Berlin. Angesichts neuer Forderungen nach einem Anstieg des Mindestlohns bis auf 15 Euro warnen Experten vor einer politischen Festlegung.
Der "Bild" (Donnerstagsausgabe) sagte die Wirtschaftsweise Veronika Grimm: "Die Politik sollte die Mindestlohn-Kommission arbeiten lassen. Man hat sie ja geschaffen, damit vor einer Anpassung des Mindestlohns alle Aspekte sorgfältig abgewogen werden können." Grimm ergänzte, "der Fachkräftemangel und die Inflation führen ohnehin zu mehr Lohndruck".
Deutliche Kritik äußerte auch der Tarifexperte des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch. Die SPD betreibe mit ihren Forderungen nach einem Mindestlohn von 14 Euro "Micky-Maus-Ökonomie". Er habe "den Eindruck, dass die SPD von Tarifautonomie nichts mehr hält", erklärte Lesch. SPD und Grüne "beschädigen das ganze Tarifsystem. Das ist keine Tarifautonomie mehr, sondern staatlich gelenkte Lohnpolitik."
Enzo Weber vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hält weitere Mindestlohnerhöhungen grundsätzlich für nötig. Er warnt jedoch zugleich vor Jobabbau durch einen zu starken Anstieg. "Um die Ungleichheit zu verringern, sollte der Mindestlohn stärker steigen als die Löhne insgesamt. Die letzten Erhöhungen waren ziemlich dürftig. Da gibt es einiges aufzuholen. 15 Euro pro Stunde auf einen Schlag ist aber zu hoch gegriffen - wir dürfen nicht riskieren, dass die Jobs gestrichen werden."
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