Marburger Bund fordert: Kooperation zwischen Göttingen und Braunschweig muss neu aufleben

Die Kooperation sei eine Investition in die Zukunft der medizinischen Versorgung.

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Symbolbild | Foto: pixabay

Braunschweig. Der Marburger Bund Niedersachsen fordert die niedersächsische Landesregierung auf, die geplatzte Kooperation zwischen der Universitätsmedizin Göttingen und dem Städtischen Klinikum Braunschweig umgehend wieder aufzugreifen. Das Projekt sei laut Marburger Bund Niedersachsen aufgrund von rechtlichen Bedenken im Hinblick auf eine Kooperation im Februar auf Eis gelegt worden. Und dort liege es noch immer, heißt es in einer Pressemitteilung am Dienstag.


„Das ist ein völlig falsches Signal für den Wissenschafts- und Medizinstandort Niedersachsen“, kritisiert Hans Martin Wollenberg, Erster Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen. Zwar seien der Ausbau der European Medical School in Oldenburg, die Umwandlung von Teilstudienplätzen an der Universitätsmedizin Göttingen in Vollstudienplätze und auch die just erhöhte Studienanfängerzahl der Humanmedizin an der Medizinischen Hochschule Hannover wichtige Schritte in die richtige Richtung, Wollenberg betont aber: „Das reicht bei weitem nicht. Niedersachsen hat nach Brandenburg die geringste Arztdichte: so kommen auf eine Ärztin bzw. einen Arzt in Niedersachsen rund 238 Einwohnerinnen und Einwohner. Zum Vergleich: der Bundesdurchschnitt liegt hier bei 200. Bundesweit ist die Zahl der Medizinstudienplätze seit 1990 von rund 16.000 auf circa 9.000 Plätze gesunken. In den kommenden Jahren werden mehrere tausend Kolleginnen und Kollegen in Rente gehen. Gleichzeitig steigt der Bedarf an medizinischer Versorgung. Hier muss dringend etwas passieren! Die Wiederaufnahme der Verhandlungen über das Kooperationsprojekt zwischen dem Städtischem Klinikum Braunschweig und der Universitätsmedizin Göttingen muss deshalb umgehend erfolgen!“ Das Land müsse seinen Mittelansatz hier deutlich erhöhen und das Projekt seinerseits auskömmlich finanzieren.

„Wir haben zwar Verständnis für die finanziellen Schwierigkeiten im Landeshaushalt angesichts der Pandemiebewältigung, aber Niedersachsen darf diese Zukunftsinvestition nicht verschlafen. Ein Ausbau der Medizinstudienplätze in Niedersachsen unterstützt nicht nur die medizinische Versorgung, sondern ist aus unserer Sicht auch ein Standortfaktor für den Wissenschafts- und Medizinstandort Niedersachsen“, erläutert Wollenberg. „Ebenso dürfen entsprechende globale Minderausgaben nicht zulasten der Universitätsmedizin in Niedersachsen gehen. Wir investieren hier in kluge Köpfe und in die Zukunft unserer medizinischen Versorgung.“

Andreas Hammerschmidt, Zweiter Vorsitzender des Marburger Bundes Niedersachsen, kritisiert unterdessen die Reaktion des Wissenschaftsministeriums auf eine entsprechende Forderung des Marburger Bundes. Laut Wissenschaftsministerium würde man die Ausbauziele auch ohne eine Kooperation zwischen der Universitätsmedizin Göttingen und dem Städtischem Klinikum Braunschweig erreichen. Zudem würde die Neuschaffung von Medizinstudienplätzen bei der Bewältigung der Corona-Pandemie in Niedersachsen nicht helfen. „Wir können das nicht nachvollziehen“, macht Hammerschmidt deutlich, „gerade im Corona-Jahr zeigt sich doch deutlicher denn je, wie unentbehrlich eine ausreichende medizinische Versorgung sowie ein funktionierendes Gesundheitssystem sind. Niedersachsen darf hier nicht länger nur auf Sicht fahren, sondern muss in die Zukunft blicken. Das funktioniert aber nur mit einem Ausbau der Medizinstudienplätze in Niedersachsen.“ Langfristig könne laut Marburger Bund Niedersachsen durchaus auch eine eigene medizinische Fakultät an der Technischen Universität Braunschweig eine Perspektive sein.


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