Region. Immer wieder kommt es zu Vorfällen von ausgelegten Giftködern, durch die zumeist Hunde zu Schaden kommen - zuletzt Ende Juni in Wolfsburg. regionalHeute.de fragte bei der "Tierschutzdetektivin" und PETA-Unterstützerin Judith Pein nach, wie häufig so etwas vorkommt und was die Täter möglicherweise antreibt.
"Mit Gift oder scharfkantigen Gegenständen (wie Nägeln, Schrauben oder Rasierklinken) präparierte Köder wurden in den letzten Jahren bundesweit häufig ausgelegt. Durch Medienberichte oder Hilferufe von Betroffenen erfahren wir fast täglich von derartigen Anschlägen. Und zwar immer häufiger. Seit 2015 beobachten wir einen starken Anstieg. Waren es vor einigen Jahren eher Giftköder, werden jetzt mit Nadeln, Schrauben oder Rasierklingen gespickte Köder immer 'beliebter' “, erklärt die auch aus dem Fernsehen bekannte Judith Pein.
PETA sei es wichtig, die Tiere zu schützen und die Täter zu überführen. Daher setze die Tierrechtsorganisation in solchen Fällen Belohnungen aus, wie in dem Wolfsburger Fall, wo 500 Euro für Hinweise zur Ergreifung des Täters ausgesetzt wurden. So wolle PETA die Arbeit der Polizei unterstützen und auch Täter abschrecken.
Die Bevölkerung sensibilisieren
"PETA möchte die Bevölkerung für Fälle von Tierquälerei sensibilisieren und aufzeigen, wie häufig Tiere Opfer von Missbrauch werden. Betroffene Hundehalter sollen aufgeklärt werden, dass sie unbedingt Anzeige bei der Polizei erstatten sollen, damit jeder Fall registriert wird. So lässt sich auch auf behördlicher Seite nachvollziehen, wie häufig so etwas passiert und mögliche Tatzusammenhänge lassen sich erkennen", betont Pein. PETA gehe damit an die Presse, um andere Hundehalter zu warnen, wenn in ihrer Region so etwas geschieht und um Tipps zu geben, was zu tun ist, wenn der Hund einen gefährlichen Köder gegessen hat und wie man seinen Hund im Vorfeld schützen kann.
Doch welche Beweggründehaben die Täter? Was sind das für Menschen? "Schnell sagt man, dass ein Tier- oder Hundehasser am Werk ist. Oder jemand, der sich vielleicht über Hundekot oder Gebell ärgert. Doch von dem Punkt, sich über ein Tier zu ärgern, bis zu der Tat, es durch sein Handeln äußerst qualvoll zu töten, ist es ein enormer Schritt", gibt die Journalistin und Tierrechtlerin zu Bedenken. Die Tierewürden an inneren Verblutungen, unter Krämpfen und großen Schmerzen sterben. "Niemand, der psychisch gesund ist, möchte einem Lebewesen so etwas antun", so Judith Pein.
Erste Tiere, dann Menschen?
Zahlreiche psychologische Studien zeigten, dass solche Tierhasser psychisch gestört sind. Der Täter wolle Macht ausüben und empfinde Lust, Hunde und vor allem auch ihre Besitzer zu quälen. Sie hätten Spaß daran, den Tieren Qualen zuzufügen. Allein die Vorstellung, wie das Tier aufgrund seiner Tat leidet, bereite diesem psychisch gestörten Menschen Freude. Daher seien sich Mediziner einig, dass solche Täter dringend psychologisch behandelt werden müssten. "Auch zeigen Studien, dass die Mehrzahl der Täter, die sich an Menschen vergehen, bereits vorher Tiere gequält haben. Es hat sich gezeigt, dass es oft Serientätern irgendwann nicht mehr reichte, Tiere zu quälen. Sie vergingen sich später an Menschen", warnt Pein.
Täter werden selten gefasst
In den seltensten Fällen würden die Täter überführt. Die Täter agierten schnell und ungesehen. Häufig fehlten Beweise. Durch die Sensibilisierung der Öffentlichkeitwürdenaber zunehmend Menschen mithelfen, die Täter ausfindig zu machen, meldeten weitere Köderfunde oder verdächtige Personen. PETA gebe diese Hinweise dann an die zuständige Polizeibehörde weiter.
"Tiere sind in unserer Verfassung geschützt. Das gezielte Vergiften und Verletzen von Hunden ist kein Kavaliersdelikt, sondern eine ernst zu nehmende Tierquälerei und eine Straftat, die mit einer Gefängnisstrafe von bis zu drei Jahren bestraft werden kann", betont Pein. PETA fordere für überführte Tierquäler strenge juristische Konsequenzen – denn so könne eine abschreckende Wirkung erzielt werden.
Meistens seien Hunde die Opfer. Es gebe aber auch immer wieder Meldungen von Katzen oder Wildtieren, die solche Köder gegessen haben. Nicht unterschätzt werden dürfe die Gefahr, die von den Ködern ebenso für Kinder ausgehe – gerade wenn Köder bevorzugt in gut besuchten Parkanlagen oder womöglich auch in der Nähe von Spielplätzen ausgelegt würden.
Betroffene Gebiete besser meiden
"Sind in einer Gegend Giftköder aufgetaucht, gilt für Hundehalter die höchste Alarmstufe! Alle Halter sollten ihre tierischen Begleiter in den Parks und den Straßen aufmerksam beobachten und darauf achten, ob der Hund etwas wittert. Ganz prinzipiell sollten Hunde darauf trainiert werden, auf Spaziergängen nichts zu sich zu nehmen", Judith Pein. Dies könnten Hunde in sehr sanften Trainingsmethoden erlernen. Essei auch zu empfehlen, betroffene Gebiete zu meiden oder den Hund vorerst an kurzer Leine zu halten. Ganz wichtig sei, bei dem geringsten Verdacht darauf, dass ein Tier einen solchen Köder gegessen haben könnte, sofort einen Tierarzt aufzusuchen. Besonders, wenn der Hund Symptome zeige, zum Beispiel Erbrechen, Durchfall, Zittern, Krämpfe, Blutungen oder Atemnot. Hundehalter sollten keine eigenmächtigen Behandlungsversuche durchführen, bei denen wertvolle Zeit vergeht.
"Präventiv, um gar nicht erst einen Hass auf Hundeoder Tiere zu schüren, sollten Tierhalter natürlich Rücksicht üben, den Tierkot wegmachen und ernst nehmen, wenn beispielsweise jemand Angst vor Hunden hat. Ein rücksichtsvolles Miteinander sollte für jeden, nicht nur für Tierhalter, selbstverständlich sein. Und wenn es Probleme gibt, hilft oft auch miteinander reden", appelliert Judith Pein.
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