Braunschweig. Es ist ein besonders magischer Moment: Der Botanische Garten der TU Braunschweig wird deswegen am heutigen Dienstag und morgigen Mittwoch aus ganz besonderem Anlass bis 22 Uhr geöffnet sein. Der Grund ist der nächtliche Blühtermin der wohl beeindruckendsten Pflanzen des Gartens, der Tropischen Riesenseerose (Victoria cruziana). Das teilte die Technische Universität Braunschweig in einer Pressemitteilung mit.
Die Victoria, so benannt zu Ehren der jungen Königin von England, wurde Anfang des 19. Jahrhunderts von dem deutschen Botaniker Thaddaeus Haenke in den Lagunen eines der Nebenflüsse des Amazonas entdeckt. Man zweifelte lange Zeit an seinen Angaben über dieses riesige „botanische Fabelwesen“. Erst Jahrzehnte später wurden seine Angaben von anderen Forschern bestätigt. 1846 keimten die ersten Samen im Londoner Kew Garden. Drei Jahre später, im November 1849 öffnete sich die erste Blüte dieser Riesenseerose auf europäischem Boden.
Riesenblätter mit zwei Meter Durchmesser
Im Botanischen Garten der TU Braunschweig wird diese, an sich mehrjährige Pflanze aus Samen gezogen. Im tropischen Wasserpflanzenhaus erreicht sie in einer Vegetationsperiode von sieben Monaten riesige Dimensionen. Diese Art der „Victoria cruziana“ ist im Flussgebiet des Paranás und in Paraguay beheimatet. Die Pflanze entwickelt in den Sommermonaten schildförmige, mit einem kuchenblechartig gewölbten Rand versehene Riesenblätter bis zu einem Durchmesser von zwei Metern. Die große Blattfläche ist auf der Unterseite mit einem plastisch hervortretenden, luftgefüllten Gerippe versehen, welches mit Verstrebungen verglichen werden kann, und die Tragkraft des Blattes ausmacht. Bei gleichmäßiger Belastung kann ein einzelnes Blatt ein Kind mit einem Körpergewicht von bis zu 35 Kilogramm tragen.
Voll entwickelt öffnen sich dann an Juli- und Augustabenden die vielstrahligen, weißen, duftenden großen Blüten, um sich am Morgen des nächsten Tages zu schließen. Am späten Nachmittag des zweiten Tages wiederholt sich der Vorgang. Jetzt öffnen sich die Blüten rosarot verfärbt, erst dann tauchen die Blüten unter Wasser, wo die Samen reifen. Die erbsenähnlichen, dunkelbraunen Samen werden in der Heimat von der indigenen Bevölkerung als Wassermais gesammelt, und daraus Mehl bereitet.
Noch bis September zu sehen
Im Botanischen Garten der TU Braunschweig ist die Victoria noch bis Mitte September zu sehen, da ab diesem Zeitpunkt die natürliche Tageslänge für das Wachstum des „botanischen Fabelwesens“ nicht mehr ausreichend ist.
An beiden Abenden sorgen die Mitglieder der Freunde des Braunschweiger Botanischen Gartens e.V. für das leibliche Wohl der Gartenbesucher. Das Team des Botanischen Gartens steht am Info-Stand für alle Fragen zum Thema Pflanzen und Garten zur Verfügung und bietet einige Pflanzenraritäten zum Verkauf an. Der Erlös kommt ausschließlich dem Botanischen Garten zugute.
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