KolumneHeute: Armut schützt vor Bosheit nicht

von Sina Rühland


| Foto: Sina Rühland



"Für die macht ihr alles, für uns macht ihr nichts". Unter jedem Spendenaufruf für Flüchtlinge, unter jedem Radfahr-Kurs für Migranten steht in der letzten Zeit dieser Satz. Laut dem aktuellen Armutsbericht des Paritätischen Wohlfahrtsverbands waren im vergangenen Jahr 15,4 Prozent der Menschen in Deutschland arm. Doch was ist eigentlich Armut? Und darf man deshalb nicht gönnen?

Als arm gilt, wer weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens zur Verfügung hat. Arm ist, wer nicht am gesellschaftlichen Leben teilnehmen kann – und dieses Leben in deutschen Städten ist teuer. Einmal ausgehen und hundert Euro sind über den Tresen gewandert. Ein Konzert und der Geldbeutel leert sich um 150 Euro. Alles kostet Geld. Der Schwimmbadbesuch, der Kinoabend, das Bier in der Kneipe zum Fußballspiel. Sportvereine wollen Mitgliedsbeiträge von den Eltern. Lehrer, dass Bücher selbst angeschafft werden. In Summe bedeutet das für diejenigen, die von 900 Euro leben müssen, Armut.

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Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:



Wenn auch die Studie des Sozialverbands nicht ganz zu Ende gedacht scheint, geht es doch einem gewissen Teil der Bevölkerung finanziell schlecht. Alleinerziehende und Rentner, die bereits Mitte des Monats kein Geld mehr auf dem Konto haben – und das im fünft reichsten Land der Welt. Diese Tatsache kann und darf wütend machen. Es sollte nur nicht die Falschen treffen. Kindern aus Syrien ein gebrauchtes Fahrrad zu neiden, jungen Männern den bezahlten Sprachkurs und Familien ihre möblierte Unterkunft, zeugt von einer ganz erbärmlichen Charaktereigenschaft: Neid. Neid macht hässlich. Neid lässt Menschen sich Gruppierungen anschließen, die lieber pöbeln statt aktiv die Gesellschaft mitzuformen. Neid lässt keinen Raum für Lösungen.


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