Leserreaktion: Darf Deutschland den "Tag der Befreiung" feiern?

Die Linke fordert, ebenso wie andere Parteien, die Gewerkschaften und antifaschistische Initiativen, den 8. Mai zu einem bundeseinheitlichen Feiertag zu machen. Die Reaktionen der regionalHeute.de-Leser waren dazu unterschiedlich.

Symbolfoto.
Symbolfoto. | Foto: Anke Donner

Region. Die Nachricht, dass sich die Linke Niedersachsen hinter die Forderung stellt, den 8. Mai als "Tag der Befreiung" zum Feiertag in Niedersachsen zu machen, ruft bei den regionalHeute.de-Lesern gemischte Gefühle hervor. Vor allem wurde die Frage laut: Darf Deutschland überhaupt einen "Tag der Befreiung" feiern?



Die Linke fordert, ebenso wie andere Parteien, die Gewerkschaften und antifaschistische Initiativen, den 8. Mai zu einem bundeseinheitlichen Feiertag zu machen. Sogar eine Petition wurde auf den Weg gebracht, um das Vorhaben anzuschieben. Doch braucht das Land wirklich noch einen (Mai-) Feiertag? Und gibt es überhaupt einen Grund, diesen Tag "zu feiern"?

Die Reaktionen der Leserschaft sind unterschiedlich. Während es die einen gut finden, dass Erinnerung und Geschichte wachgehalten werden, glauben andere, dass mit einem weiteren Feiertag nur diejenigen befriedigt werden, die froh über einen weiteren arbeitsfreien Tag sind. Der Gedanke aber hinter dem Tag werde ausgeblendet. Und einige Leser nahmen die Idee wirklich eher pragmatisch auf und kommentierten mit "Kann man machen, bekomme ich wenigsten Feiertagszuschlag" oder "Feiertag hört sich gut an."

Sieg oder Niederlage?


Den meisten Lesern war die Ernsthaftigkeit des Themas jedoch bewusst und es brach vor allem eine Diskussion darüber los, wie sinnvoll oder sinnfrei es ist, von einem "Tag der Befreiung" zu sprechen. So schreibt ein Leser: "...für mich wäre es Geschichtsklitterung wenn wir Deutschen jetzt einen Tag der Befreiung feiern. Die meisten Deutschen fühlten sich nicht befreit. Einen solchen Tag können Juden, Sinti und Roma beziehungsweise Befreite anderer Völker feiern."

"Viele waren Täter, zumindest Mitläufer. Die sahen sich doch nicht als Befreite. Erstmal waren sie Besiegte."

- Ein Leser



"Mag sein, dass sich Täter als besiegte empfunden haben, dass schließt aber den Umstand nicht aus, heute von einer Befreiung sprechen zu können! Hätte man Deutschland damals nicht vom Nazi-Regime befreit, hätten auch die nächsten Generationen unter einer Diktatur leben müssen, wären ebenso zu Tätern geworden und hätten keine Demokratie erleben dürfen! Und ich wiederhole mich gerne, Hunderttausende Überlebende der Shoa werden das sehr ähnlich sehen", hält ein anderer Leser dagegen.

"Wenn Engländer und Franzosen diesen Tag feierlich begehen, ist das nachvollziehbar. Warum wir Deutschen?", fragt ein weiterer Leser und bekommt prompt die Antwort.

"Weil auch die Deutschen froh waren, dass diese schlimme Zeit mit mehr als 60 Millionen Toten vorbei war?"

- Ein Leser



Geteilte Lager


Grundsätzlich war aus den Diskussionen jedoch herauszuhören, dass die Mehrheit einen "Tag der Befreiung" für sinnvoll erachten. Was aber auch ganz deutlich wurde, ist der Blickwinkel auf die Ereignisse und deren Folgen. Dabei sparte man auch nicht daran, Befürworter in die linke Ecke zu stellen und Gegner in die rechte.


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