Nachbarschaftshilfe: Sollte man Medikamente einfach weitergeben?

Wegen des akuten Medikamentenmangels (Fiebersäfte und Co.) wurde eine "Medikamenten-Flohmarkt" vorgeschlagen. Das kann aber gefährlich werden.

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Symbolfoto. | Foto: Pixabay

Region. Energiekrise, gestiegene Lebenserhaltungskosten: Diese Probleme beschäftigen die Menschen seit Monaten. Nun ereilt uns allerdings ein weiterer Engpass. Die Versorgung mit Medikamenten wird immer schwieriger, so stellte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte fest. Besonders betroffen seien unter anderem Arzneimittel zur Therapie onkologischer Erkrankungen, aber auch alltägliche Schmerzmittel wie Antibiotika und Arzneimittel zur Fiebersenkung bei Kindern. Teilweise wird es zum Glücksspiel, für sein Kind in der Apotheke noch einen paracetamol- oder ibuprofenhaltigen Fiebersaft zu bekommen. Auf der Suche nach Lösungen, sticht ein Vorschlag dabei besonders heraus.



Klaus Reinhardt, Präsident der Bundesärztekammer, äußerte in einem Interview mit der Berliner Morgenpost, dass man doch einen "Flohmarkt" für Medikamente einrichten sollte. Er meint damit, dass Genesene ihre überschüssigen Medikamente weiterreichen sollten - medizinische Nachbarschaftshilfe quasi. Diese Idee stößt allerdings auf Kritik, sogar aus den eigenen Reihen.

Weitergabe nicht sicher


Die Ärztekammer Niedersachsen äußerte sich klar zu dem Vorschlag: "Jede medikamentöse Therapie bedarf einer klaren Indikationsstellung. Wer Tauschbörsen vorschlägt, darf dabei die Arzneimitteltherapiesicherheit nicht ignorieren." Es gebe aus guten Gründen Heilberufe, um die Dosierung von Medikamenten, die vorige Indikationsstellung und auch mögliche Kontraindikationen genau festzulegen, damit Patienten zielgerichtet geholfen werden kann.

Runder Tisch geplant


Doch was gibt es für andere Lösungen? Darüber könnte es demnächst einen interdisziplinären Austausch geben, wie der Braunschweiger Bundestagsabgeordneten Dr. Christos Pantazis mitteilte. Einer Idee nach sollten sich dazu Bundesgesundheitsministerium, das Finanzministerium und Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz mit diversen Stakeholdern aus dem Gesundheitsbereich wie Apotheker, Pharmaindustrie, Ärzteschaft an einen Tisch setzen und eine gemeinsame Lösung finden. Dies sei laut Pantazis auch dringend notwendig, denn: "So wie es ist, geht es nicht weiter!"

„Als Mediziner, Gesundheitspolitiker und Vater macht mir die aktuelle Versorgungslage große Sorgen", so der Bundestagsabgeordnete. Er lobte allerdings, dass bereits ein Eckpunktepapier vorgelegt worden sei. Der Bundesgesundheitsminister greife die zentralen Probleme wie Produktionsabbrüche, mangelnde Diversifizierung der Lieferketten, gestiegene Energie und Transportkosten sowie die Vergütung der Arzneimittel darin auf und unterbreite Lösungsvorschläge. Im neuen Jahr sollen diese Vorschläge dann im Parlament beraten werden, um den
Weg für eine sichere und verlässliche Arzneimittelversorgung freizumachen. Insbesondere müsse die Situation der Kinderarzneimittel schnellstmöglich geklärt werden.


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