Köln. Das arbeitgebernahe Institut der deutschen Wirtschaft (IW) warnt davor, dass hohe Forderungen der Gewerkschaften bei den Tarifverhandlungen in der Chemie- und Baubranche sowie dem Bankwesen die Inflation wieder hochtreiben könnten. Laut einer Studie des Instituts sind die Löhne in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Produktivität. Die Unternehmen würden dadurch gezwungen, die höheren Löhne auf die Preise zu überwälzen.
Seit 2010 - nach dem Ende der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise und der Eurokrise - seien die Löhne, die Gewerkschaften und Arbeitgeber tariflich ausgehandelt haben, um fast 38 Prozent gestiegen, so das Institut. Besonders deutlich war der demnach Sprung im produzierenden Gewerbe, hier gab es ein Plus von über 40,6 Prozent, im Dienstleistungssektor waren es 37,5 Prozent mehr. Insgesamt koppelten sich die Löhne immer mehr von der Produktivität ab: Hier habe der Zuwachs seit 2010 nur bei etwa elf Prozent gelegen, hieß es. Die Folge: Um höhere Löhne zahlen zu können, müssten Unternehmen die höheren Kosten verstärkt auf die Güterpreise abwälzen. Die Verbraucher könnten sich dann weniger leisten.
"Die Krisen der letzten Jahre haben dazu beigetragen, dass die Kosten explodiert sind", sagte IW-Tarifexperte Hagen Lesch. Hohe Energiekosten, fehlende Fachkräfte und eine schwache Konjunktur belasteten die Unternehmen immens. "Kommen nun noch überzogene Lohnabschlüsse hinzu, gefährdet das den Rückgang der Inflation." Das könne sich wiederum auf die Geldpolitik auswirken: Für die EZB würde es dann immer schwieriger, ihr Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. In einem solchen Fall müsste die Zentralbank länger an ihrem restriktiven Kurs festhalten. "Das würde das Wachstum weiter bremsen und ist ein Szenario, das niemand wollen kann", so Lesch. "Die Gewerkschaften sind deshalb gut beraten, Maß zu halten."
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