Peine. Sozialministerin Carola Reimann besuchte im Rahmen ihrer Sommerreise das Modellprojekt „Gut, gelassen und gesund pflegen (3GP)" in Peine. Bei diesem in Braunschweig entwickelten Projekt werden Möglichkeiten zur Stressprävention für Pflegekräfte im Alltag aufgezeigt. Das Niedersächsische Ministerium für Soziales, Gesundheit und Gleichstellung berichtet in einer Pressemitteilung.
„Das Projekt ‚Gut, gelassen und gesund pflegen' ist speziell auf die Bedürfnisse von Pflegekräften zugeschnitten. Denn sie sind besonders hohen Belastungen ausgesetzt. Ich finde es deshalb wichtig und richtig, dass Entspannungstechniken und Stressprävention eine größere Rolle im Berufsalltag spielen. Mir liegt es besonders am Herzen, die Arbeitssituation der Pflegekräfte und die Lebenssituation der Pflegebedürftigen in Niedersachsen zu verbessern. Projekte wie 3GP leisten hier einen wichtigen Beitrag." Das erklärte Niedersachsens Sozialministerin Carola Reimann bei der Besichtigung des Modellprojekts, das die beiden Gesundheitsregionen Gifhorn und Peine seit August 2018 gemeinsam umsetzen. Der Besuch der Sozialministerin in Peine war das zweite von insgesamt fünf Etappenzielen ihrer Sommerreise.
Entwickelt in Braunschweig
Beim Modellprojekt „3GP" handelt sich um ein Stresspräventionsprogramm für professionell Pflegende in der Ausbildung und den ersten Berufsjahren. Es wurde im Rahmen einer Masterarbeit von zwei Psychologinnen der Technischen Universität Braunschweig entwickelt. Im Projekt erlernen die Pflegekräfte individuelle Bewältigungsstrategien bei berufsbedingten Belastungen. So können sie bereits ab Ausbildungsbeginn Fähigkeiten zur Resilienz erwerben und diese im Berufsalltag anwenden. 3GP ist insofern besonders innovativ, als es das erste Programm im deutschsprachigen Raum ist, das speziell die Bedürfnisse von Pflegekräften in den Fokus nimmt. In den Gesundheitsregionen der Landkreise Gifhorn und Peine stößt das Konzept auf großen Anklang.
Dem Pflegenotstand entgegenwirken
„Dieser übergreifende Ansatz ist neu und lobenswert", hob die Sozialministerin hervor. „Denn oftmals führt die anspruchsvolle und belastende Pflegetätigkeit zu einem Burnout oder Coolout, was folglich mit innerer Kündigung oder dem Wechsel in einen anderen Beruf einhergehen kann. Aus diesem Grund sind auch diese Ansätze ein wichtiger Beitrag", unterstrich sie. In den nächsten Jahren werde sich der Bedarf an Pflegeleistungen nochmals massiv erhöhen. „Deshalb müssen wir in der Pflegepolitik heute die Weichen dafür stellen, dass wir auch morgen eine optimale Versorgung gewährleisten können. Und mit „wir" ist nicht nur die Landesregierung gemeint, sondern alle in der Pflege tätigen Akteurinnen und Akteure! Nur gemeinsam werden wir eine zukunftsfeste Pflege sicherstellen können", appellierte Dr. Carola Reimann. Ein wesentlicher Erfolgsfaktor, dem aktuellen Pflegenotstand entgegenzuwirken, seien gut ausgebildete und motivierte Fachkräfte.
Und hier knüpft das Projekt „3GP" genau an: Die Schülerinnen und Schüler können verschiedene Entspannungstechniken erlernen sowie soziale Kompetenztrainings absolvieren. Dank verschiedener Methoden können sie sich ihr eigenes individuelles Anti-Stress-Programm erstellen. Dazu gehören beispielsweise Schulungen zu Akzeptanz, Zeitmanagement und Kognitiver Umstrukturierung. Regelmäßige Belastungsanalysen runden das Konzept ab. Durch die Beteiligung der Gesundheitsregionen Peine und Gifhorn im Verbund ist das Projekt regionsübergreifend. Nach erfolgreichem Abschluss ist es möglich, dieses auch auf andere Regionen oder Gesundheitsberufe zu übertragen.
Sozialministerin Carola Reimann ist von dem Gesamtkonzept überzeugt: „Neben allen theoretischen Überlegungen ist eins wesentlich, nämlich die persönliche Wertschätzung der Menschen, die diese Leistung täglich erbringen. Wir unterstützen die Pflegekräfte dabei, gut mit Belastungsspitzen in der Ausbildung und im Arbeitsalltag umzugehen."
Hintergrund:
Das Land fördert mittlerweile 38 Gesundheitsregionen in ganz Niedersachsen. Neben der strukturellen Förderung für die regionale Vernetzung werden zukunftsweisende innovative Projekte gefördert. Die Projektförderung wird von zahlreichen Kooperationspartnern unterstützt. Dazu gehören die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN), die Ärztekammer Niedersachsen, die AOK Niedersachsen, die Ersatzkassen, der BKK Landesverband Mitte und die IKK classic.
Seit 2014 sind insgesamt 87 Projektanträge vorgelegt und 33 Projekte für eine Förderung im Umfang von insgesamt 2,21 Millionen Euro ausgewählt worden. Die Gesundheitsregion Peine und die Gesundheitsregion Gifhorn werden seit 2014 strukturell gefördert. Beide Kommunen haben für 2019 jeweils die Strukturfördermittel in Höhe von 13.000 Euro bewilligt bekommen.
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