich um Grünschnitt, Renovierungsmüll, Elektrogeräte aber auch Behältnisse mit Exkrementen oder Tierkadaver beziehungsweise Überreste wurden schon gefunden.
Wie die Stadt Wolfsburg berichtet, sei die illegale Müllentsorgung ein Problem, mit dem alle Städte und Kommunen zu kämpfen haben. So verfolge auch die Untere Abfallbehörde der Stadt unerlaubte Abfallablagerung. Dabei stehe die möglichst kurzfristige Entsorgung der "wilden Müllhaufen" im Vordergrund, um zu verhindern, dass dort weiterer Müll abgelagert werde. "Wenn erstmal irgendwo Müll liegt, wird dort oft weiter Abfall abgelegt. Die Abfallbehörde benötigt daher immer möglichst schnell Hinweise aus der Bürgerschaft zu illegalen Abfallablagerungen, damit auch umgehend reagiert werden kann", erklärt Pressesprecher Ralf Schmidt.
So könnten die Verursacher illegaler Abfallanlagerungen in vielen Fällen durch Hinweise und Zeugen ermittelt und zur Verantwortung gezogen werden. Illegale Abfallablagerungen würden eine Ordnungswidrigkeit im Sinne des Kreislaufwirtschaftsgesetzes darstellen und könnten mit einer Geldbuße von bis zu 100.000 Euro geahndet werden.
Die Stadt Salzgitter hatte sich auf unsere Anfrage bislang nicht gemeldet.
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