Braunschweig. Das Studierendenwerk OstNiedersachsen muss als größtes Studierendenwerk in Niedersachsen ab Wintersemester 2025/26 seinen Studierendenwerksbeitrag um 24 Euro auf 138 Euro erhöhen. Ab dem Folgejahr steigt der Beitrag jährlich um weitere 12 Euro. Dies hat der Verwaltungsrat des Studierendenwerks OstNiedersachsen am 9. Dezember einstimmig beschlossen. Die Erhöhungen sind erforderlich, um gestiegene Kosten auszugleichen und dringend benötigte Sanierungen zu finanzieren. Dies teilt das Studierendenwerk mit und nimmt die Politik in die Pflicht.
Die finanzielle Lage des Studierendenwerks hat sich seit 2021 dramatisch verschärft. Die in diesem Zeitraum erheblich gestiegenen Preise konnten zwar für die Studierenden in den letzten beiden Jahren durch Sondermittel des Landes abgefedert werden, diese Mittel laufen jetzt jedoch zum Jahreswechsel aus.
Das führt zusammen mit unverändert hohen Preisen und rückläufigen Studierendenzahlen zu enormen Herausforderungen. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Finanzhilfe des Landes an den Gesamteinnahmen des Studierendenwerks fast kontinuierlich seit einem Vierteljahrhundert und betrug 2023 nur noch 6,6 Prozent.
Teure Sanierungen
Die notwendigen Wohnheimsanierungen werden vom Land schon lange nicht mehr gefördert. Das Studierendenwerk hat in den letzten 20 Jahren mehr als 177 Millionen Euro in den Neubau und die Sanierung von Wohnheimen gesteckt. Davon hat das Land weniger als 3 Prozent bezuschusst. Für die nächsten zehn Jahre rechnet das Studierendenwerk mit einem Sanierungsaufwand von circa 40 Millionen Euro. Nicht berücksichtigt sind zusätzliche Anstrengungen für die Klimaneutralität der Wohnheime, die auf einen dreistelligen Millionenbetrag geschätzt werden.
„Unser gesetzlicher Auftrag als Studierendenwerk ist es, günstigen Wohnraum, bezahlbare Verpflegung und weitere umfassende Angebote für Studierende sicherzustellen. Ohne eine substanzielle Unterstützung des Landes Niedersachsen wird dies jedoch zunehmend unmöglich“, erklärt Sönke Nimz, Geschäftsführer des Studierendenwerks OstNiedersachsen. Da diese Unterstützung ausbleibt, bleiben dem Studierendenwerk nur drei Optionen: die Semesterbeiträge deutlich zu erhöhen, Leistungen zu reduzieren und die Preise für Studierende zu erhöhen. Das bedeutet, die finanzielle Last wird zunehmend auf die Studierenden abgewälzt.
Lage der Studierenden
Die wirtschaftliche Lage vieler Studierender hat sich in den letzten Jahren deutlich verschlechtert. Die Inflation hat die Lebenshaltungskosten massiv erhöht, insbesondere für Miete, Lebensmittel und Energie. Gleichzeitig bleiben die Unterstützungsleistungen wie BAföG auf einem unzureichenden Niveau. Die Wohnpauschale im BAföG beträgt derzeit 380 Euro, während die durchschnittlichen Wohnkosten in Deutschland 479 Euro für ein WG-Zimmer betragen. Der Bedarfssatz für den Lebensunterhalt liegt im BAföG bei 475 Euro und damit 88 Euro (15,6 Prozent) unter dem Regelbedarf im Bürgergeld, der regelmäßig festgelegt wird, um ein menschenwürdiges Existenzminimum zu sichern. Viele Studierende müssen daher neben dem Studium arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu finanzieren, was Studienzeit und -erfolg negativ beeinflusst. 2023 waren 77 Prozent der Studierenden armutsgefährdet im Vergleich zu 14 Prozent der Gesamtbevölkerung. Mehr als die Hälfte der Studierenden war durch die Wohnkosten überlastet. Steigende Kosten und der damit verbundene Druck belasten zusätzlich die psychische Gesundheit der Studierenden. Die Nachfrage nach psychotherapeutischer Beratung ist in den letzten Jahren stark gestiegen.
Appell an die Politik
Das Studierendenwerk fordert die Landespolitik erneut auf, die Grundfinanzierung und Sanierungszuschüsse deutlich zu erhöhen. Die Belastung der Studierenden durch hohe Semesterbeiträge, steigende Lebenshaltungskosten und Mieten ist für viele Studierende kaum noch tragbar. Wenn nichts passiert, werden die Semesterbeiträge im Studierendenwerk OstNiedersachsen jedes Jahr um weitere 12 Euro steigen, und Mieten und Mensapreise müssen weiter erhöht werden. Hohe Semesterbeiträge gefährden zudem die Attraktivität Niedersachsens als Studienstandort.
„Das Land Niedersachsen ist auf den hochqualifizierten Nachwuchs angewiesen. Diejenigen, die sich heute ein Studium in Niedersachsen nicht leisten können, werden dem Land zukünftig an den Schulen, in den Krankenhäusern, in der IT und in der öffentlichen Verwaltung fehlen“, sagt Sönke Nimz.
Über das Studierendenwerk OstNiedersachsen
Das Studierendenwerk OstNiedersachsen mit Hauptsitz in Braunschweig ist seit über 100 Jahren der kompetente Partner, der rund 50.000 Studierenden an den zehn Standorten Buxtehude, Braunschweig, Clausthal-Zellerfeld, Hildesheim, Holzminden, Lüneburg, Salzgitter, Suderburg, Wolfenbüttel und Wolfsburg den Alltag erleichtert. Zu den Angeboten des Studierendenwerks gehören Verpflegung in Mensen & Cafeterien, Vermietung von Wohnheimplätzen, Studienfinanzierung, Psychosoziale Beratung, Kinderbetreuung sowie die Förderung der studentischen Kultur.