"Klatschen alleine reicht nicht" - Kundgebung zum Tag der Pflege

Bessere Bezahlung und verbindlichere Arbeitszeiten werden gefordert.

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Matthias Wilhelm übergibt Jana Knape eine Solidaitätsbekundung.
Matthias Wilhelm übergibt Jana Knape eine Solidaitätsbekundung. | Foto: Rudolf Karliczek

Salzgitter. Am heutigen Dienstag ist der offizielle, internationale Tag der Pflege. Aus diesem Anlass nahmen etwa 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Helios Klinikums Salzgitter an einer "aktiven Mittagspause" teil, in deren Rahmen auf die Situation der Pflegeberufe im allgemeinen und in der Corona-Krise im besonderen eingegangen wurde. Neben dem regionalen ver.di-Geschäftsführer Sebastian Wertmüller sprach auch Matthias Wilhelm von der IG Metall Salzgitter-Peine seine Solidarität aus.


Seit Jahren rede man über dieselben Themen wie Personalknappheit, doch trotz aller Aktivitäten und versuchter Einflussnahme auf die Politik sei dies bislang ohne Wirkung geblieben, bilanzierte Sebastian Wertmüller. In der Corona-Krise seien die Schwestern und Pfleger nun plötzlich die "Helden der Nation". Es werde geklatscht und Beifall zugesprochen. Man habe die Systemrelevanz dieser Berufe entdeckt als ob es etwas Neues wäre. Dabei habe sich grundsätzlich nichts geändert, außer das es noch mehr Arbeit gebe. "Nach dem jetzt wochenlang geklatscht worden ist, fragt man sich, was eigentlich dabei herausgekommen ist?", so Wertmüller. Der Tag der Pflege sei nicht nur ein Tag der Würdigung dieser Arbeit, sondern auch ein Tag der Forderungen der Beschäftigten. Hier müsse viel getan werden, um den Beruf attraktiver zu machen und dem Nachwuchsmangel entgegen zu wirken. Dies seien nicht nur finanzielle Aspekte, es müsste auch vieles im Bereich Arbeitsbelastung erleichtert werden.

Sebastian Wertmüller, Geschäftsführer ver.di Bezirk Süd-Ost-Niedersachsen.
Sebastian Wertmüller, Geschäftsführer ver.di Bezirk Süd-Ost-Niedersachsen. Foto: Rudolf Karliczek


Matthias Wilhelm, erster Bevollmächtigter der IG Metall Salzgitter-Peine kritisierte das System an sich, in dem nicht das Wohl der Patienten, sondern die Wirtschaftlichkeit der Krankenhäuser an erster Stelle stünden. Dies sei ein Zustand, der einem Sozialstaat wie Deutschland nicht gerecht werde. Die Krankenhäuser müssten wieder rekommunalisiert werden. "Krankenhäuser kosten Geld. Aber das Geld ist gut investiert", so Wilhelm.

Wilhelm kritisierte zudem Vorgänge in einigen Krankenhäusern, in denen das Personal in ruhigen Zeiten nach Hause geschickt worden sei, um Minusstunden zu machen, um das dann in der Krise wieder rein zu arbeiten. In einigen Krankenhäusern sollen sogar mit Corona infizierte Mitarbeiter dazu aufgefordert worden sein, die Corona-Patienten zu betreuen. "Auf den Schultern der Beschäftigten wird hier die Krise gestemmt", kritisierte der Gewerkschaftler.

Wer ist systemrelevant?


Jetzt in der Krise zeige sich auch wer wirklich systemrelevant sei. Dies seien neben den Pflegeberufen zum Beispiel auch die Verkäufer im Einzelhandel und die Handwerksbetriebe aber eben nicht die "Profitabilität des Kapitals". Um dies anzuerkennen reiche klatschen nicht mehr aus. Auch eine einfache Prämie reiche da nicht. Es müssten höhere Tariflöhne, verbindlichere Arbeitszeiten und bessere Arbeitsbedingungen her. Hierfür sollten die Beschäftigten kämpfen, auch nach der Corona-Krise.


"Aktive Mittagspause" vor dem Klinikum. Foto: Rudolf Karliczek


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