Peine. Der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienst des Polizeikommissariates Peine, Stefan Weinmeister, präsentierte jetzt die Polizeiliche Kriminalstatistik für 2022. Die Zahlen hätten hierbei die erwarteten Werte ergeben. So stieg die Gesamtzahl der Straftaten nach der coronabedingten Delle auf 7.250 (Vorjahr 6.617) an. Dieses entspricht einem Anstieg um 9,57 Prozent. Das teilt die Polizei in einer Pressemitteilung mit.
Der Anstieg sei für den Bereich Peine insbesondere durch die erhöhten Fallzahlen bei Körperverletzungsdelikten (+165), Waren- und Warenkreditbetrügereien (+ 155) und Ladendiebstählen (+ 88) zu erklären, Deliktsfelder, die durch die Pandemie bedingt zurückgegangen waren.
Aufklärungsquote gesunken
Die Aufklärungsquote für den Bereich Peine lag mit 59,32 Prozent 2,41 Prozentpunkte unter dem Landesschnitt. Eine Erklärung hierfür sei zum Beispiel ein deutlicher Rückgang der Aufklärungsquote bei den Fahrraddiebstählen um 17,28 Prozent. Dieses wiederum sei damit zu begründen, dass in 2021 ein Serientäter nach umfangreichen Ermittlungen identifiziert und ihm eine Vielzahl von Taten nachgewiesen werden konnte. Damit einhergehend sank auch die Zahl der Fahrraddiebstähle auf nun 213 im Jahr 2022 (Vorjahr 246).
Mit der so genannten Häufigkeitszahl (Anzahl Straftaten pro 100.000 Einwohner) wird die Kriminalitätsbelastung dargestellt. Mit 5.294 Straftaten lag der Landkreis Peine unter dem Niveau vor der Pandemie (5.319 in 2019) und auch deutlich unter dem Landesschnitt von 6.578.
Drei Viertel der Verdächtigen sind Männer
Insgesamt wurden in Stadt und Landkreis Peine 3.263 Tatverdächtige ermittelt. Hierbei handelt es sich in knapp über 76 Prozent um Männer (2.490). Dieser Wert sei über die letzten Jahre gesehen nahezu konstant. Hiervon waren insgesamt 434 Personen Kinder und Jugendliche bis 18 Jahre. Damit ist der prozentuale Anteil an den Gesamttatverdächtigen im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (2021: 13,89 Prozent gegenüber 13,30 Prozent in 2022). Auch der prozentuale Anteil von nichtdeutschen Tatverdächtigen (1.005) ist auf 30,80 Prozent gesunken (2021 32,54 Prozent).
Erwartungsgemäß ist im Jahr 2022 auf die Zahl der Personen, die Opfer einer Straftat geworden sind, gestiegen. Während es im Jahr 2021 noch 1.231 Personen betraf, sind im Jahr 2022 1.555 Personen betroffen (864 männliche und 691 weibliche Opfer). Rund zwei Drittel der Opfer waren dabei über 21 Jahre alt (1.009), 107 waren 60 Jahre und älter. "In der Regel steigt mit dem Älterwerden zwar die Angst davor, Opfer einer Straftat zu werden, rein statistisch ist diese Angst aber so nicht begründbar", so die Polizei.
Keine Vergleichszahlen bei häuslicher Gewalt
Die Delikte rund um das Thema „Häusliche Gewalt“ werden seit 2021 in der Polizeilichen Kriminalstatistik verändert erfasst und ausgeworfen, so dass für das Jahr 2022 keine Vergleichszahlen zu den Vorjahren herangezogen werden könne. Mit den nun geltenden Erfassungsrichtlinien wurden für die Stadt und den Landkreis Peine insgesamt 383 Taten erfasst, die der häuslichen Gewalt zuzurechnen sind. Davon waren 225 Delikte im Bereich der partnerschaftlichen Gewalt.
Im Fokus liegt auch im Landkreis Peine die Gewalt gegen Polizei und Rettungskräfte. Die Fallzahlen von Widerständen und tätlichen Angriffen stieg um 11,43 Prozent auf nun 39 Fällen im Jahr 2022 (2021: 35). Weiterhin wurden 16 Straftaten gegen den Vollzugsbeamten gleichgestellten Personen begangen. Dieses Delikt umfasst auch die Gewalt gegen Rettungskräfte.
Die Lage in der Südstadt
Ein immer wieder kehrendes Thema ist für die Stadt Peine die Kriminalität in der Südstadt. Dabei werde die Polizei nicht müde zu erklären, dass es sich hier um eine kleine Gruppe von Kriminellen handele, die einen gesamten Stadtteil durch ihr Verhalten in Verruf bringe. Das subjektive Sicherheitsgefühl werde allerdings durch sehr offen zutage tretender Kriminalität erheblich beeinträchtigt. Hierbei seien die Gefangenenbefreiung nach einem vorangegangenen Betäubungsmittelhandel im Juni 2022 und die schweren Landfriedensbrüche im Juli und kurz vor dem Jahreswechsel erwähnt.
Dazu sagt Erster Kriminalhauptkommissar Stefan Weinmeister: „Wir werden nicht zulassen, dass bei einer verhältnismäßig kleinen Gruppe von Kriminellen das Gefühl entsteht, sie könnten einen öffentlichen Raum für sich beanspruchen. Spätestens seit der Silvesternacht haben diese Personen auch offen ihre Ablehnung gegen das geltende Rechtssystem gezeigt." Die durchweg positive Resonanz aller anderen Bewohnerinnen und Bewohnern der Peiner Südstadt auf die seit Wochen andauernden Kontrollen zeige, dass man als Polizei angemessen und abgestimmt auf das gezeigte Verhalten reagiere.
Eigene Einheit geschaffen
Parallel zu den Maßnahmen habe man eine Einheit im Ermittlungsdienst implementiert, die sich mit der auftretenden Kriminalität in der Südstadt täterorientiert befasst. "Wir sind uns sicher, dass der eingeschlagene Weg seine Wirkung nicht verfehlt", so Weinmeister.
Aber auch das Deliktsfeld der Häuslichen Gewalt wolle man weiter im Fokus behalten. "Hier dürfte die Dunkelziffer weiterhin sehr hoch sein, so dass wir uns erhoffen, dass wir durch unsere intensive Ermittlungsarbeit weitere Opfer dazu ermutigen können, sich zu offenbaren“, betont der Leiter des Kriminal- und Ermittlungsdienstes.
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