Peine. Wie von Experten prophezeit, hat derzeit die zweite Welle der Corona-Pandemie Deutschland erfasst. Das Robert-Koch-Institut berichtet von neuen Rekord-Zahlen seit Ausbruch der Pandemie im Frühjahr. Und auch in der Region steigen die Zahlen wieder an. Im Landkreis Peine gibt es aktuelle (Stand 23. Oktober) 380 bestätigte Corona-Fälle. In der vergangenen Woche ist es somit zu mehr als 30 Neuinfektionen gekommen, die aktuelle 7-Tage-Inzidenz liegt damit bei 33,53.
Steigende Zahlen und immer wieder erneuerte Verordnungen des Landes stellen auch die Kreis-und Stadtverwaltungen täglich vor neue Herausforderungen. regionalHeute.de hat beim Landkreis Peine nachgefragt, wie man mit der zweiten Welle umgeht und ob man auf ausreichend Personal zurückgreifen kann. Das Gesundheitsamt des Landkreises Peine ist durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und den Anstieg der Infektionszahlen sehr stark gefordert und arbeitet an der Belastungsgrenze, berichtet der Landkreis. Das Personal wurde durch Mitarbeiter aus anderen Fachdiensten verstärkt. Auch an den Wochenenden wird gearbeitet, damit besorgte Bürger aus dem gesamten Kreisgebiet über Testergebnisse informiert oder Infektionsketten nachverfolgt werden können. „Die Zahl der Kontaktpersonen ist im Vergleich zum Beginn der Pandemie erheblich gestiegen. Deshalb haben wir das Unterstützungsteam zur Nachverfolgung deutlich vergrößert. Aufgrund der Erfahrungen aus dem Frühjahr konnten wir die Abläufe optimieren und neue Software einsetzen. Dennoch ist die Arbeitsbelastung für jeden einzelnen sehr hoch“, erklärt Dr. Carit Grothusen, Betriebsärztin des Landkreises Peine.
Innerhalb des Gesundheitsamtes seien derzeit 60 Personen mit der Corona-Pandemie beschäftigt, zum Teil wurden Beschäftigte der Kreisverwaltung aus anderen Fachdiensten abgestellt, um das Gesundheitsamt zu unterstützen, insbesondere bei der Ermittlung von Kontaktpersonen. Zudem sei das Bürgertelefon von Bediensteten der Kreisverwaltung täglich besetzt. Fast das gesamte Personal des Gesundheitsamtes ist mit Covid-19 beschäftigt. Seit mehreren Wochen werden im Testzentrum täglich zwischen 50 und 100 Abstriche entnommen. Täglich finden Besprechungen zur aktuellen Situation, zu veränderten Vorgaben des Robert-Koch-Instituts und des Landesgesundheitsamtes und zum aktuellen Vorgehen statt. Die Mitarbeiter des Bürgertelefons werden vor dem ersten Einsatz durch das Gesundheitsamt geschult und erhalten danach durch den Koordinator des Bürgertelefons Updates, wenn notwendig, teilte Landkreis-Sprecher Fabian Laaß auf Nachfrage von regionalHeute.de mit. "Um die täglichen Tätigkeiten vor allem im Bereich der Kontaktnachverfolgung bewältigen zu können, werden zeitweise bei Bedarf zusätzlich bis zu acht Mitarbeitende aus anderen Fachdiensten abgerufen sowie ehrenamtliche Mitarbeitende des DRK für die Kontaktpersonennachverfolgung und Abstrichentnahmen angefordert", erklärt Fabian Laaß weiter.
Bürgertelefon ausgeweitet
Das Bürgertelefon ist täglich mehrere Stunden besetzt, auch am Wochenende und leitet alle Anfragen entsprechend weiter. Im Gesundheitsamt hat zudem eine Ärztin Rufbereitschaft. Aufgrund der im Moment steigenden Zahlen sind die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes auch an den Wochenenden im Amt anwesend und mit der Kontaktpersonennachverfolgung, mit den Abstrichentnahmen und der Beantwortung der Anfragen beschäftigt. Das Bürgertelefon wurde mit dem erneuten Anstieg der Fallzahlen wieder deutlich ausgeweitet. Zirka 50 Bedienstete der Kreisverwaltung arbeiten auch an Wochenenden im Schichtdienst, um pro Woche rund 750 bis 800 Fragen besorgter Bürger aufzunehmen. Die Anliegen werden erfasst und je nach Thema an das Gesundheitsamt oder die gemeinsame Corona-Fachgruppe des Rechts- und des Ordnungsamtes weitergeleitet. „Das eingesetzte Personal kann jedoch nicht jede Frage sofort beantworten. Allgemein gültige Auskünfte können direkt erteilt werden, gesundheitliche Fachfragen und Fragen zu Änderungen der Corona-Verordnung werden weitergeleitet. In erster Linie geht es uns darum, dem Gesundheitsamt den Rücken freizuhalten“, erklärt Achim Effenberger, Koordinator des Bürgertelefons.
Die Gespräche würden überwiegend freundlich verlaufen. In den vergangenen Wochen sei allerdings vermehrt festzustellen, dass sich der Tonfall der Anrufer verschärft habe. Beleidigungen und ungebührliches Benehmen seien an der Tagesordnung. Manche Anrufer würden sich über Mitarbeiter des Bürgertelefons lustig machen oder mehrmals täglich mit abstrusen Fragen anrufen, so Effenberger. „Alle Kolleginnen und Kollegen des Bürgertelefons haben sich freiwillig gemeldet, um für die Anliegen unserer Bevölkerung da zu sein. Der raue Ton mancher Anrufer stellt in dieser für uns alle herausfordernden Situation eine zusätzliche und unnötige Belastung dar. Im Sinne eines respektvollen Miteinanders möchte ich darum bitten, Anliegen in angemessener Art und Weise vorzubringen“, sagt Achim Effenberger. Der Landkreis behalte sich zudem vor, Beleidigungen strafrechtlich zu verfolgen.
Verdacht auf Corona - was ist zu tun?
"Bei Verdacht auf eine Corona-Infektion sollte sich jeder Bürger zunächst an den Hausarzt wenden", rät Laaß. Dieser könne dann entweder selbst testen oder eine Überweisung an das Testzentrum ausstellen. Das Gesundheitsamt wird dann vom Hausarzt informiert und nimmt Kontakt zum möglicherweise Erkrankten auf, um einen Termin im Testzentrum zu vereinbaren. Den Betroffenen wird empfohlen, sich bis zum Vorliegen des Testergebnisses in Isolation zu begeben. Nach Vorliegen des Testergebnisses, wird der Betroffene vom Hausarzt oder vom Gesundheitsamt informiert. Bei Vorliegen eines positiven Corona-Tests wird eine 14-tägige Quarantäne angeordnet. Zudem werden die Kontaktpersonen ermittelt und kontaktiert. Bei Personen der Kontaktgruppe 1 wird ebenfalls eine 14-tägige Quarantäne angeordnet und sie werden abgestrichen. "Bei Kontaktpersonen der Gruppe 1 bleibt die Quarantäneverordnung weiterhin über 14 Tage bestehen, auch wenn ein negatives Testergebnis vorliegt. Sollte die Kontaktperson innerhalb der 14 Tage Symptome entwickeln, wird sie erneut abgestrichen", sagt Fabian Laaß.
Landkreis ruft zu respektvollem Miteinander und Einhaltung der Corona-Regeln auf
Der Krisenstab des Landkreises tagt mittlerweile wieder zweimal wöchentlich, um über die steigenden Fallzahlen und eventuelle notwendige Gegenmaßnahmen zu beraten. Ein zentrales Thema dabei ist der Umgang der Bevölkerung mit den Corona-Regelungen. „Leider müssen wir bei den gemeinsamen Kontrollen von Polizei, Stadt und Landkreis immer wieder Verstöße gegen die Maskenpflicht und das Abstandgebot feststellen. Deshalb möchten wir noch einmal eindringlich an die Bevölkerung appellieren, sich an die Vorschriften zu halten. Maske-Tragen und Abstand sind wirkungsvolle Maßnahmen, um die Ausbreitung der Pandemie abzudämpfen sowie sich und andere zu schützen“, erklärt Landkreissprecher Fabian Laaß. „Für uns alle ist diese Pandemie eine große Herausforderung, der wir nur gemeinsam begegnen können. Dazu gehört – bei allen Belastungen und Einschränkungen – ein respektvoller Umgang miteinander. Jeder Einzelne sollte deshalb nicht nur an sich, sondern auch an andere denken“, so Laaß.
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