Deutschland ist seit Donnerstag um eine geniale Idee reicher: ARD und ZDF sollen einen Fernsehsender für Flüchtlinge schaffen und ihnen damit die "deutsche Leitkultur" vermitteln. Eine Idee, die so nur von der CSU kommen kann.
Ob Betreuungsgeld, Ausländermaut, Deutsch-Pflicht für Migranten oder Horst Seehofer, die CSU bringt gerne mal Schöpfungen in den Umlauf, die einfach nicht so recht ernst genommen werden wollen. Nun folgt also der öffentlich-rechtliche Kanal für Flüchtlinge. Verschiedenen Medienberichten zufolge soll CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer ARD und ZDF dazu aufgerufen haben, ein "Integrationsfernsehen" zu schaffen. Zuvor hatte die CSU angeregt, dass die Öffentlich-Rechtlichen ihrem Bildungsauftrag nachkommen sollten, indem sie Sprachkurse, Sendungen zum Grundgesetz und über das Zusammenleben in Deutschland anbieten. Der Sender könne nach der Idee des Generalsekretärs den Namen "Deutsches Integrationsfernsehen" tragen. Bezahlt werden solle dies laut Scheuer aus den Finanzreserven der Rundfunkanstalten – immerhin 1,6 Milliarden Euro.
Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:
Die ersten Reaktionen nach der Veröffentlichung: schmunzeln. Medienwissenschaftler halten die Idee für unrealistisch. Welche Sprache sollte der Sender denn als "Amtssprache" wählen? Die Menschen, die zu uns kommen, sprechen in Regel nicht nur eine. Würde man den Sender auf Deutsch laufen lassen, bräuchten die Öffentlich-Rechtlichen also diverse Dolmetscher. Und woher soll das Geld dafür kommen, wenn Millionen Menschen ihre Rundfunkbeiträge nicht zahlen wollen?
Außerdem bräuchte man Fachleute, die sich mit den Gegebenheiten der jeweiligen Herkunftsländer im Speziellen auskennen. Die wichtigste Frage ist jedoch: wie bekommt man die Menschen vor den Fernseher? Wollen wir sie, bevor sie auf die andere Seite der Grenze dürfen, 90 Minuten in einen Fernsehsessel drücken und sie zwingen "Deutsch für Anfänger" zu gucken? Vor allem müssten wir dann erst einmal selbst eine Antwort auf die Fragen haben, was "Deutsche Leitkultur" überhaupt bedeutet.
Man kann Menschen nicht dazu zwingen, sich vor den Fernseher zu setzen. Bildungszufuhr, das Wissen um Kultur, Geschichte und Politik, geschieht üblicherweise auf freiwilligem Wege – wäre dem nicht so, hätte Pegida nicht so viele Anhänger und die AFD keine Wähler.
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