Berlin. Um den Organmangel in Deutschland zu reduzieren, will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Nierenspenden deutlich erleichtern. Das geht aus einem Referentenentwurf hervor, über den der "Stern" berichtet.
Dem Entwurf zufolge soll künftig das bisher vorgeschriebene "Näheverhältnis" bei der sogenannten Überkreuzspende wegfallen. Bislang dürfen Paare, bei denen einer dem anderen eine Niere spenden will, dies aber aus Gründen der Inkompatibilität nicht möglich ist, nur dann mit einem anderen Paar in vergleichbarer Situation "überkreuz" spenden, wenn ein Näheverhältnis zwischen den Paaren existiert.
Künftig kann diese Überkreuzspende ohne Näheverhältnis erfolgen, womit der Empfängerkreis deutlich erweitert wird. Die Spende soll laut Referentenentwurf anonym erfolgen und von Transplantationszentren organisiert werden. Mit der Anonymität soll verhindert werden, dass Geld für ein Organ gezahlt wird. Auch sollen grundsätzlich anonyme Nierenspenden möglich werden. So könnten Menschen in Deutschland künftig aus selbstlosen Motiven eine Niere spenden, ohne dass sie wissen, an wen sie geht. In Ländern wie den USA existiert diese Möglichkeit schon lange.
Experten schätzen, dass die Neuregelung rund 100 Lebendspenden von Nieren mehr pro Jahr bringen könnte. Derzeit werden in Deutschland pro Jahr circa 600 Nieren von lebenden Spendern transplantiert. Klemens Budde, Leiter des Nierentransplantationszentrums an der Charité Berlin, hält die neue Regelung für überfällig: "Jeder Schritt zu mehr Spenden hilft, Menschen von der Dialyse zu befreien und von der Warteliste des Leids zu holen", sagte Budde dem "Stern". Allerdings dürfe man sich keine Illusionen machen, warnt Budde: "Den grundsätzlichen Mangel an Spenderorganen wird es nur unwesentlich verbessern."
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