Ralf Richter kocht aus Leidenschaft

von Andreas Molau





Kulinarisch38 traf im Wolfenbüttler Treccino Ralf Richter. Ein Koch aus Leidenschaft mit einer Geschichte, wie sie nur die Welt der Kulinarik schreiben kann.


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Einfache Bistro-Stühle, Holztische unter hohen Bäumen. Ein lauer Spätsommertag. Aus einer Terrassentür schaut der Maître de Cuisine heraus. Etwas älter schon, aber voller Tatendrang. Kinder spielen geschäftig zwischen den Tischen. Kühler Weißwein bereitet die Gäste auf Gaumenfreuden vor. So könnte es aussehen, wenn Ralf Richter seinen Ruhestand genießt. Wo andere auf das Ende ihrer Tätigkeit warten, hat der Koch aus Leidenschaft Träume. Pläne wäre bereits zu viel gesagt. Denn Ralf Richter scheint nichts auf Biegen und Brechen zu machen. Er wirkt ruhig und freundlich, während wir Treccino in Wolfenbüttel einen Cappuccino genießen und er seine Geschichte erzählt. Alles, was er bis jetzt gemacht habe, das sei auf ihn zugekommen, berichtet er. Er habe die Gelegenheit einfach beim Schopfe gefasst. So ähnlich muss gelebter Buddhismus sein oder Anthroposophie. Sich mit dem Schicksal, dem Karma befreunden und offen sein für die Wege, die sich dadurch auftun.

Das Schicksal ergreifen

Das hat mit Lethargie nichts zu tun. Auch wenn die Kochgeschichte von Ralf Richter mit einer »faulen« Sonntagseinlage auf dem Sofa beginnt. Da läuft zur Entspannung der Fernsehgarten. Und der wurde vor drei Jahren zu einem Wendepunkt in seinem Leben. In der Unterhaltungssendung sollte ein Kochweltrekord aufgestellt werden. 499 Portionen Wiener Schnitzel mit Spargel und Sauce hollandaise. Er wurde ausgewählt, um daran mitzuwirken. Über Facebook. Dort hatte er als Profil seine Neigung zum Kochen ausgewiesen. Leidenschaft war da noch nicht da, räumt er ein. Das Zubereiten von Speisen begleitet Ralf Richter in seinem Leben trotzdem von Anfang an. Als Ältester von fünf Brüdern musste er halt mal an den Herd. »Erst hieß es, die Sachen aufzuwärmen. Dann konnte ich erst Kartoffeln kochen und so kam eins zum anderen«, erzählt er.


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Auf großer Fahrt.[/image]

Immer am Kochen

Vor 2012 übernahm er schon immer gern das Zepter bei der Zubereitung von Speisen. Und sei es, dass er sich bei Feiern freiwillig an den Grill stellte. Mit dem Fernsehgarten wurden dann die schlummernden Talente geweckt. Was Öffentlichkeit so alles ausmacht. »Plötzlich kannte mich jeder in meinem Dorf in Salzgitter«, schmunzelt Richter. Die Lokalpresse brachte eine Geschichte. Die erste Anfrage kam, ob er denn nicht etwas für eine große Feier zubereiten könne. Siebzig Rouladen waren das. »Das war natürlich eine ganz schöne Hausnummer«, erinnert er sich. Aber er ging mit Ruhe und Zuversicht ans Werk. Und die Sache gelang. Schließlich war da sein Engagement bei TV 38. Auch hier brachte Ralf Richter der pure Zufall dazu, Kochsendungen zu produzieren.

In der Kombüse

Als Gast zu einer Verabschiedung im Sender sei er eingeladen gewesen. Jeder habe etwas mitgebracht. Er hatte sich ein leckeres Dessert überlegt. Das muss gut angekommen sein. Denn an dem Abend wird die Idee geboren, vor die Kamera zu gehen. Vier Kochsendungen entstehen. An eine Fortsetzung ist mittlerweile gedacht. Oder da ist sein Abenteuer auf der Alexander von Humboldt II. Das Segelschiff-Geschwister vom Veteran aus der Becks-Werbung. Da war sein Ex-Schwager als Konditor angefragt, mitzufahren. Der dachte gleich an Ralf Richter, als es hieß, auch Köche würden noch gesucht. Ralf Richter hatte zwar keine Erfahrung in der Großküche, aber die Zuversicht eines Mannes, der an seine Chance glaubt.


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Ralf Richter bei einem weiteren Fernsehauftritt.[/image]

Die kulinarische Weltreise

Ralf Richter heuert an und die Fahrt zu den Kapverdischen Inseln wird zum prägenden Erlebnis. »Ich musste zunächst erst mal nachgucken, wo die überhaupt liegen«, lächelt er. Die Arbeit mit seinem Kollegen in die Kombüse war harmonisch. Die Zeit möchte er nicht missen. Während des Gespräches muss man sich immer wieder klar machen. Ralf Richter geht einem ganz normalen Job nach. Alles, worüber wir sprechen, ist Freizeit. »Andere Angeln, ich koche«, erklärt er. Denn neben diesen Dingen ist dann noch sein Engagement an der Volkshochschule Salzgitter. Dort gibt er Kochkurse. Zuletzt einen Indischen. Das hat ihn dazu gebracht, an einem Buch über die Küche der verschiedenen Erdteile zu schreiben. Eine kulinarische Weltreise. Es soll nicht nur um Rezepte gehen, sondern auch um die Kultur, das Land, die Leute.

Der Mittelalterkoch

Schließlich bestreitet Ralf Richter dieses Jahr zum zweiten Mal einen Stand beim Mittelaltermarkt in Salzgitter Gebhardshagen. Dort verköstigt er die Besucher mit leckeren Speisen. Diesmal hat er an einem Fladenbrot getüftelt. Sozusagen ein Döner Middle age.  Da wird es Hackfleischbällchen geben mit Kreuzkümmel, Curry, Kardamom und Knoblauch. Dazu eine Sauce aus Joghurt mit Zitrone und frischer Minze. Ralf Richter möchte die Menschen kulinarisch überraschen: »Wenn ich nach dem ersten Blick, Biss und Kauen ein Lächeln auf dem Gesicht des Gastes sehe, dann weiß ich. Du hast die Sache auf den Punkt gebracht.« Ralf Richter steckt voller Ideen. Er lässt ihnen Zeit und scheint sich durch nichts aus der Ruhe bringen zu lassen. Bestimmt wird er eines Tages aus seinem kleinen Gastraum schauen. Auf einfache Bistro-Stühle und Holztische, wo die Ausflügler bei einem kühlen Gläschen Weißwein auf ihr Essen warten. Wie er dazu kommen wird? Der Zufall wird’s richten. Oder das Karma. Ganz wie man will. Aktuelle Rezepte von Ralf Richter gibt's bei Facebook Ralf Richter und demnächst bei Kulinarisch38.


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