Mit UNESCO-Prüfern durch den Geopark

In diesem Rahmen wurde auch das neue Informationszentrum am Baumwipfelpfad in Bad Harzburg eingeweiht.

Eva Ronkainen-Kolb und Holger Kolb sind mit dem Baumwipfelpfad Harz in Bad Harzburg neue Partner des UNESCO-Geoparks und ausgezeichnetes Geopark-Informationszentrum.
Eva Ronkainen-Kolb und Holger Kolb sind mit dem Baumwipfelpfad Harz in Bad Harzburg neue Partner des UNESCO-Geoparks und ausgezeichnetes Geopark-Informationszentrum. | Foto: Harzverband / Zander

Region. Der UNESCO Global Geopark Harz . Braunschweiger Land . Ostfalen (HBLO) feiert 2025 sein zehnjähriges Bestehen. In der vergangenen Woche wurde der Geopark durch die UNESCO überprüft. Zu diesem Zweck besuchten Alberto Gil Toja aus Spanien und Sarina aus China die Region. Auf einer mehrtägigen Bereisung stellte das Geopark-Team den Revalidierenden Höhepunkte des hiesigen Geoparks vor. Das berichtet der Harzverband in einer Pressemitteilung.



UNESCO Global Geoparks gelten als Modellregionen, in denen Geologie, Bildung, Forschung, Tourismus und Regionalentwicklung eng miteinander verwoben sind. Um den Titel zu behalten, durchlaufen sie alle vier Jahre eine Revalidierung – eine internationale Qualitätsprüfung durch unabhängige Expertinnen und Experten anderer Geoparks.

Internationale Delegation zu Gast


Vom 30. Juni bis zum 4. Juli 2025 besuchten die Prüferin Sarina vom Alxa Desert Geopark (China) und der Prüfer Alberto Gil Toja vom Geopark Sierra del Norte (Spanien) die Region. Begleitet wurden sie von Dr. Gösta Hoffmann von der Deutschen UNESCO-Kommission. Von Seiten des Geoparks waren Dr. Henning Zellmer (Geschäftsstellenleiter) und Deborah Trümer (Öffentlichkeitsarbeit und Bildungsarbeit) vom Geopark-Trägerverein Braunschweiger Land – Ostfalen e.V. sowie Esther Czymoch (Leiterin Fachbereich Geopark Harzregion) und Christel Zander vom Harzverband e.V. an der Organisation beteiligt. Dr. Volker Wilde (Vorsitz Geopark-Beirat) begleitet die Bereisung tatkräftig.

Die Revalidierung begann im Kaiserdom Königslutter, einem bedeutenden romanischen Bauwerk, das die enge Verbindung zwischen Kultur und Geoparkgedanken verdeutlicht. Im benachbarten Geopark-Informationszentrum Königslutter erlebten die Gäste die geologische Vielfalt des Braunschweiger Landes. Hier zeigen Fossilien, Gesteine und Landschaftsmodelle in einer Ausstellung die Entwicklung der Region über hunderte Millionen Jahre hinweg – von der Zeit des Muschelkalks bis zur Eiszeit.

Salzhalde Beienrode bei Königslutter


Die Reise führte an weitere bedeutende Orte: wie etwa die Salzhalde Beienrode bei Königslutter. Sie entsteht aus den Rückständen eines stillgelegten Salzbergwerks am Dorm. Heute siedeln sich dort seltene Pflanzenarten an – ein Beispiel für die natürliche Rückeroberung industriell genutzter Flächen.

Im Bördemuseum Ummendorf, ebenfalls Geopark-Informationszentrum, erfuhren die Besucher mehr über die Entstehung der fruchtbaren Lössböden, die in der letzten Eiszeit durch Winde abgelagert wurden und die Magdeburger Börde zur Kornkammer machten.

Geologie trifft auf Archäologie


Am Geopunkt Braunkohletagebau Schöningen trifft Geologie auf Archäologie: In den Schichten des Tertiärs und Quartärs fördern frühere Braunkohletagebaue bedeutende archäologische Funde zutage – darunter Werkzeuge und Siedlungsspuren aus der Jungsteinzeit sowie die berühmten Schöninger Speere.

Am Heeseberg, einem markanten Höhenzug aus Zechsteinkalk und Buntsandstein, zeigen ehemalige Steinbrüche die wirtschaftliche Nutzung der Gesteine. Die vielfältige Flora und Fauna machen das Naturschutzgebiet zusätzlich bedeutsam. Auch geologisch ist der Heeseberg bedeutsam: hier wurden erstmals Stromatolithen wissenschaftlich beschrieben.

Außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien


Am dritten Tag startete die Delegation am Geopunkt Jurameer Schandelah. In den feinen Tonsteinen des Posidonienschiefers aus dem Unterjura entdecken Paläontologen regelmäßig außergewöhnlich gut erhaltene Fossilien – darunter bereits Ichthyosaurier, Plesiosaurier und Flugsaurier. Lehrpfade und Infotafeln erläutern die urzeitliche Meereswelt vor rund 180 Millionen Jahren.

Weiter ging es zur Kaiserpfalz Werla bei Schladen. Auf einem geologisch exponierten Hügelplateau entstand hier ab dem 10. Jahrhundert ein mittelalterliches Machtzentrum. Die geologische Lage – ein leicht zu verteidigendes Plateau mit Blick auf das Umland – prägt die historische Nutzung.

Neue Infozentren und gelebte Regionalität


Ein Höhepunkt der Revalidierung war die feierliche Eröffnung des neuen Geopark-Informationszentrums am Baumwipfelpfad in Bad Harzburg. Von nun an informieren Mitarbeiter die Besucher über Geologie, Naturschutz und Kultur im Geopark. Auch das HarzWaldHaus wird offiziell zur Geopark-Informationsstelle ernannt – ausgestattet mit Broschüren zu allen Landmarken des Geoparks.

Das Geopark-Infozentrum Torfhaus, im Nationalpark Harz gelegen, gehörte zum nächsten Programmpunkt. Danach besuchte die Gruppe das Römerschlachtfeld Harzhorn Wiershausen. Hier treffen sich Erdgeschichte und Archäologie. Den Eigenschaften des Bodens ist zu verdanken, dass die römischen Artefakte gut konserviert wurden. Anschließend faszinierte die ehemalige Tongrube Willershausen, wo über 50.000 Fossilien gefunden wurden – darunter auch Reste von Tapiren, Hirschen und sogar einem Waldelefanten aus dem Miozän.
Kultur, Landwirtschaft und Erdgeschichte vereint.

Neue Kuhbänke eingeweiht


Am vorletzten Tag machte die Delegation Station in Rothesütte mit seiner Geopark-Stele und besuchte das Erlebniszentrum „HEX“. Im Anschluss präsentierter der Brockenbauer Thielecke in Tanne einen Antrag zur Anerkennung des Harzer Roten Höhenviehs als immaterielles Kulturerbe. Die Geopark-Gastgeber nahmen die Gelegenheit wahr, gleich noch die neu gestalteten „Kuhbänke“ am Höhenvieh-Pfad offiziell einzuweihen. Auch die Regionalmarke „Typisch Harz“, vergeben vom Harzer Tourismusverband, wurde als Beispiel für regionale Wertschöpfung vorgestellt.

Die Delegation, bestehend aus dem Geopark-Team und den zwei Entsandten der UNESCO während der Bereisung an einer der zwei neuen Kuhbänke entlang des Höhenvieh-Pfads in Tanne.
Die Delegation, bestehend aus dem Geopark-Team und den zwei Entsandten der UNESCO während der Bereisung an einer der zwei neuen Kuhbänke entlang des Höhenvieh-Pfads in Tanne. Foto: Harzverband / Zander


Am Geopunkt Stahlquelle Neudorf erlebten die Prüfer die Geschichte des Erzbergbaus: Der Neudorfer Bergbaurundwanderweg führt über 15 Kilometer zu Zeugnissen aus über 600 Jahren Abbaugeschichte. Das Wasser der Stahlquelle ist eisenhaltig und färbt sich rötlich – ein geochemisches Phänomen, das sich aus dem Verwitterungsprozess der Erzminerale ergibt.

Die Reise führte weiter nach Silberhütte, wo ehemalige Industrieflächen renaturiert wurden. Nach einer Fahrt mit der Harzer Schmalspurbahn folgte der Besuch der Teufelsmauer bei Weddersleben – eines der bekanntesten Naturdenkmäler des nördlichen Harzes und bedeutendes Nationales Geotop.

Diskussion, Ausblick und nächste Station


Am letzten Tag besichtigte die Gruppe die historische Altstadt von Quedlinburg, UNESCO- Weltkulturerbe, und traf sich anschließend in den Räumen des Harzverbands zur Abschlussdiskussion. Noch ist offen, wie die UNESCO das Ergebnis der Revalidierung bewertet – eine Entscheidung fällt frühestens Ende 2025.

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