Nest verlassen: Nicht alle Jungvögel brauchen Hilfe

Befiederte Jungvögel sind meist mit den Elterntieren in Kontakt und werden auch weiterhin versorgt.

Junge Bachstelzen im Nest.
Junge Bachstelzen im Nest. | Foto: Deutscher Tierschutzbund e.V.

Region. Wenn in den kommenden Wochen die Brutsaison der heimischen Vögel voranschreitet, sollten Tierfreunde nicht vorschnell eingreifen, wenn vermeintlich hilflose, befiederte Jungvögel auf dem Boden sitzen. Darauf weist der Deutsche Tierschutzbund in einer Pressemitteilung hin. So können befiederte Jungvögel zwar hilflos wirken, sie stehen aber meist weiter mit den Elterntieren in Verbindung. Eine gut gemeinte „Rettung“ ist daher nicht nötig. Anders verhält es sich bei aus dem Nest gefallenen, noch federlosen Vogelküken. Diese sind auf menschliche Hilfe angewiesen. Ihre Versorgung und Aufzucht sollte man jedoch Fachleuten in Wildtierauffangstationen überlassen.


„Wer ein Vogelküken ohne Federkleid hilflos am Boden liegen sieht, sollte eingreifen und das Tier – wenn möglich – ins elterliche Nest zurücksetzen“, rät James Brückner, Leiter des Referats für Natur- und Artenschutz beim Deutschen Tierschutzbund. „Dabei darf man die Jungvögel auch berühren: Die Altvögel stören sich nicht am menschlichen Geruch. Wenn das Küken verletzt oder es nicht möglich ist, es zurück ins Nest zu setzen, sollte man das Tier mitnehmen und zu einem Tierarzt beziehungsweise einer Auffangstation bringen“, so der Experte. Für die vorübergehende Unterbringung des Vogels sei am besten ein ausgepolsterter Pappkarton geeignet, der – weil die Tiere häufig unterkühlt seien – am besten im Haus untergestellt werde. Da es gerade für Laien schwierig ist, die Vogelart zu bestimmen, sollte man besser keine Fütterungsversuche unternehmen. Auch Wasser sollte allenfalls älteren Jungvögeln angeboten und keinesfalls in den Schnabel geträufelt werden, da sonst Erstickungsgefahr bestehe. „Wichtig ist, dass die Tiere so schnell wie möglich in sachkundige Hände übergeben werden“, so Brückner.

Eingreifen bei Ästlingen und Nestflüchtern meist nicht notwendig


Anders als noch unbefiederte Küken würden ältere Jungvögel im Geäst oder an geschützten Orten auf die Rückkehr der Elterntiere warten, die sie weiterhin füttern. Die sogenannten „Ästlinge“ seien zwar schon befiedert, aber noch nicht voll flugfähig. Sie würden sich eher hopsend fortbewegen und daher unbeholfen wirken. Diese Tiere würden jedoch keine Hilfe benötigen, es sei denn, sie sind verletzt. Eine Ausnahme würden Alpen- und Mauersegler darstellen: Erwachsene Tiere verbringen ihr gesamtes Leben in der Luft und suchen nur zum Brüten Unterschlupf in hoch gelegenen Mauerspalten. Da die Elterntiere nicht vom Boden starten könnten und daher dort auch nicht landen, würden aus dem Nest gefallene Jungtiere unversorgt bleiben. Sie sollten umgehend an Fachleute übermittelt werden. Kein Handlungsbedarf bestehe dagegen bei Nestflüchtern, wie jungen Enten, Gänsen oder Rallen, die bereits mit einem dichten Dunengefieder zur Welt kommen. Sie seien in der Lage ihr Nest ein bis zwei Tage nach dem Schlüpfen zu verlassen.


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