Bremen. Mercedes-Benz hat für sein Werk in Bremen Kurzarbeit beantragt. Das bestätigte eine Konzernsprecherin der FAZ (Dienstagausgabe).
Laut Betriebsrat sind von Anfang März an etwa 700 Mitarbeiter über elf Arbeitstage betroffen. Angesichts der zweistelligen Milliardengewinne, die der Konzern vergangene Woche bekanntgegeben hat, stößt das auf Empörung: "Kurzarbeit und Milliardengewinne passen nicht zusammen", sagte Dennis Radtke, stellvertretender Vorsitzender des CDU-Sozialflügels, der FAZ. Kurzarbeit solle eingesetzt werden, um Fachkräfte in schwierigen Zeiten im Unternehmen zu halten. "Öffentliche Gelder für die Gewinnmaximierung zu verwenden ist unanständig." Mercedes-Mitarbeiter haben im vergangenen Jahr nach Angaben eines Konzernsprechers einen zweistelligen Millionenbetrag an Kurzarbeitergeld erhalten.
Er verteidigte den Konzern offensiv gegen die Kritik: Das Kurzarbeitergeld werde aus Mitteln der Arbeitslosenversicherung finanziert, an der sich Mercedes und seine Beschäftigten seit Jahrzehnten beteiligten. "Von 2010 bis März 2020 haben die Beschäftigten von Mercedes-Benz kein Kurzarbeitergeld bezogen. In den letzten 10 Jahren haben Beschäftigte und das Unternehmen einen niedrigen einstelligen Milliardenbetrag in die Arbeitslosenversicherung eingezahlt." Allein an Ertragssteuern habe Mercedes im Jahr 2021 3,3 Milliarden Euro entrichtet, für das abgelaufene Jahr rechne man mit einer ähnlichen Größenordnung.
Ein Großteil davon entfalle auf Deutschland. Der Arbeitsmarktökonom und Chef des Bonner Instituts zur Zukunft der Arbeit Simon Jäger kritisierte die Datenlage bei der Kurzarbeit. "Wir fliegen da in Deutschland komplett blind, weil uns die Daten fehlen." Es gebe neben dem gewünschten Versicherungseffekt einen Mitnahmeeffekt, weil manche Mitarbeiter ohnehin nicht entlassen worden wären, und einen Reallokationseffekt, weil die Mitarbeiter nicht in anderen Unternehmen wechseln.
"Es gibt diese drei Effekte und wir wissen nicht, wie groß sie sind", klagte er.
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