Berlin. Intensivmediziner blicken mit großer Sorge auf das Winterhalbjahr und die kommende Grippesaison. "Wir von der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin befürchten, dass wir in der Kinder-Intensivmedizin auf einen Super-GAU ähnlich jenem im vergangenen Winter zusteuern", sagte Florian Hoffmann, Oberarzt der Kinder-Intensivpflegestation am Kinderspital der Universität München und für 2024 gewählter Präsident der Vereinigung (DIVI), dem "Focus".
2022/23 habe man kranke Kinder "tagelang in der Notfallaufnahme versorgen müssen, bis ein Krankenhausbett frei war oder weit weg verlegen, um ein Intensivbett zu finden". Viele der jungen Patienten hatten sich mit RS-Viren oder mit Influenza infiziert. Als einen wesentlichen Grund für seine Befürchtung nennt Hoffmann im "Focus" den Mangel an Pflegepersonal, der dazu zwinge, Betten außer Betrieb zu nehmen. Außerdem werde die Pädiatrie "seit Jahren kaputtgespart".
Von Coronaviren erwartet der Intensivmediziner keine allzu große Belastung. Die Zahl der Covid-19-Fälle werde steigen, er rechne aber nicht mit einer dramatischen Welle. "Dieser Erreger wird eher eine Art Hintergrundrauschen verursachen", sagte Hoffmann. Viel mehr beschäftigt ihn, dass sich Influenzaviren im australischen Winter unter Kindern so stark verbreitet hätten, "dass das Gesundheitssystem an den Rand einer Krise geriet".
Die Entwicklung auf der Südhalbkugel gilt Ärzten als wichtiger Prognosefaktor für unsere Breiten.
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