Berlin. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, warnt vor einem unkontrollierten Kliniksterben und einem gleichzeitigen Niedergang vieler Arztpraxen im kommenden Jahr. "Ich rechne fest damit, dass im kommenden Jahr viele Krankenhäuser in die Insolvenz rutschen und geschlossen werden", sagte Gassen der "Rheinischen Post" (Mittwochsausgabe).
"Es gibt zwar derzeit auch zu viele Kliniken, aber diese Entwicklung will auf diesem Weg niemand, weil es zu einem völlig ungeordneten Krankenhaussterben führen wird." Bei den niedergelassenen Ärzten seien es andere Effekte: "Ich rechne aber auch da mit einem beginnenden breiten Niedergang in 2024", so der KBV-Vorstandschef. Gassen nannte mehrere Hauptprobleme, mit denen niedergelassene Ärzte zu kämpfen hätten: "Erstens kommen langsam sehr viele Praxisinhaber ins Rentenalter und längst nicht alle finden Nachfolger. Zweitens kämpfen alle Praxen mit den immer belastenderen Budgetgrenzen", sagte Gassen.
Statistisch arbeiteten die meisten niedergelassenen Ärzte ab dem 15. November bei gesetzlich versicherten Patienten umsonst, weil dann die Budgets der Kassen in der Regel aufgebraucht seien. Drittens sei der Aufwand für bürokratische Abläufe enorm: "Daran wird leider auch die elektronische Patientenakte oder das E-Rezept nichts ändern", sagte Gassen. Er rief Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) dazu auf, die Projekte abzubrechen. Die Umsetzung werde in der Praxis an oft schlechter Software scheitern.
"Karl Lauterbach sollte die sündhaft teuren Digitalisierungsprojekte der Ampel wie die elektronische Patientenakte einstampfen. Wir brauchen hier einen echten Neustart mit einfachen funktionalen Lösungen statt dem aktuell geplanten Technikirrsinn", sagte der KBV-Vorstandschef.
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