Region. Von einem "kleinen bis mittleren" Hochwasser spricht der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten und Naturschutz (NLWKN). Aus den aktuellen Trendprognosen geht hervor, dass die Flusspegel ihren Höchststand am heutigen Donnerstagnachmittag erreichen oder bereits erreicht haben. Erfreut sei man im Harz - das üppige Schmelzwasser könnte den Grundwasserspiegel nach Jahren endlich wieder etwas auffüllen. An der Oker in Braunschweig, so die Stadtentwässerung, könne es jedoch noch zu einer Straßensperrung kommen.
Die Stadt Goslar steht laut einer Pressemitteilung in engem Austausch mit den Harzwasserwerken. Wie Dirk Sielaff, Leiter der Unteren Wasserbehörde der Stadt Goslar, erläutert, sind zusätzliche Pegelmesser installiert und können rund um die Uhr online beobachtet werden. Auch haben die Untere Wasserbehörde und die Firma Eurawasser lenkende Maßnahmen vorbereitet, um Wasser umleiten zu können, sollte es nötig werden. Regenrückhaltebecken können noch zusätzlich gefüllt werden.
"Eine Wohltat für den Wald"
Beim Blick in den Oberharz bleiben die Fachleute der Unteren Wasserbehörde und der Harzwasserwerke ebenfalls entspannt. Der Schnee kam vor dem Frost, sodass auch große Mengen im Boden versickern können. Das sei eine Wohltat für den Wald. „Endlich können die Grundwasserstände nach dreieinhalb Jahren wieder aufgefüllt werden“, sagt Sielaff. Seiner Einschätzung nach bleiben zwei Drittel des Schmelzwassers im Wald. Großen Einfluss auf die Hochwasserlage in der Region haben auch die Stauseen von Ecker und Oker im Harz. Diese verfügen aber trotz des derzeit üppigen Zuflusses noch über große Kapazitäten, sodass die sogenannte "Unterwasserabgabe" gering bleiben und die Pegelstände somit zumindest von dort aus gut regulierbar sind.
"Normales" Hochwasser in Braunschweig
Nichtsdestotrotz sei der Pegelstand der Oker aktuell zwar hoch, aber nicht bedenklich. Andreas Hartmann, Geschäftsführer der Stadtentwässerung Braunschweig dazu: "Alles läuft im Rahmen eines 'normalen' Hochwassers ab." Die Gewässer im Bereich der Stadt Braunschweig seien momentan noch schmelzwasserbedingt bordvoll (Anm. d. Red.: Gerade so voll, dass es noch ohne Ausuferungen abfließen kann) und weisen erhöhte Durchflüsse auf. "Hier gilt unser besonderes Augenmerk den verrohrten Abschnitten bzw. den dazugehörigen Sieben. Diese müssen zur Sicherung der Vorflut frei gehalten werden", erläutert Hartmann. Mit einem weiteren Anstieg der Oker rechne die Stadtentwässerung Braunschweig unterdessen nicht mehr: "Der Scheitelpunkt ("HW-Welle") durchläuft gerade die Stadt Braunschweig. Unsere Messung am Eisenbütteler Wehr weist aktuell einen Durchfluss von knapp 19 Kubikmeter pro Sekunde aus. Die Wehre sind geöffnet. Wir rechnen mit keinen nennenswerten Ausuferungen." Ob die Straßen Wiesental in Veltenhof-Rühme gesperrt werden muss, ist noch nicht absehbar. Zurzeit sei sie noch passierbar. "Wir erwarten dort den Scheitelpunkt erst im Laufe des Tages", so Hartmann abschließend. Die Straße liegt mitten im Überflutungsgebiet der Oker.
Trotz aller Zuversicht habe man auf dem Klärwerk Steinhof die Sandsackfüllmaschine aufgebaut und Sand im Vorfeld der Schneeschmelze trocken gelagert. Abgesehen davon würde man auch immer 5.000 gefüllte Sandsäcke zur Hochwasserprophylaxe vorhalten.
Oker, Ise und Aller stehen unter Beobachtung
In Gifhorn haben die Pegel der Aller und der Ise die Hochwassermeldestufe 1 überschritten. "In der Oker ist am Pegel Groß Schwülper die Hochwassermeldestufe 1 noch nicht erreicht. Oberhalb des Pegels Groß Schwülper mündet allerdings die Schunter in die Oker, die derzeit Hochwasser führt. Es ist kurzfristig damit zu rechnen, dass der Wasserstand noch weiter ansteigt und zumindest die Hochwassermeldestufe 1 übertroffen wird", berichtet Kreisrätin Ute Spieler auf Anfrage von regionalHeute.de. Man gehe davon aus, dass sich die Lage mittelfristig wieder entspanne, da aktuell mit keinen weiteren Regenfällen gerechnet werde. Oker, Ise und Aller stehen aber weiterhin unter Beobachtung.
Wasser auf landwirtschaftlichen Flächen in Peine
In Peine hat die Fuhse die Meldestufe 2 überschritten. "Das heißt, es ist mit Ausuferungen hauptsächlich in Land- und Forstwirtschaftlichen Flächen zu rechnen. Mit einer dynamischen Entwicklung ist für die Fuhse momentan nicht zu rechnen", erklärt Landkreissprecher Fabian Laaß aus Peine. Der NLWKN meldet für die Fuhse am dortigen Pegel einen etwa gleichbleibenden Wasserstand. Auch hier wird davon ausgegangen, dass der Pegel dort im Laufe des Nachmittags seinen Höchststand erreicht und die Meldestufe 3 nicht überschreitet.
Schunter ist übervoll
Die Schunter bei Glentorf im Landkreis Helmstedt hat bereits am heutigen Donnerstagmorgen ihren Höchststand erreicht und fällt aktuell wieder leicht ab. Mit einem Pegel von 156 Zentimetern ist es die einzige Messstelle, an der eine Überschreitung der Hochwassermeldestufe 3 in unserer Region gemeldet wird. Zum Vergleich: Der höchste gemessene Wasserstand von 1964 bis 2017 lag bei 190 Zentimeter. Helmstedt befindet sich in einer besonderen Lage, da der Landkreis von Flüssen durchzogen ist, die in die Oker münden, aber von keiner Talsperre reguliert werden. Wie der Landkreis mitteilt, seien aber bislang keine Meldungen über erfolgte Überschwemmungen eingegangen.
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