"Kein Kind alleine lassen" - Polizei startet Kampagne an Grundschulen

Lehrer und Schulsozialarbeiter sollen immer den richtigen Ansprechpartner kennen, wenn ein Kind Hilfe braucht.

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Kathrin Lacey, Claudia Kramer (beide Polizei), die Schulsozialarbeiterinnen Janna Knüsting und Christin Trudewig sowie Schulleiterin Fanja Kutoluwski (v. li.).
Kathrin Lacey, Claudia Kramer (beide Polizei), die Schulsozialarbeiterinnen Janna Knüsting und Christin Trudewig sowie Schulleiterin Fanja Kutoluwski (v. li.). | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter-Lebenstedt. "Kein Kind alleine lassen" heißt eine bundesweite Kampagne der Polizei zum aktiven Kinderschutz in der Corona-Krise. Am heutigen Mittwoch wurde dieses in der Grundschule am Ostertal vorgestellt.


Die temporäre Kampagne soll Kinder auffangen, die durch die aktuellen Verhältnisse Probleme haben, erklärt Kathrin Lacey vom Präventions-Team der Polizei Salzgitter. Durch den Lockdown seien die Familien gezwungen gewesen, auf engstem Raum zusammenzuleben. Eltern müssten häufig mehrere Aufgaben gleichzeitig lösen, Eltern, Lehrer und berufstätig sein und nebenbei Alltagsaufgaben bewältigen. Das könne zu Streit, Stresssituationen und vielleicht sogar zu häuslicher Gewalt führen, so Lacey. Leidtragende seien oft die Kinder, die man mit der Kampagne schützen wolle.

Doch wie erreicht man diese? Wer hat ein Auge auf die Kinder? Jetzt, wo die Grundschüler wieder in die Schulen zurückkehrten, sollen dies wieder die Lehrer und Schulsozialarbeiter übernehmen. Die Kampagne "Kein Kind alleine lassen" gibt ihnen dafür ein Hilfe-Paket mit auf den Weg. Hierfür wurden in Salzgitter das Jugendamt und die Beratungsstelle gegen sexuelle Gewalt mit ins Boot geholt. Lehrer sollen im Falle eines Bauchgefühls, eines Verdachts konkrete Ansprechpartner haben, erklärt Kathrin Lacey die Idee dahinter. Alle Grundschulen, die man angesprochen habe, seien dankbar gewesen, mitmachen zu können. Man habe bereits sieben Schulen besucht, sieben Termine stünden noch aus.

Der Tröste-Teddy ist das Maskottchen der Kampagne.
Der Tröste-Teddy ist das Maskottchen der Kampagne. Foto: Rudolf Karliczek


Die Kampagne richte sich gezielt an Grundschulen, da es um die Kleinsten gehe, die noch nicht selbst in der Lage seien, sich Hilfe zu holen. Diese seien besonders auf ihre Eltern angewiesen. Veränderungen könnten gerade jetzt wo sie wieder in die Schule kommen festgestellt werden, so Lacey. Dabei soll es zunächst um eine unverbindliche und anonyme Beratung gehen. Man wolle die betroffene Familie nicht gleich in Verruf bringen. "Wenn man sieht, dass ein Kind misshandelt wird, ist es klar was zu tun ist: die Polizei und das Jugendamt einschalten. Hier geht es aber nur um die Verdachtsfälle, weil kein Kind durchs Netz fallen soll", erklärt die Polizistin abschließend.


Das Hilfe-Paket sei eine sehr gute Ergänzung für die tägliche Schulsozialarbeit, betont Schulleiterin Fanja Kutoluwski. Es biete eine gewisse Struktur und werde in das Gewaltpräventionskonzept der Schule mit aufgenommen. Es gebe immer wieder Fälle von Kindern, die Hilfe bräuchten. "Dann heißt es, gut zuhören und alle Möglichkeiten nutzen, die man als Schule hat", so Fanja Kutoluwski. Wenn man an seine Grenzen stoße, greife man auf seine Netzwerkpartner zurück. Dies sei jetzt noch besser möglich. Bei Auffälligkeiten spreche man immer zuerst mit den Kindern, gehe dann zu den Eltern. In der Regel würden diese kooperieren, so die Schulleiterin. Aktionen wie die jetzige seien wichtig, um das Thema immer wieder nach vorne zu holen und die Personen für solche Momente zu sensibilisieren.

"Nicht jedes Bauchgefühl ist gleich Kinderschutz"


"Das Paket gibt Handlungssicherheit, zu wissen, wer für was zuständig ist", betont auch Christin Trudewig, Schulsozialarbeiterin der Grundschule Am Ostertal. Dies sei ein Thema, das sie täglich begleite. "Nicht jedes Bauchgefühl ist gleich Kinderschutz", gibt sie zu bedenken. In der Corona-Zeit würden hilfsbedürftige Kinder mehr auffallen, da nur die Hälfte der Schüler da sei. Die Schüler würden in kleineren Gruppen begleitet. Daher würden sie sich auch mehr öffnen. Für Trudewig ist klar: "Alle Kinder haben ein Recht, gewaltfrei aufzuwachsen!"


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