Region. Aktuell gibt es in weiten Teilen Niedersachsens eine Hochwasserlage. Und auch in unserer Region sind bereits einige Keller vollgelaufen. In einem Interview mit dem Spiegel äußerte kürzlich der Präsident des Gesamtverbands der deutschen Versicherungswirtschaft (GdV), Norbert Rollinger, die Befürchtung, dass sich die Versicherungsprämien im Gebäudebereich in den nächsten Jahren verdoppeln könnten. Es sei sogar denkbar, dass Versicherungen so unberechenbar und so teuer würden, dass man kein wirtschaftlich tragfähiges Angebot mehr machen könne. regionalHeute.de fragte bei der Öffentlichen Versicherung Braunschweig nach, wie man dort die Lage einschätzt und ob man diese Befürchtungen teilt.
Grundsätzlich gehörten das Identifizieren und Bewerten von Risiken für Versicherungen zum Alltag. Dies sei seit jeher Basis des Geschäftsmodells, gibt Nina Hajetschek, Vorstandsmitglied der Öffentlichen Versicherung, zu bedenken. In komplexen Berechnungen würden Prognosen aufgestellt und auch – sehr unwahrscheinliche – Extremszenarien einkalkuliert. "Diese Modelle widersprechen der These, Versicherungen könnten unkalkulierbar werden, ebenso wie die bisherigen Erfahrungen", betont Hajetschek.
Auf Niveau einer Vollkaskoversicherung
Wie in der gesamten Branche habe es auch bei der Öffentlichen in den vergangenen Jahren moderate Anstiege der Prämien gegeben, die im Wesentlichen mit stark gestiegenen Handwerks- und Materialkosten verbunden gewesen seien. "Man darf allerdings nicht außer Acht lassen, dass mit einer Gebäudeversicherung für viele Immobilienbesitzerinnen und Immobilienbesitzer der wesentliche Teil des Vermögens und damit die wirtschaftliche Existenz der eigenen Familie abgesichert wird", so Nina Hajetschek. Bisher bewegten sich Elementarschadenversicherungen gegen zum Beispiel Überschwemmungen oder Starkregen auf dem preislichen Niveau einer Vollkaskoversicherung – wobei in den meisten Fällen das Gebäude einen wesentlichen höheren Wert als das Auto habe.
Nina Hajetschek, Vorstandsmitglied der Öffentlichen Versicherung. Foto: Öffentliche Versicherung Braunschweig
Versicherungen funktionierten, weil alle Kundinnen und Kunden potentielle kalkulierte Risiken absicherten und damit die realen Schäden der Versichertengemeinschaft refinanzierten. "Das nennen wir Solidarprinzip. Wir als regionales Versicherungsunternehmen mit einem festen Geschäftsgebiet, dem `alten Braunschweiger Land´, kennen die Entwicklungen hier direkt vor Ort besonders gut und können die Entwicklungen dadurch sehr gut einschätzen", erläutert das Vorstandsmitglied.
Gemeinsam dem Klimawandel begegnen
"Der Klimawandel wird uns zukünftig alle an verschiedenen Stellen beeinflussen und herausfordern, so dass wir als Akteurinnen und Akteure letztendlich alle gefragt sind", stellt Nina Hajetschek klar. Aus Sicht der Öffentlichen sei es entscheidend, dass sich die wesentlichen Stellen wie Politik, Stadtentwicklung, Anwohnerinnen und Anwohner sowie auch Feuerwehren und andere Institutionen zusammen mit den Versicherern an einen Tisch setzten, um gemeinsame Maßnahmen zu entwickeln. "Als regionaler Versicherer können wir dazu einiges beitragen, was Schadenprävention, Prognosen und andere Themen angeht", ist sich Hajetschek sicher.
Die Grenzen der Versicherbarkeit
Doch eines müsse jedem klar sein: "Je häufiger Schäden eintreten und je höher die Schäden werden, desto höher werden natürlich auch die Preise, die die Versichertengemeinschaft zahlen muss." Die Versicherbarkeit habe also dann ihre Grenze, wenn der einzelne Kunde nicht mehr bereit ist, den durch Eintrittswahrscheinlichkeit und Schadenhöhe notwendigen Preis zu bezahlen. Für die Versicherung sei die Versicherbarkeit nicht mehr gegeben, wenn die Zahlungen der Kunden in Summe nicht mehr reichten, um die Schäden eines Jahres zu begleichen, das Unternehmen also langfristig Verluste mache.
Doch bei der Öffentlichen ist man zuversichtlich: "Durch die sehr weitsichtigen Risikomodelle der Versicherungen ist die Absicherung von Gebäuden aus unserer Sicht aber weiterhin möglich und absolut sinnvoll und bietet einen zentralen Schutz für die finanzielle Existenz unserer Kunden und Kundinnen", betont Nina Hajetschek abschließend.
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