Braunschweig. Konrad Koch hat 1874 am Martino-Katharineum als Erster das organisierte Fußballspiel in Deutschland eingeführt. Nun werfen neue Erkenntnisse Fragen auf. Der NDR war aus diesem Grund in Braunschweig und greift das Thema in „Hallo Niedersachsen“ auf.
Im Jahr 1875 brachte Konrad Koch das erste Regelwerk für den Fußball in deutscher Sprache heraus – ein entscheidendes Ereignis für den weiteren Erfolg des Mannschaftssports in Deutschland allgemein. Der Dresdener Historiker Dr. Hans-Peter Hock hat nun herausgefunden, dass im selben Jahr in Lüneburg das erste Fußballspiel auf deutschem Boden nach Regeln stattfand, die den heutigen ähneln. Der NDR hat sich mit dieser Thematik befasst und hier, an Konrad Kochs Wirkungsstätte, noch einmal genau nachgefragt. Der Beitrag soll im Magazin „Hallo Niedersachsen“ in den kommenden Tagen ausgestrahlt werden.
„Die Erkenntnisse des Wissenschaftlers Dr. Hock stehen gar nicht im Gegensatz zu dem, was wir über Konrad Koch wissen.“, so Gerold Leppa, Geschäftsführer der Braunschweig Stadtmarketing GmbH. „Wenn in Lüneburg tatsächlich erstmals ein Fußballspiel nach modernen englischen Regeln gespielt wurde, so freut uns das und es ist ein weiterer Beleg dafür, wie fortschrittlich die Lehrer damals in Norddeutschland mit dem damals ja neuen Thema des Ballsports umgegangen sind. Es dürfte ohnehin an vielen Orten in Deutschland in dieser Zeit eine aufkeimende Begeisterung für Ballsport gegeben haben. Dies ändert nichts an der Tatsache, dass auf Initiative des Braunschweigers Konrad Koch, den Fußball als pädagogisches Mittel im Schulalltag aufzunehmen, der lange und erfolgreiche Weg dieser Sportart in Deutschland geebnet wurde. Bis heute zeigt sich dies in dem von ihm formulierten deutschen Regelwerk für den Fußball, aus dem zum Beispiel die bis heute noch gültige Abseits-Regel stammt.“
Dem Buch „Der Wegbereiter des Fußballspiels in Deutschland. Prof. Dr. Konrad Koch. 1846-1911. Eine Biografie“ von Kurt Hoffmeister ist zu entnehmen, dass zunächst die Regeln eine Mischung aus Rugby und Fußball waren, die es erlaubten, den Ball mit den Händen aufzunehmen. Jedoch entwickelte sich die beliebte Sportart stetig weiter, sodass in vielen Städten Fußball gespielt wurde. Auch wenn Koch selbst die rugbyähnliche Variante als ästhetisch wertvoller empfand, so gab es immer mehr Begeisterung für die „moderne“ Form. 1882 überarbeitet er sein Regelwerk, in denen ab jetzt „Fußball ohne Aufnehmen“ vermerkt war. Nachdem bereits 1875 in Braunschweig der erste Fußballverein gegründet wurde, kamen in den nächsten Jahren weitere Vereine unter anderem in Hannover, Bremen, Berlin und Dresden dazu.
„Diese Braunschweiger Besonderheit soll nicht darüber hinwegtäuschen, dass natürlich die weiter um sich greifende Begeisterung für das Fußballspiel den Weg für die schnelle Verbreitung von Kochs Regeln ebnete. Daran haben die Lüneburger offenbar einen frühen und großen Anteil“, so Leppa weiter.
Konrad Koch
Der Lehrer Konrad Koch (1846-1911) erreichte 1872 die Einführung von Schulspielen an seiner Schule, dem Braunschweiger Martino-Katharineum. Der 1874 eingeführte Fußball war von ihm zunächst als ergänzendes Spiel für den Winter gedacht. In modernen Spielen sah Konrad Koch nicht nur eine hervorragende Möglichkeit zur Motivation seiner Schüler, vielmehr glaubte er an ihren pädagogischen Wert für die Vermittlung körperlicher Konstitution und sozialer Kompetenzen. 1875 veröffentlichte der reformfreudige Pädagoge die ersten deutschen Fußballregeln und gründete den ersten deutschen Fußballverein. Damit gab er den Anstoß zu einer ungeahnten Erfolgsgeschichte.
mehr News aus der Region