Berlin. In der Fragestunde des Bundestages am Mittwoch hat Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) das geplante Teilverbot von sogenannten Ewigkeits-Chemikalien (Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen, PFAS) verteidigt. Es liege eine Gesundheitsgefährdung für die Bevölkerung vor, den Vorschlag eines Komplettverbots habe es dennoch nie gegeben, so Lemke. "Das hat es vom deutschen Umweltbundesamt und auch von den anderen Behörden nicht gegeben, sondern in dem Regulierungsvorschlag ist von vornherein vermerkt, dass es im Moment nicht ersetzbare Produkte mit PFAS gibt, die für uns aber essentiell sind."
Derzeit werden PFAS in zahlreichen Bereichen eingesetzt, von der Kosmetik über Möbel und Pflanzenschutzmittel bis hin zur Luftfahrt. "Wenn wir zum Beispiel in der Medizin oder im Löschbereich für Feuerwehrleute bisher keine Ersatzprodukte haben, dann müssen wir dort in Kauf nehmen, dass PFAS weiter eingesetzt werden bis Ersatzprodukte entwickelt worden sind", sagte die Umweltministerin.
Auf die Nachfrage, was die Grünen-Politikerin den 800 Mitarbeitern eines Herstellers von PFAS in Bayern sagen würde, deren Werk der internationale Mutterkonzern will, erklärte Lemke, nach ihrer Kenntnis schließe die Firma weltweit ihre PFAS-Produktion, weil sie mit den negativen Auswirkungen auf Umwelt und Gesundheit offensichtlich ihr Kerngeschäft bedroht sehe. "Das ist keine Entscheidung, die sich auf den deutschen Standort ausrichtet, sondern ein genereller Ausstieg."
PFAS sind extrem langlebig und bauen sich in der Umwelt kaum ab. Dadurch können sie sich leicht verbreiten und über die Nahrungskette in den menschlichen Körper gelangen. Die Chemikalien sind nicht akut giftig. Sie können sich allerdings im Körper anreichern. Einige der Vertreter der Chemikaliengruppe sollen leberschädigend sein. Zudem wird ein Zusammenhang mit verschiedenen Krebsarten, Alzheimer und anderen Krankheiten untersucht.
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