Berlin. Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat am Freitag den diesjährigen Ernährungsreport vorgestellt. Demnach ist der tägliche Fleischkonsum seit 2015 zurückgegangen: Damals gab noch jeder dritte Befragte (34 Prozent) an, täglich Fleisch zu essen - aktuell ist es noch jeder Fünfte (20 Prozent).
Knapp die Hälfte der Befragten (46 Prozent) schränkt den Fleischkonsum bewusst ein. Der tägliche Verzehr von pflanzlichen Alternativen zu Fleischprodukten ist hingegen gestiegen. Zwischen 2020 und 2023 hat sich die Zahl derer, die täglich vegetarische oder vegane Alternativen essen, auf 10 Prozent verdoppelt. Als Grund für die Wahl von vegetarischen oder veganen Produkten nennen 73 Prozent Neugier, jeweils 63 Prozent den Tierschutz oder dass es gut für Umwelt bzw. Klima ist.
63 Prozent erwähnten den Geschmack als Grund. Die Mehrheit der Befragten will, dass sich die Politik für eine artgerechtere Haltung der Tiere einsetzt (91 Prozent). Je rund vier Fünftel der Befragten (78 bis 88 Prozent) ist es wichtig oder sehr wichtig, dass Eier, Brot, Obst, Gemüse, Fleisch und Wurst aus der Region stammen. "Unser Ernährungsreport macht deutlich, was den Deutschen wichtig ist beim Essen: Es muss natürlich schmecken", sagte Özdemir.
Für immer mehr Verbraucher sei auch das Thema Nachhaltigkeit wichtig. "Sie wollen wissen, welche Zutaten im Essen stecken und dass es umwelt- und klimaschonend hergestellt wird. Dazu passt, dass Fleisch seltener auf die Teller kommt, und zwar nicht nur bei Jüngeren", sagte der für Ernährung zuständige Landwirtschaftsminister. "Die Esskultur in Deutschland entwickelt sich rasant weiter, daraus sollte man keinen Kulturkampf machen." Özdemir erklärte, er wolle Verbraucher bei ihrer Entscheidung für regionale Produkte unterstützen.
"Die Menschen wünschen sich eine gute, gesunde und nachhaltige Ernährung. Was auf dem Teller landet, ist und bleibt eine höchstpersönliche Entscheidung", so der Grünen-Politiker. "Unsere Ernährungsstrategie hilft dabei, beim Essen eine echte Wahl zu haben." Die Union sieht den Ernährungsreport als Beleg für eine gescheiterte Ernährungspolitik des Ministers.
"Auch wenn Minister Özdemir fortwährend die Bedeutung von pflanzlichen Alternativen zu tierischen Produkten herausstellt, kann von einem Run auf diese nach wie vor keine Rede sein", sagte Unions-Fraktionsvize Steffen Bilger (CDU) der "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Zwar betone Özdemir immer wieder, "dass jeder Bürger selbst entscheiden solle, was er essen will, aber er konzentriert er sich einmal mehr komplett auf das Thema Fleischkonsum", kritisierte Bilger. Wie es der Grüne mit der Eigenverantwortung der Konsumenten tatsächlich halte, "zeigt sich bei seinen bevormundenden Plänen für umfassende Lebensmittel-Werbeverbote, für die er nicht mal in seiner Koalition Unterstützung bekommt." Für die Ernährungsstrategie des Bundes, "die Özdemir erarbeitet, lässt das nichts Gutes erwarten", sagte der Verbraucherpolitiker.
Für den Report hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa vom 15. bis 26. Mai insgesamt 1.001 Bundesbürger ab 14 Jahren befragt.
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