Berlin. Zum nationalen MINT-Gipfel an diesem Dienstag fordert der Arbeitgeberverband Gesamtmetall Bund und Länder auf, der Bildung finanzpolitischen Vorrang einzuräumen. "Bildung ist für unsere Gesellschaft der Schlüssel zu allem und muss deshalb auch bei den Haushaltsdiskussionen absolute Priorität bekommen", sagte Verbandspräsident Stefan Wolf der "Neuen Osnabrücker Zeitung" (Dienstagsausgaben).
Neben einer besseren finanziellen Ausstattung des Sektors brauche es "dringend Mindestbildungsstandards, die verpflichtend gelten, jährlich in jeder Klassenstufe bei sämtlichen Schülern überprüft und ausgewertet werden und die zu konkreten Maßnahmen zur Verbesserung der Bildungsqualität an jeder Schule führen, bis wir am Ziel sind", sagte Wolf: "Denn nur, was man misst, kann man verbessern".
Wolf forderte eine "überfällige Zeitenwende in der Bildung". Laut dem Gesamtmetall-Chef droht sich der Arbeitskräftemangel in den MINT-Berufen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) infolge der demografischen Entwicklung zuzuspitzen. Demnach scheiden jährlich mehr als 64.800 MINT-Akademiker aus Altersgründen aus dem Arbeitsmarkt aus. Es fehle aber an Nachwuchs, um die Lücken zu schließen. Bei den MINT-Facharbeitern steige die Arbeitskräftelücke in fünf Jahren auf 272.000 Personen.
"Die Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie brauchen dringend junge Leute, die sich verwirklichen und Leistung bringen wollen. Und sie müssen möglichst gut qualifiziert sein", sagte Wolf der NOZ weiter. Nicht zuletzt die PISA-Ergebnisse hätten aber gezeigt, dass etwas aus dem Ruder laufe. "Wir haben unsere Schulen und Hochschulen massiv vernachlässigt und es fehlt an Leistungsbereitschaft", sagte Wolf.
Statt Leistung zu belohnen, diskutierten Politik und Gesellschaft über die Abschaffung von Urkunden bei den Bundesjugendspielen oder ob im Jugendfußball Tore nicht mehr gezählt werden. "Das ist ein kompletter Irrweg, der mit großem Kompetenzverlust einhergeht", sagte Wolf. "Wir verletzen damit das Grundrecht auf ordentliche Bildung, das das Bundesverfassungsgericht in einem wegweisenden Urteil Kindern und Jugendlichen zugestanden hat", sagte Wolf.
Bund und Länder müssten dieses Recht endlich ernst nehmen und entsprechend handeln. Das von Bund und Ländern aufgelegte Startchancenprogramm, das bis 2034 eine jährliche Förderung von Brennpunktschulen in Milliardenhöhe vorsieht, bezeichnete Wolf als "Anfang". Er mahnte aber auch: "Eine echte Bildungswende ist davon nicht zu erwarten."
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