Bonn. Experten warnen davor, das deutsche Lieferkettengesetz auszusetzen, wie es Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) vorgeschlagen hat. "Einen solchen Vorstoß finde ich verheerend", sagte Friedel Hütz-Adams, Experte für Wertschöpfungsketten beim Bonner Südwind-Institut, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland".
"Das würde mit Sicherheit zu einem Rückschritt im Kampf gegen die Kinderarbeit führen", führte er aus und nannte als Beispiel den Kakaomarkt. "Wer jetzt seine Lieferketten umbaut, muss investieren und existenzsichernde Einkommen garantieren." Das mache allerdings nur wenige Cent je Tafel Schokolade aus. "Es wird sicherlich Unternehmen geben, die sich fragen, warum sie jetzt investieren sollen, wenn das Gesetz aufgeschoben wird." Mache der Wettbewerber das nicht, hätten sie einen Preisnachteil.
Auch Barbara Küppers, Kinderrechtsexpertin beim Hilfswerk Terre des Hommes, warnt vor den Folgen. "Ein Aussetzen des deutschen Lieferkettengesetzes würde Unternehmen erlauben, weitere Jahre nicht einmal zu analysieren, ob es in ihrer Lieferkette Ausbeutung von Kindern gibt - was vor allem im Bergbau, der Landwirtschaft und der Textilindustrie der Fall ist", sagte sie dem RND. "Weitere Jahre würde es seitens der Unternehmen keine Abhilfe oder Prävention geben - Zeit, die arbeitende Kinder nicht haben." Unternehmen, die bereits aktiv seien, würden damit entmutigt.
Habeck hatte vorgeschlagen, das deutsche Lieferkettengesetz so lange auszusetzen oder abzuschwächen, bis die EU-weite Regelung greift. Die Union will dazu am Donnerstag einen Gesetzentwurf in den Bundestag einbringen.
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