Braunschweig. Der Bereich unter der Brücke Münchenstraße über das Ringgleis wird aufgewertet. Die Kosten in Höhe von 229.000 Euro werden zu zwei Dritteln aus Mitteln der Städtebauförderung finanziert. Das hat der Verwaltungsausschuss am gestrigen Dienstag beschlossen. Zuvor hatten bereits der Stadtbezirksrat Westliches Ringgebiet und der Planungs- und Umweltausschuss den Vorschlag der Verwaltung befürwortet. Dies teilt die Stadt Braunschweig mit.
"Der Bereich der Straße Westbahnhof, unterhalb der Münchenstraße, stellt mit der prägenden Grünverbindung des Ringgleises das nördliche Eingangstor zum Westbahnhof dar", so Stadtbaurat Heinz-Georg Leuer zur Begründung. "Neben zahlreichen Fußgängern und Radfahrern, die das Ringgleis, den beliebten Freizeitweg auf der ehemaligen Industriegleistrasse, täglich an dieser Stelle passieren, nutzen auch viele Jugendliche den Bereich als Erweiterung des Jugendplatzes, sodass dieser zu einem beliebten Aufenthaltsort geworden ist." Da die Wände der Unterführung seit 2012 legal besprüht werden dürfen, sei die Unterführung Münchenstraße auch ein Begriff in der Graffiti-Szene. Mit der Gründung des Vereins "The Bridge e.V." im selben Jahr wäre der Bereich zu einem wichtigen Veranstaltungs- und Begegnungsort für den Verein geworden. Aktuell stelle dieser Raum - insbesonders bei Dunkelheit - allerdings einen Angstraum dar, was die Verwaltung dazu veranlasst habe, 2017/18 einen Ideenwettbewerb für die Gestaltung des Bereichs auszuloben.
"Es ist ein ausdrückliches Ziel der städtebaulichen Sanierung, die Straßenunterführung am Westbahnhof als Bestandteil des öffentlichen Raumes aufzuwerten und nutzerfreundlich zu gestalten", betonte der Stadtbaurat. Die Aufgabe des Wettbewerbs habe darin bestanden, den bestehenden Raum in einen attraktiven und vor allem sicheren Raum umzugestalten, die Barrierefreiheit zu stärken sowie die Unterführung in das Umfeld einzubinden. Die geplante Maßnahme solle sowohl tagsüber als auch nachts einen positiven Effekt haben und besonders in Bezug auf den Aspekt des Angstraumes eine Verbesserung darstellen. Das Entwurfskonzept solle zudem einen sensiblen Umgang mit dem Ort aufweisen, an dem sich im Jahr 2014 ein tödlicher Unfall ereignet hatte.
Aus dem Wettbewerb seien zwei Sieger hervorgegangen, das Büro Bredelau+Holik und der Lichtkünstler Bernd Schulz. Der Entwurf von Bernd Schulz hätte allerdings nicht verwirklicht werden können, da dieser das Aufbringen von Farbe auf das Brückenbauwerk umfasst habe. Bei einem Anstrich der Brücke bestehe das Risiko, dass entstehende Risse nicht erkannt werden. Aus diesem Grund wäre nur der Entwurf des Büros Brederlau+Holik weiterverfolgt worden. Da der Entwurf an einigen Stellen angepasst werden musste, wurde das Büro aufgefordert, den Wettbewerbsentwurf zu überarbeiten.
So soll die Unterführung künftig aussehen
Der überarbeitete Entwurf verleihe dem Ort die Anmutung einer Lounge mit einer Graffiti-Ausstellung. Durch den Abbruch des Geländers im Bereich der Brücke und die Errichtung von Stufenelementen entstehe ein offener Bereich. Die stringente Wegeführung des Ringgleises werde an dieser Stelle weicher moduliert und die bestehenden Schotterflächen werden größtenteils asphaltiert, sodass sich der Bereich des Ringgleises verbreitere.
Ein besonderes Highlight würden die floralen, leuchtenden Kunstobjekte darstellen, welche teilweise die Brücke überragen und auf den Ort aufmerksam machen. Die Planung umfasse drei 10 Meter hohe Lichtblumen und fünf 5 Meter hohe Lichtblumen. Das florale Muster finde sich zusätzlich noch auf dem Boden wieder und beschreibe das Areal, welches von den Nutzern bespielt werden könne. Die Straße Westbahnhof sei aufgrund von Sicherheitsaspekten von der Gestaltung ausgeschlossen. Neben der Beleuchtung durch die leuchtenden Kunstobjekte, würden die Wände der Brücke mit acht Wandstrahlern, so genannten Wallwashern, ausgeleuchtet, um die Graffiti in Szene zu setzen und zusätzlich für Sicherheit zu sorgen. Der Insektenschutz der Beleuchtung werde im Zuge der Ausführungsplanung berücksichtigt.
Gedenkstätte bleibt unangetastet
Südlich der Brücke sei eine Rampe vorgesehen, um eine barrierefreie Querung der Straße in Richtung Soziokulturellem Zentrum zu ermöglichen. Der Ort der Rampe wäre in einem gemeinsamen Termin der Verwaltung mit dem Behindertenbeirat abgestimmt worden. Die Rampe sei Teil des Gesamtkonzepts zur Querung der Straße Westbahnhof. Der Bereich der Gedenkstätte eines im Jahr 2014 verunglückten Jugendlichen sei nicht Bestandteil der Umgestaltung und bleibe weiterhin unangetastet bestehen. Während der Bauzeit werde die Gedenkstätte geschützt. Im Projekt "Soziale Stadt – Westliches Ringgebiet" stünden ausreichend Haushaltsmittel für das Jahr 2021 zur Verfügung.