Niedersachsen. 41 Prozent der niedersächsischen Kitakinder gehen ohne Frühstück aus dem Haus und nehmen ihre erste Mahlzeit in der Kita ein. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Umfrage der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung der Verbraucherzentrale Niedersachsen. Insgesamt 729 Einrichtungen haben daran im März 2023 teilgenommen. Nun ist der Bericht mit vielen weiteren Erkenntnissen in digitaler Form abrufbar und gibt einen guten Einblick in den Ess-Alltag von Krippe und Kindergarten. Dies teilt die Verbraucherzentrale mit.
Mit der Umfrage wurde erstmals die aktuelle Situation von Kitas allein in Niedersachsen betrachtet. Die Erkenntnisse sind hilfreich, um Niedersachsens Ernährungsstrategie durch bedarfsgerechte Angebote voranzubringen. „Gerade bei Kindern muss auf die Ernährung geachtet werden, damit sie sich optimal entwickeln. Wir müssen die Realitäten anerkennen und dazu gehört, dass das gemeinsame Essen in der Kita unersetzlich ist. Immerhin besteht so die Chance, Ernährungsbildung an alle Kinder heranzutragen und Essgewohnheiten mitzuprägen. Gesundes, regionales Essen ist wichtig für Kinder und Umwelt,“ sagte Ernährungsministerin Miriam Staudte.
Auch Tanja Bolm, Leiterin der Vernetzungsstelle Kitaverpflegung, ist von dem Erkenntnisgewinn überzeugt. Die Umfrageergebnisse fließen bereits in die Arbeit der Vernetzungsstelle ein. „Als erste Reaktion haben wir Tipps für Erziehungsberechtigte zusammengestellt, wie Brotdosen ausgewogen befüllt werden können. Zudem erstellen wir Material zum Mitbringen von Speisen für Kinder mit besonderen Bedürfnissen wie etwa Lebensmittelallergien.“ Weitere Maßnahmen werden folgen, verspricht Bolm.
In sieben von zehn Kitas wird Frühstück mitgebracht
Denn auch, wenn wertvolle Lernimpulse zur Entwicklung von Ernährungs- und Alltagskompetenzen im Kita-Alltag gesetzt werden, beginnt die Ernährungsbildung bereits zu Hause. „Laut Umfrage wird in sieben von zehn Kitas das Frühstück von zu Hause mitgebracht. Ob der Inhalt der Brotbox ausgewogen ist oder nicht, haben Kita-Mitarbeitende also nur bedingt in der Hand“, weiß Bolm. Dennoch haben auch Einrichtungen die Möglichkeit, das Frühstück der Kinder mitzugestalten. Beispielsweise können sie vorgeben, welche Lebensmittel nicht mitgebracht werden sollen. Ein Drittel der befragten Kitas bereitet das Frühstück sogar selbst zu.
DGE-Standards erfüllt? Beim Mittagessen ist noch Luft nach oben
Und wie sieht es am Mittag aus? Nur jede fünfte Kita ist mit einer Vollküche ausgestattet und bereitet das Essen selbst zu. Bei 60 Prozent der Befragten dominiert die gelieferte Warmverpflegung, gefolgt vom Tiefkühlsystem (15,6 Prozent) und einem geringen Anteil am Cook & Chill-Verfahren (vier Prozent), bei dem die Speisen extern zubereitet, schnell heruntergekühlt und an die Einrichtungen weiterverteilt werden.
Laut Selbsteinschätzung der Befragten erfüllt das ausgegebene Mittagessen – unabhängig vom Verpflegungssystem – in fünf Kategorien bereits zu 80 Prozent die Qualitätskriterien der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE), bietet damit aber noch Luft nach oben: Die Empfehlung, mindestens einmal pro Woche Hülsenfrüchte und Vollkornprodukte sowie 14-tägig fettreichen Fisch und mageres Muskelfleisch zu servieren, könnte beispielsweise häufiger berücksichtigt werden. Eine noch ausstehende Auswertung von rund 400 Wochenspeiseplänen aus der Kitapraxis wird hierzu vertiefende Informationen liefern.
Was in Niedersachsens Kindertagesstätten sonst noch serviert wird, welche Regeln und Rituale beim Essen vermittelt werden, was mit (Speise-)Resten passiert und vieles mehr, können Interessierte dem gesamten Ergebnisbericht entnehmen unter www.kitavernetzungsstelle-niedersachsen.de/zahlen-daten-fakten
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