„Keine Kinder – Keine Hunde“ steht auf dem Schild eines Düsseldorfer Biergartenbetreibers. Mit einer Ruhezone möchte der Wirt dem umbarmherzigen Gebaren von Hunden und Kindern Einhalt gebieten – und stößt damit eine neue Debatte um das vermeintliche Recht auf Ruhe an.
Kinderfreie Zonen in Restaurants, kinderfreie Zonen in Cafés und Flugzeugen. Es gibt ein Portal, das sämtliche Anbieter kinderfreier Hotels sammelt und potentiellen Kunden mit dem Slogan "Zeit für Zweisamkeit" zur Auswahl anbietet. Der „weg vom Kind-Trend“ scheint gegenwärtiger denn je. In einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung erklärt der Düsseldorfer Biergartenbetreiber, warum er keinen anderen Ausweg sah, als eine kinder- und hundefreie Ruhezone auf seinem Gelände einzurichten. Gäste störten sich immer wieder an wild herumrennenden Kindern und kläffenden Hunden. Kinder würden mit Sand schmeißen und auf der Ruhe-Terrasse Fahrrad fahren. Er sei es leid. Das Problem sehe er hauptsächlich bei Eltern, die ihrer Aufsichtspflicht und ihrem Erziehungsauftrag nicht nachkämen sowie bei Hundebesitzern, die ihre Tiere nicht zur Ruhe aufriefen. Im Übrigen würden ihn viele Eltern „extremst ankotzen“. Kinderfeindlich sei er nicht, er habe erst kürzlich einen neuen Spielplatz bauen lassen und sei selbst Vater von drei Kindern, sagt er.
Nachdem ich das Interview gelesen und die Kommentare verächtlich hingenommen hatte, schämte ich mich mal wieder meiner Staatsangehörigkeit. „Typisch Deutschland“, dachte ich. Wir haben ohnehin nicht den Ruf, sonderlich kinderlieb zu sein. Doch man kann weder alle Kinder noch alle deutschen Erwachsenen in eine Schublade stecken. Zweifelsohne gibt es Kinder, die außergewöhnlich nervtötend sind – das bestreitet auch niemand. Doch oft macht eben ein großer Tyrann viele kleine. Wenn am See zehn Minuten ein 20 Zentimeter großer Hamster neben mir steht und mich unentwegt im Sopran ankläfft, dann überlege auch ich kurz, ob wir mal seine Schwimmfähigkeit testen wollen. Das alles ist jedoch nicht der Kern der Debatte – ganz abgesehen davon, dass es mehr als unglücklich ist, in einem Zug Kinder und Hunde aus öffentlichen Etablissements auszuschließen.
Die Autorin: RegionalHeute.de-Redakteurin Sina Rühland. Foto:
Bedenklich erscheint mir diese Haltung, da sie auf eine kinderentwöhnte Gesellschaft hindeutet. Kinder ja, aber bitte nur, wenn sie leise, passiv und sauber sind. Spezielle Ruhezonen, wie diese in Düsseldorf, zeugen von einer stetig wachsenden egomanen Gesellschaft. Doch Kinder sind mehr, als zukünftige Beitragszahler – sie erinnern uns daran, wie unbedarft und empfindsam man die Welt betrachten kann.
Mag sein, dass diese Ruhezonen letztendlich doch ihr Gutes haben – wir müssen uns dann nicht mehr mit kinder-, lärm- und tierfeindlichen Stinkstiefeln auseinandersetzen. Eine Ruhezone, in der ewig Meckernde keinen Zutritt haben.
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