Region. Noch nie hatten Jugendliche so gute Chancen auf einen Ausbildungsplatz; gleichzeitig wird es für die Unternehmen immer schwieriger, Bewerber zu finden. In der Folge verringert sich die Ausbildungsbereitschaft der Betriebe – so die Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar.
Nach den Zahlen der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar ging die Zahl der gemeldeten Bewerber und der gemeldeten Ausbildungsstellen zurück. Die Zahl der Bewerber überstieg die Zahl der Ausbildungsplätze nur noch wenig.
Harald Eitge, Leiter der Agentur für Arbeit Braunschweig-Goslar fasste die Situation zusammen: „Die Situation am Ausbildungsmarkt ist für Bewerber erneut günstiger als im Vorjahr. Gleichzeitig zeigte sich auch in diesem Jahr, dass es schwieriger geworden ist, Bewerber und Ausbildungsstellen zusammenzubringen.“ Von Oktober 2015 bis September 2016 wurden dem gemeinsamen Arbeitgeberservice der Arbeitsagentur und der Jobcenter insgesamt 3.377 Berufsausbildungsstellen gemeldet, 557 weniger als im Vorjahreszeitraum. Ein wesentlicher Grund für diesen Rückgang dürfte die geringere Ausbildungsbereitschaft der Betriebe sein. Der Rückgang der Bewerber reduziert in einigen Branchen gleichzeitig deutlich die Zahl der Bewerbungen. Einige Unternehmen verzichten auf den Baustein der Berufsausbildung, um die Fachkräfte im Betrieb für morgen zu sichern.
Jahresergebnisse am Ausbildungsmarkt. Foto: Arbeitsagentur Braunschweig-Goslar
Mangel an geeigneten Bewerbern
„Mittelfristig kann der Wegfall der Berufsausbildung aber nicht die Strategie der Stunde sein. Wir sind mit unserem Arbeitgeberservice nah an den Unternehmen, um für betriebliche Ausbildungen und Qualifizierungen zu werben. Auch in den kommenden Jahren wird es schwieriger, den Klassenbesten für sich zu gewinnen. Der Blick über den Tellerrand wird zunehmend wichtiger, da in den Betrieben nicht mehr so viele junge Leute nachko men, wie in Rente geschickt werden. Die Suche nach den individuellen Talenten wird in Zukunft eine wichtige Rolle spielen. Wir rechnen zum nächsten Ausbildungsbeginn wieder mit einer deutlich gestiegenen Zahl an gemeldeten Ausbildungsstellen“, prognostiziert Eitge.
Im Beratungsjahr 2015/2016 haben insgesamt 3.694 Bewerber die Ausbildungsvermittlung der Agenturen für Arbeit im Agenturbezirk bei der Suche nach einer Ausbildungsstelle in Anspruch genommen. Das waren 348 weniger als im Vorjahreszeitraum. „Auch bei uns herrscht in einigen Branchen bereits Lehrlingsmangel“, weiß Eitge. Das hat vor allem zwei Gründe: Die rückläufige Zahl der Schulabgänger, insbesondere mit Haupt- und Realschulabschluss sowie das Streben der jungen Leute an die Hochschulen. Auch die frühzeitige flächendeckende Berufsorientierung im Agenturbezirk, bereits ab der siebten Klasse, ließe die jungen Menschen strukturiert an die Berufswahl herangehen, so dass Beratungs- und Vermittlungsbedarfe teilweise nicht mehr entstünden. "Unsere Berufsberater sind so frühzeitig im Prozess eingebunden, dass Entscheidungen getroffen werden und die Suche nach offenen Stellen in unseren Online-Portale erfolgt", berichtet er.
Bis zum Bilanzzeitpunkt des Beratungsjahres am 30. September 2016 gelang es 30 Bewerbern nicht, einen Ausbildungsplatz zu finden. Gleichzeitig blieben auch 166 Ausbildungsstellen unbesetzt. Die Gründe liegen in erster Linie darin, dass das Angebot und die Nachfrage in berufsfachlicher, qualifikatorischer oder regionaler Hinsicht nicht zusammen passten, erklärt Eitge.
Die TOP3 der unbesetzten Berufsausbildungsstellen:
Hotelfachmann/-frau, Kaufmann/-frau im Einzelhandel, Restaurantfachmann/frau
TOP3 der unversorgten Bewerber:
Kfz.Mechatroniker - PKW-Technik, Industriekaufmann/-frau, Mediengestalter Digital und Print
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