Düsseldorf. Im Kampf gegen Kindesmissbrauch haben die nordrhein-westfälischen Sicherheitsbehörden immer mehr Fälle zu bearbeiten. "Wir hatten im Jahr 2021 auf das ganze Jahr gerechnet 4.046 Verfahren gegen bekannte Tatverdächtige; 2022 sind es dann 8.713 gewesen. Die Fälle haben sich also mehr als verdoppelt", sagte Markus Hartmann, Leiter der Zentral- und Ansprechstelle Cybercrime (Zac), der "Rheinischen Post".
Noch dramatischer sei die Steigerung bei den Verfahren gegen unbekannte Tatverdächtige: "Da hatten wir 346 Verfahren im Jahr 2021; im Jahr 2022 hatten wir 2.156 Verfahren - das hat sich also mehr als versechsfacht. Das ist schon deutlich und uns eine Verpflichtung, mit genau dieser Intensität die Ermittlungen fortzuführen", betonte Hartmann. Hartmann erklärte den enormen Anstieg der Verfahren mit einer verbesserten Organisation der Strafverfolgungsbehörden - etwa der Einrichtung der Task Force bei der Zac NRW, wodurch viel mehr Fälle aus dem sogenannten Dunkelfeld aufgeklärt werden könnten.
"Die Ermittlungsmechanismen sind sowohl bei uns als auch bei der Polizei und den örtlichen Staatsanwaltschaften viel effektiver geworden", sagte Hartmann. Trotz des personellen und technischen Ausbaus erhalten die deutschen Strafverfolgungsbehörden die mit Anstand meisten Hinweise auf die Täter aus den USA. "Das liegt daran, dass der größte Teil der Internetservices in der Hand US-amerikanischer Unternehmen ist", sagte Hartmann. "Täter laden etwa entsprechende Bilder bei Microsoft, Google oder Amazon in eine Cloud. In den USA werden diese Clouds regelmäßig nach kinderpornografischen Bildern gefiltert."
Sobald es Verdachtsfälle gebe, würden diese von den Unternehmen an die US-Behörden gemeldet. Die Zac NRW, die bei der Staatsanwaltschaft Köln angesiedelt ist, hat sich als bundesweit größte Cybercrime-Einheit der Justiz etabliert. Ihr obliegt die Verfahrensführung in herausgehobenen Ermittlungen im Bereich der Cyberkriminalität.
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