Sylt-Flair in der Zuckerstube Wittmar

von Andreas Molau





In dem kleinen Assedorf Wittmar gibt es seit einiger Zeit ein Café, das inzwischen  über den Landkreis hinaus bekannt ist: Das Café Zuckerstube.


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Wittmar ist ein bezaubernder Ort. Die ehemalige Bergarbeitersiedlung, in der bis in die 60er Jahre Salz gefördert wurde, schmiegt sich sanft an die Asse. Der Blick nach Süden eröffnet die Silhouette auf den Harz. Und wenn das Wetter schön ist, sieht man den Mythos Brocken am Horizont majestätisch thronen. Und nun hat sich seit gut zwei Jahren auch noch ein Stückchen Syltflair in diesem kleinen Ort etabliert. Wenn man die alte Kastanienallee hochfährt, erinnert die Atmosphäre schon an Berge. Das Fahrrad dürfte nur bergab eine Freude sein. Fast am Ende der Straße steht die Bismarckturm-Villa. In Wittmar lebten meist einfache Arbeiter. Hier dürfte der Herr Direktor oder einer seiner Ingenieure residiert haben. Der rote Backsteinbau könnte genauso in einer Stadt stehen. An diesem Spätsommertag hebt er sich leuchtend vor dem blauen Himmel ab. Heute werden in dem schönen Bau Wohnungen vermietet. Und hinten im Garten liegt ein Ort versteckt, an dem man verweilen möchte. Auf einer Wiese stehen zwanglos Tische und Stühle. An einigen Plätzen Strandkörbe. Aus einem kleinen aber schmucken Anbau werden Tassen und Teller getragen. Die Tische sind fast voll besetzt. Und dabei ist es Mittwoch. Mitten in der Woche.


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»Man muss Ausdauer haben.«

Andrea Kretzschmar-Haese lächelt nur bescheiden. Auf meine Frage, wie man es fertig brächte, gerade hier ein so schönes Café hinzuzaubern und die Menschen für diesen Ort zu begeistern, meint sie nur: »Man muss Ausdauer haben.« Um die ganze Asse herum starben in den letzten Jahren die alten Kneipen und Gasthäuser in den Dörfern weg. Ganz so, als sei das ein Naturgesetz. Obwohl dieser Höhenzug eine landschaftliche Perle ist und zu Ausflügen einlädt. Die alte Assewirtschaft, die zauberhaft am Wald lag, war zum Schluss nur noch ein Schatten. Andrea Kretzschmar-Haese, die die Zuckerstube – so heißt diese kleine Perle – mit der ganzen Familie führt, hatte sich vor zwei Jahren entschlossen, diesen Ort zu einem Café zu machen. »Mir war gleich klar, dass das hier etwas Besonderes ist«, erzählt sie. Eigentlich aus dem medizinischen Bereich beruflich stammend, hatte sie keine Angst, so etwas wie ein Café zu eröffnen. »Die Behörden von Stadt und Landkreis waren unheimlich hilfsbereit. Wir wussten am Anfang ja gar nicht, was alles nötig ist, um so ein Projekt durchzuziehen«, erinnert sie sich. Und backen, das wusste sie, ist etwas, was ihr und ihrer Tochter, Ann Kristin Haese liegt. Umso trauriger ist es, dass sich nun Anwohner beim Landkreis über die parkenden Autos und angeblichen Lärm beschwert haben. Vielleicht ist auch das ein Grund für die desolate Situation in manchen Dörfern. Denn statt Argwohn über pulsierendes Leben, würde eigentlich freudige Unterstützung für ein Projekt am Platze sein, das immerhin sechs Menschen Arbeitsplätze gibt und den touristischen Rang der Asse erhöht.


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Stimmungsvoll bis ins Detail

Alle Auflagen wurden vor der Eröffnung nach uns nach abgearbeitet, bis dann vor zwei Jahren die Zuckerstube fertig war. Das kleine Häuschen auf dem Innenhof, wo alles begann, wurde architektonisch liebevoll erweitert. »Uns schwebte immer vor eine Atmosphäre zu schaffen, wie wir sie auf Sylt lieben«, erzählt sie. Und das ist wirklich gelungen. Nicht nur wegen der Strandkörbe. Dieser Innenhof, aber auch die Einrichtung des Cafés hat etwas leichtes, Luftiges, Verspieltes, ohne dabei kitschig zu wirken. Von hier aus kann man einen ausgedehnten Spaziergang machen. Oder man genießt einfach nur die herrliche Ruhe. Bis ins kleinste Detail wurde hier gestaltet. Und man fühlt sich vom ersten Augenblick an wohl. Kein Wunder, dass die Gäste sogar aus Braunschweig kommen, um hier Kuchen- und Tortenspezialitäten zu genießen, die allesamt selbst hergestellt werden. »Wir benutzen keine Fertigprodukte. Außerdem ist es uns ganz wichtig, dass hier regionale Dinge verwendet werden.«, erklärt Andrea Kretzschmar-Haese.


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Verführerische Tortenkerationen

Ihre Tochter zaubert neben den ganz normalen Torten, die verführerisch in der Auslage warten, auch Hochzeitstorten. Ein gestandener Konditor könnte sie nicht besser hinbekommen. Die Spezialität: In der Zuckerstube wird auf Nahrungsmittelunverträglichkeiten geachtet. Es gibt glutenfreie und vegane Torten. Egal, ob man einfach nur einen Ausflug machen möchte oder seine Familienfeier an einem besonderen Ort zelebrieren. Andrea Kretschmar-Haese und ihr Team gehen auf Kundenwünsche ein und möchten, dass sich alle Gäste wohlfühlen. Während wir bei einem Stückchen Käsekuchen und einem Espresso über das Projekt sprechen, wandern die Augen der Chefin immer wieder über die Tische, um zu sehen, ob alle sich wohlfühlen. Bis auf kleine herzhafte Snacks gibt es vor allem süße Spezialitäten. »Aber wenn jemand hier abends ein Buffet haben möchte, dann kooperieren wir mit Partnern und tischen das auf, was gewünscht ist«, so Kretschmar-Haese. Gelegentlich gibt es auch musikalische Events oder Lesungen. Die Zuckerstube ist ein Ort zum Wohlfühlen. Jetzt im Sommer besonders. Aber auch im Winter stelle ich es mir herrlich vor, auf diesen schönen Ort aus der Wärme behaglich nach draußen zu schauen. Bei einer guten Tasse Kaffee, einem Kakao und einem Stückchen Torte. Wittmar ist ein bezaubernder Ort. Die Zuckerstube ist ein Grund mehr dorthin zu kommen.

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